Netflix: ARMY OF THIEVES - Matthias Schweighöfer
ARMY OF THIEVES ist der Vorläufer zu ARMY OF THE DEAD von Zack Snyder. Ich habe den Trailer zu letzterem mehrfach auf Netflix gesehen, in dem, wie heute üblich, die ganze Geschichte gezeigt wird, so dass ich das Interesse verlor (früher waren Trailer eine Kunst), zudem mich die meisten Filme aus dem Zombie-Genre ohnehin nicht interessieren, da sie unoriginell sind.
Auf ersteren wurde ich aufmerksam durch Kompagnon und Mitstreiter Alan "The Explorer" Lomax, der sich sehr positiv über den Film äusserte. Doch das war nicht der Grund ihn sich anzusehen, sondern er äusserte sich positiv über den Hauptdarsteller und Regisseur: Matthias Schweighöfer!
Humorvoll zu sein und dabei Geschmack zu beweisen, das ist schwer und wenn sich Dilettanten dieser schwierigen Aufgabe annehmen, kann alles ganz schnell im Trash enden. Dass die Kombination geschmackvoller Humor funktionieren kann, bewies einer der Meister des Faches: Billy Wilder. Wilder verstand es, wie viele Regisseure von Screwball Komödien übrigens auch, Witz gekonnt mit Style zu verbinden.
Genau das ist Matthias Schweighöfer auf höchst elegante und stilvolle Art in ARMY OF THIEVES gelungen. Gerade die Zuschauer zum Lachen zu bringen, die im Kino bereits "jede" Pointe, "jeden" Witz kennen, das ist noch schwieriger und trotzdem schafft es Schweighöfer einen zum Lachen zu bringen und das nicht nur einmal, sondern mehrmals! Der Drehbuchautor "Shay Hatten" sagt mir nichts, vielleicht ist das auch nur ein Pseudonym, aber Hatten und Schweighöfer haben es geschafft, einen der unterhaltsamsten Filme der letzten Zeit zu inszenieren.
Dem Regisseur gelingt das Kunststück, den Zuschauer von der ersten Sekunde an zu fesseln. Alles wirkt frisch, neu, unverbraucht und vor allem beweist Schweighöfer Mut darin, dramaturgisch einen Off-Kommentar zu nutzen, um die Handlung zur erklären, ein Kniff, der sonst in der Filmwelt "verpönt" ist.
ARMY OF THIEVES hat Stil, ist elegant inszeniert und erlesen fotografiert und ja, ich stimme ausnahmsweise mit Alan Lomax überein - was Hans Zimmer betrifft - dass seine Komposition mit Steve Mazzaro, beide überzeugten jüngst auch bei NO TIME TO DIE, sehr gelungen ist, Wagner lieferte die Blaupause.
Was an ARMY OF THIEVES beeindruckt, sind Timing und Schnitt, insbesondere in der ersten Hälfte des Films. Der Schnitt eines Films ist am Ende des ganzen Prozesses die eigentliche Kunst! Schweighöfer und sein Cutter zelebrieren geradezu einen luftigen-lockeren Tanz um das "Celluloid" und dadurch gelingt es Ihnen, den Zuschauer zu halten. Die Einleitung, die Einführung des Hauptdarstellers, die Entwicklung der Geschichte, die Lenkung in die richtigen Bahnen, das alles zusammen mit der Musik und einem ruhigen (!) Rhythmus machen den Film attraktiv.
Zum Humor sei noch anzumerken, dass sowohl der Regisseur als auch sein Drehbuchautor auf sehr witzige Weise mit Stereotypen in Filmen jonglieren und diese auf neuartige Weise karikieren. Was Nerds betrifft, gelingt Schweighöfer ein absoluter Volltreffer. Er zeigt seine Bewunderung für diese Randgruppe der Gesellschaft und persifliert sie zeitgleich, ohne sich lustig zu machen oder gar den Respekt zu verlieren. In diesem Punkt erzielt der Film die meisten geistreichen Lacher. Wunderbar übrigens, wie Schweighöfer in alldem noch eine grandiose "Zeigefingernummer" integriert und die Zuschauer für Wagner und Mythen begeistert.
ARMY OF THIEVES - Danke Mr. Lomax für den Hinweis - ist elegante, stilvolle, humorvolle und sehr professionelle Unterhaltung über dem sonst üblichen "Niveau" der Streaming Plattformen.
Menschen mit dem Vornamen Matthias können es nicht ausstehen, zumindest nach der Erfahrung in meinem Bekanntenkreis, wenn man ihren Vornamen abkürzt, aber ich komme einfach nicht umhin ein wenig despektierlich anzumerken:
Super gemacht "Matze"!
Rick Deckard