Jungle Cruise - Disney Plus
Die eine Blüte, um alle Krankheiten zu heilen! Ein Jahrhunderte währender Wunsch der Menschheit. Um sie zu finden, macht sich eine kleine Expedition in die Untiefen des Amazonas auf, umgeben von Dschungel, wilden Tieren und allerlei Gefahren, um einen sagenumwobenen Mythos, der sich um diese Blüte rankt, zu prüfen.
Die Botanikerin Dr. Lily Houghton, gespielt von (der bezaubernden) Emily Blunt, macht sich aus London mit ihrem Bruder alleine nach Südamerika auf, da die (aus alten Männern mit grauen Haaren bestehende) wissenschaftliche Eminenz ihr nicht glaubt. In Brasilen angekommen, sucht Sie nach einem Boot mit Kapitän und findet beides in Form von Frank Wolff (!), gespielt von Dwayne "The Rock" Johnson und der "La Quila". Gemeinsam machen sich die drei auf den Weg, zu einem wilden und gefährlichen Abenteuer.
Was wie der Beginn einer "Gute Nacht Geschichte" klingt, ist gelungene und sehenswerte Unterhaltung für die ganze Familie. Disney ist mit Jungle Cruise ein fast klassischer Abenteuerfilm alter Schule gelungen. Fremde Länder, ein keifendes Paar, das sich neckt und liebt, lustige Dialoge, jede Menge Action und Abenteuer. Es macht Vergnügen, sich den Film anzusehen, weil die (berühmte) Chemie zwischen den Hauptdarstellern stimmt, die Handlung zwar nicht überrascht, aber trotzdem bei Laune hält und die Balance zwischen Comedy und Ernsthaftigkeit gut austariert ist. "Fast" nur deswegen, weil die am Computer generierten Sequenzen künstlich wirken, aber das ist nur der einzige Wermutstropfen. Design, Kostüme, Landschaften, Fotografie und Musik, alles professionell.
Jungle Cruise ist entspannte, lockere Unterhaltung und sorgt für zwei sehr vergnügliche Stunden.
Die alte Zeit hatte John Wayne, die Moderne hat Dwayne "The Rock" Johnson (DJ). Der Mime wird immer sympathischer. Scheinbar braucht jede Generation einen Actionstar, ob Sly oder Jean-Claude, Arnold oder Dwayne. Das erste Mal habe ich DJ als Bob Stone in Central Intelligence gesehen. Seine Leistung als Bob Stone hätte einen Oscar verdient. Sensationelle Performance. Hier und dort lief er mir auch in der Ultra-Trash Reihe "Fast & Furios" über den Weg. In Jungle Cruise überzeugt er mit Physis und Emotion. Trotz seiner Körperlichkeit schafft er es mit seinem Spiel Sympathiepunkte zu ergattern. Respektable Leistung. Kein Wunder, dass er so viele Follower in den Social Media hat.
Das Strickmuster von Jungle Cruise ist simpel, "Indiana Jones meets African Queen". Der abenteuerlustige Archäologe und John Hustons Klassiker mit Bogart und Hepburn stand zweifelsohne Pate. Ein Hauch Mythos und Fantasie und fertig ist der Instantfilm und doch ist Jungle Cruise auf seine Weise charmant. Das liegt an der Machart und (ohne mich verteidigen zu wollen) seien wir doch ehrlich: Nicht jeder Film muss ein Meisterwerk oder einer für die 10er Liste sein. Bisweilen reicht einfach gute Unterhaltung.
Dass das gelingt, liegt auch an der (umwerfend schönen) Emily Blunt. In jeder Szene ein Hingucker, eine gute Schauspielerin ist sie ohnehin. Ähnlich wie Johnson, meistert auch sie alle Actionszenen und überzeugt als toughe Botanikerin mit Spleen. Die Filmografie der Aktrice überzeugt bislang mit durchweg gutem bis überdurchschnittlichem Mainstream-Kino. Ich traue mich noch nicht an A Quiet Place, weil ich Blunt nicht leiden sehen möchte. Lomax' ist absolut begeistert von diesem Film und eines Tages werde ich ihn mir ansehen.
Achten Sie bitte genau darauf, wann und wie Disney den Film mit " ... präsentiert" einblendet und stellen Sie sich, nachdem Sie den Film gesehen haben, an dieser Stelle den lachenden Emoji mit verkniffenen Augen und zur Seite geneigtem Kopf und Lachtränen in den Augen vor. Disney versucht mitzuhalten, aber in dieser Hinsicht gelingt das nicht. Das ist ganz große Kunst. Ganz große Kunst auch die Performance von Jesse Plemons als Prinz Joachim (!). Bitte für den Oscar nominieren liebe Academy!
Jungle Cruise ist auch aus filmmusikalischer Sicht bemerkenswert, weil Veteran James Newton Howard eine sehr schöne Musik zu dem Film komponiert hat (mit Ausnahme einer Instrumentalversion von Metallica), die bereits beim Betrachten des Films auffällt und nach und nach eigenständig wird. Ein Motiv, ein Thema, ist nur bei genauem Hinhören zu filtern, aber das ist nicht wesentlich, weil allein eine orchestrale Musik, abseits von dem üblichen Synthie-Gedröhne, zu hören eine pure Freude war.
Viel Spaß auf der Suche nach der Blüte.
Aus dem Dschungel,
Rick Deckard