The Big Short

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  4. August 2021, 18:00  -  #Filme

The Big Short

Wären Sie in der Lage, mit wenigen Sätzen zu erklären, was die Ursache der Finanzkrise 2008 war? Ich auch nicht.

 

Hieraus lässt sich bereits die Komplexität des Ereignisses erahnen. Der 2015 von Adam McKay inszenierte Film beschäftigt sich genau mit der Eingangs gestellten Frage. Am Ende ist man nicht schlauer als zu Beginn, aber trotzdem macht es Spaß, den Film zu sehen, denn man kriegt eine Ahnung davon, wie verzwickt und undurchschaubar der Finanzmarkt ist.

 

The Big Short ist ein wahres Diaglogfeuerwerk und bisweilen mutet der Film an wie ein Kriegsfilm ohne Waffen, Gewalt und Tote. Er lässt sich aus zweierlei Perspektiven betrachten: Da wäre zunächst die Handlung, die Ereignisse, die zur Krise führten. Auf der anderen Seite die Machart.

 

Das Faszinosum an diesem Film ist, dass es ausserordentlich schwer ist, der Handlung zu folgen, weil die Protagonisten ein Vokabular verwenden, deren Definition und Gebrauch man als dem Finanzwesen fremder Mensch nicht kennt und versteht, andererseits ist man gefesselt von eben genau dieser Handlung und folgt gebannt der Geschichte. 

 

Wir bekommen gezeigt, wie ein Hegefond-Manager die Vorzeichen der Krise erahnt und daraufhin beginnt gegen die Blase, den Zusammenbruch zu wetten. Einige Investment-Banker und Fondsmanager erfahren von diesen Geschäften und versuchen ebenfalls davon zu profitieren.  Obwohl man so gut wie nichts versteht, schaffen es der Regisseur und seine Autoren uns zu unterhalten.

 

Das liegt an der Machart des Films. The Big Short ist furios inszeniert. Bisweilen kommen Erinnerungen hoch an die Politthriller der 70er Jahre. Achten Sie insbesondere auf die Montage, den Schnitt, die Verwendung der Musik und die Kameraführung. Sensationell! An den kniffligen Stellen des Films verwenden die Macher einen Kniff, so gesehen zum Beispiel in der britischen Originalversion von House Of Cards, in der sich der Protagonist dem Publikum zuwendet und Erläuterungen macht. Dieses Prinzip wendet McKay auch an und lässt bekannte Schauspielerinnen, Wissenschaftler, gar Starköche Begriffe aus der Finanzwelt erklären. Durch diesen Clou werden wir an die Hand genommen und durch die Geschichte geführt. Superb!

 

The Big Short ist ein Schauspieler-Film, zu sehen sind exzellente Leistungen von Christian Bale, der einen ziemlich verschrobenen Typen spielt, Steve Carell und Ryan Gosling (beide mit sensationellen Frisuren). Das Zusammenspiel aller Akteure und deren wahrhaftige Darstellung macht diesen Film besonders sehenswert.

 

Auch, wenn man am Ende ziemlich verwirrt ist, so bekommt man doch sehr plastisch vor Augen geführt: Hier sind Menschen am Werk, deren einziger Motor die Gier ist. Die Gier nach Geld und noch mehr Geld. Dieser animalische Antrieb, losgelöst von jedweder Moral und Skrupel, zeigt eine Facette des Menschen, die faszinierend und abstoßend zugleich ist. Das ganze System ist derart pervertiert, dass die Folgen die eigenen Spekulation für andere in keiner Weise auch nur annähernd in Erwägung gezogen werden. Denn am anderen Ende einer Investition, einer Wette, standen Menschen, die alles dadurch verloren, buchstäblich auf der Strasse landeten. Jedoch wäre es zu kurz gedacht, dass nur den "Finanzhaien" in die Schuhe zu schieben.

 

Außerordentlich sehenswerter Film, brillant inszeniert, der mit hervorragenden schauspielerischen Leistungen aufwartet und zum Nachdenken anregt.

 

Lange keinen so guten Film mehr gesehen.

 

Rick Deckard

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