Shamus - Jerry Goldsmith (Intrada Records)

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  1. August 2021, 13:51  -  #Orchestrale Musik, #Jazz, #Filmmusik

Shamus - Jerry Goldsmith (Intrada Records)

1973 erschien der von Buzz Kulik inszenierte Kriminalfilm mit Burt Reynolds in der Hauptrolle in den Kinos, zu Deutsch "Der Spürhund", wobei der Originaltitel eigentlich eine althergebrachte Bezeichnung für einen Schnüffler, Privatdetektiv meint.

 

Burt Reynolds war ein Actionstar der Siebziger Jahre, Typen wie ihn werden wir im zeitgenössischen Kino nicht mehr sehen. Seine filmische Vita reicht von 1961 bis 2018! Viele seiner Filme sind bereits in Vergessenheit geraten und man hätte sich gewünscht, dass Tarantino ihm in einem seiner Filme eine Cameo gewährt hätte. Einige werden ihn vielleicht aus dem populären Film Auf dem Highway ist die Hölle los kennen. 

 

In Schamus spielt er einen Privatdetektiv, der beauftragt wird, einen Raubüberfall aufzuklären. Als Komponist wurde Jerry Goldsmith verpflichtet und er zeigt auch bei unbedeutenden Filmen wie diesen seine Professionalität und Meisterschaft. Filmmusik ist funktionale Musik, sie dient einem Zweck und lässt sich am besten unbewusst im Kino geniessen. Nerds (Nerd ist laut Wikipedia ein an einem Spezialinteresse hängender Mensch mit sozialen Defiziten - ich würde eher den Begriff Individualist mit speziellem Interesse vorziehen) wie ich einer bin, mit einer sehr großen Leidenschaft für das Kino und Musik im Allgemeinen, kaufen diese Filmmusiken jedoch, um sie abseits der Bilder zu geniessen. Das liegt an dem Interesse für orchestrale, klassische, Jazz-Musik.

 

Genau dieses Interessengelage erfüllt Goldsmith mit seinem Score. Er wählt ein kleines Orchester hauptsächlich aus Streichern und ergänzt es um Bässe (u.a. Fender Bass), Percussions, Klavier, Orgel, Gitarre und einen Moog-Synthesizer. Das reicht ihm, um die Bilder zu untermalen. Die Musik zu Schamus ist eindeutig ihrem Zeitgeist geschuldet. Es ist eine perfekte Melange aus PoP, Jazz-Anklängen und Sinfonik. Goldsmith beginnt mit einer relaxten Nummer (https://youtu.be/jp9NswSxNG0), mit 04:10 Min. ungewöhnlich lang, aber keineswegs langweilig und liefert im Verlauf Action-Passagen und Romantik im Gleichgewicht. 

 

Seine Meisterschaft besteht darin, dass diese funktionale Musik auch losgelöst von den Bildern ihre eigene Qualität entfaltet, weniger, weil sie eine Geschichte musikalisch erzählt, viel mehr, weil sie abgekoppelt von ihrem Sinn einfach als Musik wunderbar anzuhören ist. Es macht Spaß zu hören, wie Goldsmith komponierte, welche Ideen er entwickelt, wann und wie er welche Instrumente miteinander verbindet. In der Rhythm-Section benutzt er zum Beispiel hier und dort Tablas (ein indisches von Hand gespieltes "Schlagzeug", welches in den 70er-Jahren sehr populär war), setzt einen Fender Bass ein oder den Moog-Synthesizer (was für ein schöner Klang neben dem Fender Rhodes, hier nicht zu hören) und kreiert auf diese Weise vibes, die speziell an dieses Jahrzehnt erinnern, aber auch eine entspannte Stimmung hervorrufen. Vintage Goldsmith!

 

Intrada Records hat die Musik auf CD veröffentlicht. Mit 25:50 Min. Laufzeit eine kleine, wunderbare Perle für alle Filmmusik-Afficionados. 

 

Aus New York,

Rick Deckard

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