A Bridge Too Far (Die Brücke von Arnheim) - John Addison
Ich liebe Filme. Ich liebe Musik. Filmmusik vereint beides.
Richard Attenborough ist, neben David Lean, einer meiner sehr geschätzten Regisseure aus dem Vereinigten Königreich, Alfred Hitchcock selbstredend nicht zu vergessen. Beide (Lean und Attenborough) einte die Fähigkeit Monumentalepen zu drehen. Episches Kino dieser Qualität wird vermutlich nie wieder im Kino zu sehen sein.
1977 drehte Richard Attenborough A Bridge Too Far, einen Kriegsfilm, der die Operation Market Garden der Alliierten zum Thema hat, den Versuch 35 000 Fallschirmjäger hinter feindlichen Linien abzuwerfen, damit sie strategisch wichtige Brücken im Grenzgebiet von den Niederlanden zu Deutschland besetzen und halten, um Bodentruppen den Weg ins Ruhrgebiet und schlussendlich nach Berlin zu ebnen.
Wie man aus der Historie weiß, wurde das Unternehmen zu einem Desaster und führte zu unfassbaren Verlusten seitens der Alliierten. Der Versuch die besonders wichtige Brücke von Arnheim einzunehmen scheiterte, daher der Titel des Films. Die Brücke von Arnheim wurde von Kritikern nicht gut angenommen, zum Teil heftig für seine historischen Ungenauigkeiten kritisiert, als auch für seine Überlänge und Machart.
Ich kann mich dem überhaupt nicht anschließen. Persönlich führe ich den Film in einer Bestenliste und halte ihn für ein beeindruckendes Epos, gerade durch sein Pathos. Meiner Meinung nach gelingt es Regisseur Richard Attenborough das Debakel mit so vielen unzähligen Verlusten an Menschenleben mit Würde auf die Leinwand zu bringen.
Die ganze Tragik, die menschlichen Verluste, der Wahnsinn des Krieges, menschliche Eitelkeit und menschliches Unvermögen, all das wird von dem Drehbuchautoren William Goldman im Drehbuch professionell miteinander vereint.
Die Besetzung ist unglaublich: Dirk Bogarde (vergessener, großartiger Schauspieler!), Michael Caine, Edward Fox, Gene Hackman, Hardy Krüger (!), Ryan O' Neal, Maximilian Schell (!), James Caan, Sean Connery, Elliott Gould, Anthony Hopkins, Laurence Olivier, Robert Redford und Liv Ullmann. Der Beginn des Films, in dem Liv Ullmann mit zutiefst trauriger Stimme die Umstände gegen Ende des II. Weltkriegs erläutert ist - für mich - eine der intensivsten Erfahrungen der Filmgeschichte.
Dass es Attenborough und Goldman gelingt, all das zu vermitteln, ist ein großer Verdienst des Komponisten John Addison. Der Brite, selbst WW II Veteran schrieb eine grossartige, pathetische, "larger than life" Filmmusik, die ich seit dem ersten Hören in mein Herz geschlossen habe.
Es kommt nicht häufig vor, dass nach der Betrachtung eines Films die Musik hängen bleibt oder sich einen bleibenden Eindruck verschafft, ich kann mich nur an wenige Beispiele in diesem Zusammenhang erinnern: Lawrence Of Arabia, Dr. Zhivago, Star Wars, Out Of Africa, Stargate, Superman, vielleicht noch einige mehr und so auch A Bridge Too Far. Addisons Score und sein Hauptthema, überhaupt seine ganze musikalische Untermalung sind und werden zu einem integralen Bestandteil des Films.
Ich kann nicht begründen warum, weil mir das Wissen fehlt, aber Märsche haben in der Musik einen gewissen Reiz für mich. Ich erinnere in diesem Zusammenhang auch daran, dass Marching Bands einer der Grundpfeiler in der Historie des Jazz waren. Ich vermute, dass es der Rhythmus ist, der ähnlich wie beim Swing die Füße sofort wippen, sich bewegen lässt. Das Gehen im Einklang. Zum anderen ist es die Dynamik, die Marschmusik heraufbeschwört, der man sich nur schwer entziehen kann. John Williams ist ein Meister darin (Darth Vaders March, March Of The Villains zum Beispiel).
Den Marsch, die gesamte Musik, die Addison zu dem Spektakel komponiert hat , ist grandios. Im wahrsten Sinne des Wortes. Befragt dazu, weshalb er eine so joviale, fröhlich klingende Musik zu einem so traurigen Ereignis schrieb, antwortete der Komponist, dass er den an der Operation beteiligten und gefallenen Soldaten seinen Respekt zollen wollte. Das gelingt ihm in überragender Manier.
Die Filmmusik von A Bridge Too Far ist prächtige orchestrale Filmmusik mit einem Ohrwurm-Thema und einem Marsch, der leidenschaftlicher, pathetischer, überlebensgrößer nicht sein kann. Ein Meisterwerk. Die Musik wurde von Quartet Records jüngst wieder als Doppel-CD aufgelegt.
Ich liebe Filme. Ich liebe Musik. Zwei - unter vielen anderen - große kulturelle Errungenschaften des Menschen.
Rick Deckard