Far And Away - John Williams (Expanded Edition von La La Land Records)

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  4. Oktober 2020, 17:44  -  #Orchestrale Musik

Bildquelle: La La Land Records

Bildquelle: La La Land Records

Er scheint nahezu ausgestorben, der klassische Abenteuerfilm. Ähnlich dem Western scheint diesem Genre langsam aber sicher die Luft auszugehen, wenn auch in der Vergangenheit wiederholt Versuche unternommen wurden, eines der ältesten Filmgenres am Leben zu erhalten. Als Beispiele zu nennen wären da LEGEND OF TARZAN (siehe Alan Lomax' lesenswerten Beitrag weiter unten), KON TIKI oder DIE VERSUNKENE STADT Z, alles drei äusserst sehenswerte Filme dieser Gattung.

In den 90er Jahren war es auch noch en vogue epische Dramen auf die Leinwand zu bringen und der Regie-Allrounder Ron Howard brachte Tom Cruise und Nicole Kidman mit FAR AND AWAY ins Kino. Romantischer könnte man einen Abenteuerfilm nicht betiteln, in dem es um nichts anderes geht, als den Abschluss der Kolonialisierung der neuen Welt im Westen.

Vor kurzem habe ich den Film wieder gesehen und er hinterliess gemischte Gefühle. Ob das an dem grobkörnigen Bild der DVD auf einem Flachbildfernseher lag, vermag ich nicht zu sagen, vielmehr war es die etwas naive und - nach der gelungenen Exposition - im Mittelteil zu sehr in die Länge gezogene Handlung. Das opulente Finale hingegen entschädigt für den kleinen Durchhänger in der Mitte.

Es scheint, als dass die Labels begonnen haben Scores von John Williams neu aufzulegen, demnächst erscheint WAR OF THE WORLDS als Neuauflage. Dieses Jahr hat La La Land Records die Musik von Williams zu dem Ron Howard Film veröffentlicht. Auf 2 CDs und mit stattlichen 1:50 Stunden bekommt der Filmmusikhörer alles, was er begehrt:

https://lalalandrecords.com/far-and-away-limited-edition-2-cd-set/

Far And Away - John Williams (Expanded Edition von La La Land Records)

Williams beherrscht sein Metier wie kein Zweiter. Egal welches Genre, er findet immer die passenden Töne. Hier bedient er sich der irischen Folklore samt den dazugehörigen Instrumenten und verbindet musikalisch Europa mit den Vereinigten Staaten von Amerika.

Geschickt teilt das Label denn auch den Score auf 2 CDs auf. Auf der ersten hören wir viel Lokalkolorit mit Unterstützung der Chieftains und Williams lässt seine zwei dominierenden Themen anklingen, eines für Irland und das andere für die Beziehung zwischen Cruise & Kidman, welches zeitgleich auch das Hauptthema des Films ist. Die Klangfarben in diesen ersten Tracks sind eher verhalten, pastellfarben, zurückhaltend, wenn nicht gerade die tanzbaren Themen aus Irland in den Vordergrund treten. So lassen sich die ersten 11 Tracks auf CD 1 denn auch vortrefflich geniessen, angefangen von "County Galway, June 1892" bis "Blowing Of Steam". In diesen ersten Stücken erzählt Williams den Aufbruch des von Tom Cruise gespielten Charakter als irischer Bauer in das verheißungsvolle Land.

Den Zwischenteil habe ich ausgelassen, Tracks 12-22. Hat man die ersten 11 Stücke gehört, so bieten sie einen ausreichenden Eindruck der Ideen von Williams.

CD 2 bietet in den ersten 6 Tracks "vintage Williams", klassische Americana und ein episches Finale, das, was man von einem John Williams erwartet. Es schmettern die Blechbläser und die Streicher verlieren sich in den unendlichen Weiten des Oklahoma Territory. Wenn das keine klassische Filmmusik ist, dann weiß ich auch nicht. Abgeschlossen wird der abenteuerlich-romantische Reigen mit den Additional Tracks 7-14, auf denen alternative Versionen einzelner Stücke zu hören sind.

FAR AND AWAY bietet eine prächtige, exzellent klingende, klassische orchestrale Filmmusik vom Meister aller Klassen und erinnert mit der Musik auch an das vergessene Genre des Abenteuerfilms, das viele herausragende  Filmmusiken hervorbrachte.

Was waren das für Zeiten (und Filme)... :

  • Hatari (Mancini)
  • Lawrence von Arabien (Jarre)
  • Abenteuer in Rio (Delerue)
  • Lord Jim (Kaper)
  • ​​​​​​​Kanonenboot am Yangtze-Kiang (Goldsmith)
  • Die Abenteurer (de Roubaix)
  • Der Seewolf (Possega)
  • Papillon (Goldsmith)
  • Der Wind und der Löwe (Goldsmith)
  • Die Tiefe (Barry)

 

​​​​​​​Sie werden schmerzlich vermisst, was mitunter ein Grund ist, immer wieder auch Filmmusik zu hören.

Aus Oklahoma,

Rick Deckard

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