Two Mules For Sister Sara - Ennio Morricone

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  13. September 2020, 11:41  -  #Orchestrale Musik

Two Mules For Sister Sara - Ennio Morricone

„Ein Fressen für die Geier“: Als Folge des Übersetzungswahns früherer Zeiten, um englischsprachige Filme auch dem hiesigen Publikum schmackhaft zu machen, kam es zu solch kruden und Sinn entleerten Umschreibungen, daher habe ich es bei dem Originaltitel belassen.

Filme wurden in den ausgehenden 70er Jahren und zu Beginn der 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts im Fernsehen Samstags um 20:15 Uhr (Prime Time!), häufig im ZDF, gezeigt und von einer Ansagerin (z.B. Mady Riehl) vorgestellt! Meist endete die Vorstellung des Films mit Worten wie „Der Film wurde 1970 von Regisseur Don Siegel ins Szene gesetzt. Wir wünschen gute Unterhaltung!“ Ich will nicht in Nostalgie verfallen, aber zu dieser Zeit hatte man das Gefühl, dass Filme und Kino etwas wert waren, eine Bedeutung hatten, die über Konsum hinausging, dass sie nämlich ein Teil der Kultur waren.

Der Western mit Clint Eastwood und Shirley MacLaine ist in Vergessenheit geraten. Er gehört sicherlich nicht zu den Klassikern des Genres ist aber allemal gute Unterhaltung. Vollkommen unabhängig hiervon: Es gibt kaum einen schlechten oder nicht unterhaltsamen Film mit „Clint“!

La La Land Records präsentiert auf 2 CDs eine 50th Anniversary Remastered Edition der Filmmusik zum Filmjubiläum.

Die auf Filmmusik spezialisierten Labels fügen bei Veröffentlichungen älterer Soundtracks häufig die alte LP Pressung als Beigabe zum kompletten Score hinzu, so dass man sich zunächst einen Überblick über die Musik verschaffen kann, um dann bei Interesse den kompletten Score zu hören oder Auszüge davon. Die Alben, die zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Films auf den Markt kamen, präsentierten die wichtigsten Themen in einer veränderten Reihenfolge, zum verbesserten Hörgenuss abseits der Bilder.

So auch auf dieser neuen Veröffentlichung aus dem Hause La La Land Records. Auf CD 1 ist der komplette Score auf einer Länge von 59 Minuten mit 21 Tracks zu hören, auf CD 2 das 1970 Original Soundtrack Album mit einer Laufzeit von 34:40 Minuten und 11 Titeln. Hier der Link zur Seite des Labels mit Hörproben und einem Video, in dem sich die Macher zu Ennio Morricone in einer langen Videokonferenz äussern:

https://lalalandrecords.com/two-mules-for-sister-sara-limited-edition-2-cd-set/

Der "Main Title" bringt einen unweigerlich zum Schmunzeln, gar Lachen und offenbart auf voller Länge von 4:15 Minuten das Genie dieses Ausnahmekomponisten. Keiner konnte Filmmusik so schreiben wie Ennio Morricone. Wie er im Main Title das „i A“ eines Maultieres instrumental übersetzt und mit einem 3 Noten Motiv konterkariert, das ist Ausdruck des Mutes als auch der unvergleichlichen Ausdrucksfähigkeit Morricones. Diese zum Teil avantgardistische und unkonventionelle Vorgehensweise macht den italienischen Komponisten einzigartig.

In den weiteren Stücken hört man hier und dort eingestreut einen mehrstimmigen kirchlichen Gesang vorgetragen von weiblichen Stimmen um die Nonne im Film (gespielt von Shirley MacLaine) musikalisch zu charakterisieren sowie vornehmlich Saiteninstrumente wie Gitarren und Banjos und diverses kleines Schlagwerk, das Morricone sehr innovativ einsetzt. Insbesondere die beiden Stücke, in denen die Maultiere musikalisch bebildert werden – „The Braying Mule“ und „The Cool Mule“ – sind Zeugnis der besonderen Fähigkeiten des Komponisten. Die Themen und Motive sind geprägt von viel Lokalkolorit und Folklore. Der europäische, vor allem spanische, Einfluss ist unüberhörbar.

Wer schlussendlich Morricone damals überzeugte die Musik zu schreiben, ist nicht bekannt. Im Booklet wird erwähnt, dass Regisseur Don Siegel und der Produzent des Films Morricone in Rom besuchten, um ihn von dem Projekt zu überzeugen. Auch Eastwood dürfte nicht minder beteiligt gewesen sein, kannte er den Maestro durch seine Kollaborationen mit Sergio Leone.

Der Western mit Clint Eastwood und Shirley MacLaine ist in Vergessenheit geraten. Er gehört sicherlich nicht zu den Klassikern des Genres ist aber allemal gute Unterhaltung. Vollkommen unabhängig hiervon: Es gibt kaum einen schlechten oder nicht unterhaltsamen Film mit „Clint“!

Eastwood ist einer der ganz Großen.

So wie Ennio Morricone.

Hören Sie auf YouTube den Main Title, ich verspreche Ihnen, dass Sie lachen werden. Weltklasse und Ultrakult (interessant übrigens, wie Morricone mit einem Holzblasinstrument ganz zu Beginn des Main Title als Introduction die Wüste und den Westen in Töne übersetzt und dabei scheinbar auch die Native Americans einbezieht):

https://youtu.be/NNbLE5Eznu0

Rick Deckard

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