The Collector (Der Fänger) Maurice Jarre

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  14. September 2020, 20:54  -  #Orchestrale Musik

The Collector (Der Fänger) Maurice Jarre

THE COLLECTOR ist - meines Erachtens - (nicht nur) für die Sechziger Jahre einer der ungewöhnlichsten Filme mit einer kompromisslosen narrativen Haltung ohne jegliche Rücksicht auf Konventionen und Publikumsgeschmack. Erstaunlich umso mehr, als dass kein geringerer als William Wyler Regie führte, eigentlich einer der Mainstream Regisseur-Heroen seiner Zeit.

Dass Wyler in der Lage war, auch ein so schockierendes Kammerspiel zu inszenieren, fasziniert mich auch heute noch. Ich habe den Film vor langer Zeit gesehen und muss gestehen, dass neben Alfred Hitchcocks Meisterwerk PSYCHO mich kaum ein Horrorfilm so verstört hat, wie THE COLLECTOR, zumal er ohne jegliche Schockmomente, Blut und die sonst üblichen Klischees dieses Genres auskommt. Vielmehr ist der Horror hier subtil und äusserst perfide inszeniert.

Ein zeitlos moderner Film in seiner Machart.

Als Maurice Jarre Bewunderer der ersten Stunde war ich neugierig zu erfahren, wie der Meister ein Kammerspiel dieser Intensität vertonen würde? Nach dem ersten Hördurchgang wurde sie bestätigt, meine Bewunderung für den französischen Komponisten, der mit seiner umwerfenden und larger-than-life Partitur zu dem David Lean Masterpiece LAWRENCE OF ARABIA mein Interesse für Filmmusik erstmals weckte.

Jarres Komposition ist ebenso ungewöhnlich wie der Film und allemal eine Entdeckung wert. Der Franzose, der mit seinen Kompositionen für Lean weltberühmt wurde, liefert eine kongeniale musikalische Umsetzung des nicht gesehenen, des unausgesprochenen. Jarre verzichtet nahezu vollständig auf Streicher, überhaupt auf ein grosses Orchester und legt den Schwerpunkt auf Blasinstrumente (Holzbläser), Tasteninstrumente, Percussions, Blechbläser und gelegentlich eine Orgel. Durch diese kluge Instrumentierung und ganz zart eingesetzten Jazz-Elementen in zwei Tracks, erschafft Jarre eine nahezu bizarr-künstliche Atmosphäre. In mancherlei Hinsicht klingt die Musik, als würde sie den Horror, das Grauen verharmlosen wollen, was den Effekt weiter steigert.

​​​​​​​Das Hauptthema gleich zu Beginn, "The Collector", ist ein wunderbares Beispiel für die Vielseitigkeit des Franzosen, einerseits melodisch, mit hellen Klangfarben, fröhlich-naiv, ein Thema im Walzer-Takt präsentierend, andererseits unheimlich mit Klecksen von verspielten, seltsam klingenden Tönen, die vermutlich das verwirrte Innenleben des Protagonisten unterstreichen sollen.

​​​​​​​Mit einer Lauflänge von insgesamt 31:08 Minuten ist die Musik vergleichsweise kurz, aber dafür umso prägnanter und effektiver in ihrer Wirkung. Obwohl diese Komposition von Jarre sich deutlich vom Gros seiner Werke unterscheidet - keine Melodienvielfalt, keine voluminösen, ausschweifenden Orchesterklänge - ist sie auf eigentümliche Weise faszinierend, dergestalt, als dass man die Neigung verspürt am Ende nochmal auf Play zu drücken.

Das schreibt ein collector über THE COLLECTOR.

Rick Deckard

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