Der Anschlag - Stephen King
Sie haben sich diese Frage bestimmt nicht nur einmal gestellt:
Wenn ich in die Vergangenheit reisen könnte, was würde ich ändern?
Genau mit dieser spannenden Frage beschäftigt sich Stephen King in seinem Roman DER ANSCHLAG aus dem Jahr 2011. Erzählt wird die Geschichte des Lehrers Jake Epping aus Maine, der eines Tages von einem Freund ein Portal gezeigt bekommt, mit dem er in das Jahr 1958 zurückreisen kann. Von einer Krankheit schwer gezeichnet bittet sein Freund ihn in das Jahr 1958 zurückzureisen und das Attentat auf John F. Kennedy zu verhindern.
Mit dieser interessanten Ausgangskonstellation zurück in die Vergangenheit beginnt auch für den Leser dieses über 1000 Seiten starken Romans eine epische Reise in die Vergangenheit der endenden 50er und beginnenden 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts.
Anmerkung am Rande: Wie kam ich dazu, diesen Roman zu lesen? Dieser Blog wurde einst von Mitstreiter Alan Lomax gegründet, um Gedanken zu archivieren. Besagter Alan Lomax und ich haben einen sehr guten gemeinsamen Freund, nennen wir ihn aus Datenschutz rechtlichen Gründen "GAJ" und die Frau von GAJ "Mrs. GAJ". Mit beiden verbindet mich eine intensive und tiefe Freundschaft über Jahrzehnte hinweg mit sehr vielen gemeinsamen Interessen, insbesondere die Kultur betreffend. GAJ und Mrs. GAJ sind beide ausgesprochene Liebhaber (und Kenner) der Belletristik, wobei Mrs. GAJ diejenigen von uns Dreien ist, die eine zutiefst leidenschaftliche Liebe mit der Weltliteratur verbindet und daher sowohl GAJ als auch mich inspiriert hat zu lesen.
Tja, zu lesen ... . Dem vorangestellt sein möge die Tatsche, dass ich bis vor kurzem in den vergangenen 20 Jahren ausschliesslich Sachbücher gelesen habe, getrieben von der Sehnsucht nach Erklärungen für menschliches Verhalten. Aus der "Schönheit der Erkenntnis" Nutzen für den Alltag ziehen, sein Verhalten ändern und die Welt ein Stück weit verstehen. Was habe ich nicht die Leser von Romanen kritisiert, diese Eskapisten und Träumer, Realitätsverrückte Menschen, die sich treiben lassen in und von Geschichten, die ein anderer erfunden hat! Welchen Nutzen soll das Lesen von Geschichten haben, ausser sich dem Alltag für eine Weile zu entziehen? Mrs. GAJ meint dazu, dass es Geschichten seit Anbeginn der Menschheit gibt und sich aus diesen Geschichten die menschliche Kultur entwickelt habe, in allen Kulturen rund um den Globus. Diese unverrückbare Erkenntnis muss ich anerkennen und musste auch lange darüber nachdenken.
Müde von etlichen - durchaus hochinteressanten und äusserst lesenswerten - Sachbüchern, empfand ich einfach Lust wieder einmal einen Roman zu lesen. Das letzte Mal, dass ich einen las, ist bestimmt mehr als 2 Jahrzehnte her: DER SCHATZ DER SIERRA MADRE von B. Traven. Noch davor waren es Romane von Charles Dickens, Jane Austen, E. M. Forster, Astrid Lindgren, John Le Carré, u.v.a.m. Doch was sollte ich jetzt lesen?
Da kam von GAJ der Vorschlag es einmal mit Stephen King und DER ANSCHLAG zu versuchen. Stephen King! Ausgerechnet der! Der Meister der Horror- und Trivialliteratur (Vorurteile ... ). Dann auch noch ein über 1000 Seiten langer Roman, der sich um das Thema Zeitreise dreht. Als Film-Afficionado war Stephen King beileibe kein Unbekannter, aber ein Buch von ihm lesen?
Kommt Zeit, kommt Rat.
Was soll ich lange drum herum reden. Ich habe die über 1000 Seiten in 4 Wochen verschlungen. Verschlungen ist das richtige Wort, denn einmal angefangen, wird King ihnen kaum eine Chance bieten das Buch aus der Hand zu legen. Mit Akribie, Hingabe und Detailreichtum sowie Benennung von vielen Produktnamen (was durchaus sinnvoll im King'schen Universum sein soll, wie ich aus zwei voneinander unabhängigen Quellen erfahren habe) entführt uns der Autor in eine Zeit, in der das Bier ohne Zugaben wie Bier schmeckte, es kein Internet gab und keine Handys (und das Leben trotzdem funktionierte).
Im Kern bietet der Roman zwei Handlungsstränge: Zum einen die Vorbereitung des Protagonisten das Attentat auf Kennedy zu verhindern und zum anderen das Leben in den 5 Jahren davor bis zum 22.11.1963, in dem Jake Epping die Liebe seines Lebens kennenlernt. King schildert nahezu minutiös, wie sich der Lehrer aus Maine dazu aufmacht den Attentäter Lee Harvey Oswald zu beobachten und zu beschatten, um an Informationen zu gelangen. Doch die Vorbereitungen auf die Verhinderung des Anschlags ist nur einer von mehreren Erzählsträngen. Scheinbar hat der Autor eine Vorliebe für die 50er Jahre des vergangenen Jahrhunderts in den Vereinigten Staaten, anders lässt sich seine Erzählung nicht deuten. Zu groß sind seine Bewunderung für die Kleidung, Musik und das Leben zu jener Zeit, wenn auch keine Glorifizierung stattfindet und King sich durchaus der Segregation und der politischen Unruhen dieser Zeit bewusst ist.
Warum sollte man dieses Buch lesen? Die Antwort wird GAJ und Mrs. GAJ zum Lachen bringen, denn das, was ich an der Belletristik am meisten "verabscheut" habe, erhebt Stephen King zu einer meisterhaften Apotheose des Begriffs "Love Story". Beide GAJ und Mrs. GAJ haben mir das Verziehen, wie sehr gute Freunde es eben tun, nichts desto trotz muss ich an dieser öffentlichen Stelle beiden gegenüber im Gegenzug bekunden:
Ich danke Euch für Eure unendliche Geduld, Euer Verständnis und Euer beider einfühlsamer Fähigkeit mich wieder zum Roman (zum Lesen) geführt zu haben.
Neben dem Hauptthema des Buches, das Attentat auf JFK (das Buch macht übrigens grosse Lust den grandiosen Politthriller von Oliver Stone erneut zu sehen), ist DER ANSCHLAG, glauben Sie es mir oder auch nicht, eine der h e r z z e r r e i ß e n d s t e n Liebesgeschichten, die ich je in meinem Leben gelesen habe. King bedient sich technisch bei einem Erzählmotiv, wie es aus Thrillern bei Filmen bekannt ist, führt das aber nicht zu einem stereotypen Abschluss, sondern einem der romantischsten und zugleich ... Finale aller Zeiten. Die letzten 100 Seiten von DER ANSCHLAG machen das Buch zu einem Pageturner.
Es ist ein Roman, dessen Inhalt Sie lange nach dem Lesen beschäftigen wird. Für mich hatte er eine fast reinigende innere Wirkung, doch würde ich die Konklusion hier beschreiben, würde ich zuviel über den Inhalt des Buches verraten.
Eines steht am Ende fest: Das wird nicht das letzte Buch von King gewesen sein. Wer sich näher mit diesem Autoren beschäftigt, so wie Alan "The King" Lomax (siehe alle seine sehr lesenswerten Beiträge weiter unten), dem öffnet sich ein wahrhaftig riesiges Universum. Doch da ich die Neigung habe zu sammeln und bei einem Autor zu verharren, vollziehe ich eine 180° Kehrtwendung und lese als nächstes:
TELEGRAPH AVENUE von Michael Chabon.
Dreimal dürfen Sie raten, von wem diese Empfehlung kam?
Aus Dallas,
Rick Deckard
The Outsider - Richard Price nach einem Roman von Stephen King - www.lomax-deckard.de
Bildquelle: HBO Seitdem ich ein kleiner Junge war hat mich der Horrorfilm fasziniert. Leider kenne ich wenige, die die Leidenschaft für dieses Genre mit mir teilen. Im Gegenteil, häufig wird die ...
„Gas durchtreten bis zum Anschlag"* Stephen King's - Die Arena - www.lomax-deckard.de
Der große Regisseur Stanley Kubrick hatte einst über „The Shining" gesagt, dass das keine große Literatur ist, aber psychologisch eines der klügsten Bücher ist, von alle die er je gelesen ha...
Carrie - Des Satans jüngste Tochter - www.lomax-deckard.de
Aus heutiger Sicht ein Klassiker! Im Grunde genommen ist der Film „nur" das Portrait einer gemobbten Schülerin. Stephen King hat dieses Thema literarisch aufgearbeitet, Brian De Palma gekonnt, aber
http://www.lomax-deckard.de/article-carrie-des-satans-jungste-tochter-73470807.html
Dead Zone - David Cronenberg (1983) - www.lomax-deckard.de
I n meiner persönlichen Stephen King Retrospektive die ich derzeit aufgrund der Mehrzeit durchführe, ist mir DEAD ZONE von 1983 aufgefallen, den David Cronenberg nach einem Drehbuch von Jeffrey Boam
http://www.lomax-deckard.de/2020/05/dead-zone-david-cronenberg-1983.html
DER DUNKLE TURM - www.lomax-deckard.de
Der ewige Kampf "g ut gegen böse". Er wird in alle Ewigkeiten fortgeführt werden, oder zumindest so lange, wie es uns Menschen gibt. Irgendetwas reizt uns an diesem Gegensatz, er fasziniert uns und