1917 (Film) – Sam Mendes

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  5. Juni 2020, 09:33  -  #Essay, #Filme, #Feuilleton

1917 (Film) – Sam Mendes

Ich habe den Film vor einer Woche gesehen und brauchte ehrlich gesagt die Zeit um über das Gesehen nachzudenken. Aber auch um zu überlegen, ob ich überhaupt etwas über den Kriegsfilm schreiben sollte.

Dann habe ich mich an alte stimmige Verpflichtung zwischen mir und Rick Deckard erinnert, dass wir einst beschlossen hatten, dass das Genre der Kriegsfilme neben dem Western zu den schlüssigsten und wichtigsten überhaupt gehört. In der Reihe weitergedacht erinnerte ich mich dann an Deckards Review zu Nolan’s DUNKIRK (2017) http://www.lomax-deckard.de/2017/12/dunkirk.html

Er schrieb damals als zusammengefasstes Fazit: „Am Ende bleibt Ratlosigkeit“. Interessanter Weise machte er sich auch Gedanken über die Tatsache, dass „Kino nicht nur bloße Beobachtung sondern auch involviert sein in die Geschehnisse bedeutet. Nahe liegend erinnert er an dann an die virtuosen Anfangssequenz von SAVING RYAN und an Malick’s Meisterwerk THE THIN RED LINE.

Sam Mendes scheint das alles auch durchdacht zu haben, als er die Idee zu 1917 hatte. Denn er legte sein Oscar Prämierten Film genau unter diesen genannten Attributen an. Die Handlung spielt in Echtzeit und wirkt wie ein kontinuierlicher Shot. Er wollte damit eine visuelle Kontinuität erzielen die den Zuschauer einbeziehen soll, wie es niemals zuvor jemanden gelungen ist.

Und in der Tat, technisch ist das interessant. Obwohl es natürlich kein One Shot Film ist, sind die Schnitte gut gesetzt, also so, dass wir sie nicht wahrnehmen, es gibt einen konsequenten Naturalismus, die lineare Erzählung funktioniert und der Kilometerweite Wanderung, den Lance Corporal Blake und Lance Corporal Schofield, am Angang zurücklegen ist imposant.

Aber der Film wird brüchiger und brüchiger, je länger er dauert. Denn er wirkt wie ein erstklassiges Computerspiel, was noch lange keinen erstklassigen Film ausmacht. Und meine Kritik ist einfach auf den Punkt zu bringen: Er geht nicht zu Herzen.

Sam Mendes wollte aber auch das, denn sonst hätte er nicht betont poetische Szenen eingebaut und hätte nicht so sehr auf sein tollen Hauptdarsteller Dean-Charles Chapman gesetzt. Der Film ist einfach zu lesen und eignet sich hervorragend für eine genaue Analyse darüber weshalb Konzepte funktionieren und weshalb nicht.

Dieses klare Filmkonzept funktioniert leider nicht im Sinne eines emotionalen Involvements des Zuschauers, aber es funktioniert im Kopf. Von einem Meilenstein darf man hier nicht sprechen, weil die Distanz zum Zuschauer zu groß ist, obwohl das filmisch verhindert werden sollte. Dennoch sollten Sie sich den Film ansehen. Er ist sehenswert.

Aus irgendeinem Graben in Frankreich

Alan Lomax

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