Handwritten Playlist - Homeland

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  8. April 2020, 15:10  -  #674.fm, #Alan Lomax Blog, #Haldern Pop, #Independent Musik, #Jazz, #Kommunikation, #Popmusik, #Populäre Musik, #Radio

by Alan Lomax

by Alan Lomax

Eine alte, sehr lange Tradition in meinem Musikabendkreis ist es, sich gegenseitig CDs für kommende Festivals aufzunehmen. Denn wir fahren seit Jahren gemeinsam zu den Primavera Festivals in Barcelona und Portugal und natürlich auch zum Haldern Pop Festival an den Niederrhein.

Dafür spricht unser Blog Mitarbeiter und Autor John Ross Ewing entsprechende Motten aus. Jeder bekommt ein eigenes. Die dann erstellten CDs sind absolut freigeistig. An die Motten halt sich die wenigsten Teilnehmer. Aber ein Jeder steckt Herzblut, Leidenschaft und sehr viel Arbeit in diese Compilations. Wir machen das seit Jahrzehnten und ein jeder kann sich vorstellen, wie sich diese ganz persönliche CD-Sammlung von Jahr zu Jahr mehrt und wächst.

Eine tolle zeitlose Idee. Natürlich haben wir ja auch die Erfahrung der Pre-CD-Phase und haben uns schon Jahrelang Tapes und Mixes aufgenommen.

Aber alles wird anstrengender. Und auch die technischen Begebenheiten werden Diverser. In den Zeiten der Playlists mag, so ein Mix vielen Menschen sehr anachronistisch vorkommen und auch schnell gemacht. Aber ich kann Ihnen sagen und würde sogar wieder sprechen, dass eine Playlist = ein Mix = einer persönlich aufgenommen und zusammengestellte CD oder einem Tape gleich kommt.

Wie immer ist da natürlich zu aller erst die Haptik, die fehlt, wenn man eine Playlist in einer beliebigen Streaming-Plattform erstellen sollte. Außerdem ist es das Bleibende. So ein Werk, eines Freundes oder eines Bekannten, wirft man nicht achtlos weg oder lässt es in irgendeinem Karton verschwinden. Diese Compilations sind kleine Schätze, Tagebücher, Dokumente, Liebesbriefe.

Es sind wertvolle Erinnerungen. Eine Playlist ist schnell gelöscht und natürlich ist es auch keine große Kunst, die Titel zu verschieben oder sie von einem irgendeinem Algorithmus ergänzen zu lassen. Die Qual der Wahl aus seiner Vinyl- und Musiksammlung den richtigen fortführenden Titel zu finden. Darum geht's auch. Eine Philosophie und ein Handwerk für sich.

Dennoch gibt es Scheidewege und manchmal muss man in den sauren Apfel beißen. Als ich vor einigen Tagen die Aufforderung bekam unter dem Motto HOMELAND die nächste CD zu erstellen musste ich schlucken...

Denn natürlich ist inzwischen klar, dass das Primavera Sound in diesem Jahr nicht zum gewohnten Zeitpunkt stattfinden wird. Und ganz ehrlich, ich hatte sowieso nicht damit geplant. Ich bin ein Abtrünniger der üblichen, mir lieb gewonnen Reisegruppe und hatte mich Richtung Westen nach Paris orientiert. Ich wollte das We Love Green Festival besuchen. 

Was für ein Dilemma! Summiert habe ich mir dann gedacht, wie schön es trotzdem wäre die angeforderte Musik-Kollektion zu erstellen. Gesagt getan und sofort ein neues Genre erfunden: Die HANDWRITTEN PLAYLIST.

So einen Zettel schmeißt man auch nicht einfach weg. Ein Jeder kann damit umgehen wie er will und die Möglichkeiten nutzen: Nämlich die Playlist nachzubauen, nachzuspielen oder danach einzukaufen.

Selbstverständlich ist eine HANDWRITTEN PLAYLIST eine Ehrensache und somit muss diese auch nach einem persönlichen musikalischen Kurz-Manifest (Musikabend mit sich selbst) erstellt werden. Kein Problem, wenn mal eine Musikdatei dazwischen ist, aber primär sollte sich diese Playlist aus den Beständen der Regal der Musikzimmer zusammenstellen. Sie wissen wie ich das meine...

So bleibt die Seele erhalten und man kommt dem Zweck doch recht nahe. Und wenn man grafisch etwas talentierter ist, als ich das bin, hat man vielleicht sogar die Chance, in einigen Jahren mit seinen Playlists in einem Bilderrahmen zulanden und auf diesem Weg, ein klein wenig Ewigkeit bei Menschen die einem wichtig sind zu erlangen...

Best Ideas & Spökes

Live aus Nippes

Alan Lomax

Um über die neuesten Artikel informiert zu werden, abonnieren: