SCARFACE - Howard Hawks
Der US-Amerikanische Regisseur Howard Hawks ist einer der von mir am meisten bewunderten Regisseure. Das liegt nicht zuletzt daran, als dass HATARI einer der ersten Filme war, die ich im Kino bestaunen durfte. John Wayne und Hardy Krüger als Großwildjäger und die fantastische Musik eines Henry Mancini hinterliessen einen bleibenden Eindruck, der durch TOTE SCHLAFEN FEST (Bogart!), RED RIVER (einer der besten Western überhaupt mit John Wayne und Montgomery Clift in den Hauptrollen) und BLONDINEN BEVORZUGT weiter verfestigt wurde. Kaum ein Genre, in dem Hawks nicht erfolgreich war, einer der klassischen Allrounder, die es heute nicht mehr gibt.
Bereits so oft wollte ich das Original zu dem sensationellen Remake von Brian De Palma sehen, nun endlich in Zeiten des Covid-19 ergab sich die Möglichkeit bei häuslicher Quarantäne.
Bedenkt man, dass der Schwarz-Weiß Film aus dem Jahr 1932 in 2 Jahren 90 Jahre wird, ist man umso erstaunter, wie modern, progressiv und gewagt er für die beginnenden 30er Jahre war. Ein Hoch auf den Drehbuchautoren Ben Hecht. Wegweisendes Skript!
Erzählt wird die Geschichte des Gangsters und Emporkömmlings Tony "Sacrface" Camonte in Chicago, der sich mit unglaublicher Brutalität und Rigorosität während der Prohibition seinen Weg nach oben schiesst gemäß dem Motto "The World Is Yours".
Was beeindruckt, ist die Vieldeutigkeit der Handlung, die politisch ist, wie gleich zu Beginn nach dem Vorspann deutlich wird, äußerst gewagt für die Prüderie der Amerikaner mit der unverhohlen inzestuös dargestellten Beziehung von Camonte gegenüber seiner Schwester, einer provozierenden Erotik und so vermutlich nicht gesehenen menschlichen Skrupellosigkeit. Kein Wunder, dass er die Zensurbehörden auf den Plan rief und zu langen Schlangen an den Kassen führte. Der Film muss ein Ereignis gewesen sein.
Hawks und Autor Hecht gehen dabei in der Darstellung des Gangsters Tony Camonte durchaus humorvoll zu Werk, was einen zweischneidigen Eindruck beim Zuschauer hinterlässt, da Camonte bei allem Charme ein brutaler Gangster ist. Die Actionszenen, shoot outs und Verfolgungsjagden sind furios inszeniert. Paul Muni spielt Scarface mit einer Mischung aus Spitzbübigkeit und Naivität, die seine Absichten konterkariert und ihn so gar nicht bedrohlich wirken lässt. Dass die Zensur Hawks vorwarf, er würde das glamouröse Leben des Mob verherrlichen, kommt nicht von ungefähr. Unterschwellig bedrohlich in der Darstellung seines Sideman ebenfalls George Raft, in einer Nebenrolle ist Boris Karloff zu bewundern.
Erstaunlich, wie gut der Film trotz seiner so lange zurückliegenden Entstehungszeit unterhält. Dass er zum Klassiker avancierte verwundert nicht, ebenfalls nicht, dass De Palma sein spektakuläres Remake aus 1983 eben Howard Hawks und Ben Hecht widmete.
Nach dem Original bekommt man erneut unweigerlich Lust das grandiose Remake von De Palma zu sehen.
"Say Hello to my little friend!"
Aus Chicago,
Rick Deckard
Scarface - Brian De Palma - www.lomax-deckard.de
Was hält einen auf, sich die ganze Welt eigen zu machen? Nur der freie Fall. Widerspricht sich in der Aussage, ist aber in einem Satz die Essenz des Gangsterepos aus dem Jahr 1983. Brian De Palma ...
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