Corona Kultur Surrogat – In Zeiten der Zeit - Tag 1

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  19. März 2020, 13:58  -  #Essay, #Feuilleton, #Alan Lomax Blog, #Texte zu Corona, #Kulturblog, #Surrogat, #Popkultur, #Kommunikation, #Vergessene Helden

Corona Kultur Surrogat – In Zeiten der Zeit - Tag 1

Introducing: Corona Kultur Surrogat - In Zeiten der Zeit

Wahrscheinlich ist alles gesagt und geschrieben worden. Da ja auch inzwischen alle Soziologen, Politiker, Krisenmanager, Psychologen, Weltversteher und Visionäre geworden sind, muss ich nun nicht auch noch anfangen, meinen Senf über diese ganzen Netzwerke hier zu kommunizieren.

Auch Empfehlungen habe ich nicht zu verkünden! Und ganz:ehrlich: Ich glaube auch in diesen Zeiten lieber an das und an die Menschen, an die ich immer geglaubt habe. Das kann überhaupt nicht schaden. Insofern habe ich lange überlegt: „Was machst Du mit Deinem Blog in den Zeiten der Krise?“; …nun es ist einfach: ich konzentriere mich auf das, was ich sowieso tun würde, wenn ich mal richtig Zeit hätte. Und die habe ich nun…

In den nächsten Tagen, Wochen, Monaten, Jahren (!) erscheint auf www.lomax-deckard.de täglich eine Besprechung bzw. kulturelle Empfehlung für mich selbst und für alle Menschen, die es interessiert. Bücher, Platten, musikalische Werke, Filme, Serien, die ich gesehen, gelesen oder gehört habe oder die ich sehen, lesen und hören möchte. Ein paar Gründe dafür, weshalb ich das noch nicht gemacht habe und einige Gründe mehr dazu, weshalb ich diese Musik, jenes Buch und den Film sehe oder bereits gesehen habe. Somit komme ich auf die Grundidee des www.lomax-deckard.de Blogs zurück, die Deckard und ich hatten als wir vor über 12 Jahren mit dieser Archivierung angefangen hatten, nämlich der persönlichen Dokumentation unserer kulturellen Erlebnisse. Genauer gesagt: Regeneration bedeutet „erneute Belebung“ und das kann in Zeiten von Corona nicht schaden.

Tag 1 19.03.2020 Krieg und Frieden von Leo Tolstoi

Von Alan Lomax Blog

Bereits vor über 2 Woche habe ich irgendwo einen Kommentar gelesen in, dass ja nun bald endlich mal Zeit wäre den Roman „Krieg und Frieden“ von Leo Tolstoi zu lesen. Sie kennen das bestimmt, eigentlich vergisst man fast über 80 % der Dinge die wir am Tag so aufnehmen. Ein blöder Satz aber bleibt immer haften.

Im Fall von „Krieg und Frieden“ ist es glaube ich so, dass der Roman häufig aufgerufen wird in Zeiten, in denen sich für einzelne oder dem Kollektiv sehr große Zeitfenster öffnen. Sicherlich, manche sagen auch, ich könnte jetzt mal alle Harry Potter Filme wiedersehen oder mich endlich mal mit dem musikalischen Werk von Miles Davis beschäftigen.

Mir widerstrebt diese Aussage grundsätzlich. Denn sie zeigt eindeutig, dass die Menschen sonst wenig Zeit haben, um sich mit künstlerisch geschaffenen Zusammenhängen zu beschäftigen. "Krieg und Frieden" ist somit auch so ein Surrogat für unendliche Leere.

Die Bedeutung des Romans oder des Films (unter gleichem Titel von King Vidor; 1957) will ich damit gar nicht Frage stelle. Ich frage mich aber nach der tatsächlichen Relevanz für mich selbst, mit diesem epischen Stück anzufangen und auf anderes zu verzichten.

...nein, und ich werde es auch nicht. Genauso wie ich nun nicht unbedingt meine Wii aus dem Keller holen muss. Mir eine Lesung von Bela B. auf Instagram ansehen will oder mich weiterhin frage, weshalb sich nun alle Musiker zusammenrotten, Solidarität bekunden, ohne darüber nach zu denken, wo denn mal die künstlerischen und eigenen Grenzen waren (auf Nachfrage, verrate ich gerne aktuelle Beispiele. Kettcar und Gil Ofraim, bitte!?).

Erstmal sind es ja nur ein paar Tage und die Regale sind voll mit schönen Dingen, die ich mir endlich mal ansehen, anhören und durchlesen will. Krieg und Frieden scheint mir da derzeit (noch) eine der vorerst letzten Optionen zu sein. Auch wenn es sicherlich toll ist und man sich ganz lange damit beschäftigen kann.

Bis morgen und weshalb "Circadiane Rhythmik" auch keine Lösung ist

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