Rückblick 2019 - Alan Lomax Blog - Sprezzatura
Liebe Leser, liebe Hörer!
Ein ziemlich ereignisreiches Jahr neigt sich dem Ende zu. Alles ist dokumentiert, archiviert und kommentiert. Wiederholungen sind nun nicht mehr notwendig.
Ich habe dieses Jahr viel hinterfragt. Und ich habe mir Prioritäten gesetzt. Entscheidungen getroffen. Ab und zu macht so eine Massstabsfindung Sinn. Vieles ergibt aber derzeitig auch keinen Sinn. Die Liste wäre lang und ruft in mir zu viele Antworten hervor. Und ok, ja, ich gebe es zu, ziemlich viel verstehe ich auch nicht mehr, will und wollte es nie verstehen.
Es sind die einfachen Sachen die ich meine: Weshalb sagen die Leute zum Beispiel ...
- "Ich gucke Netflix" ?
- Wer hat die idiotische Idee gehabt Playlists nach Freizeitaktivitäten zusammenzustellen? Und weshalb sind die meisten Polls (wie es früher einmal hieß) bzw. "Besten Listen" totaler Schrott, auch wenn ich ein Befürworter von subjektiven Aufstellungen bin?
- Tja, und wie kam es eigentlich dazu, dass das Tier Katze vor einigen Jahr tatsächlich in mein Leben getreten ist und zeitgleich einen generelle Kausalität zum Thema Popkultur bekommen hat.
Interlude
Mir hat übrigens vor kurzem sehr gefallen, dass uns John Ross Ewing ermahnt hat, Schallplatten mit Tiermotiven auf dem alljährlichen Musikwichtelabend feil zu bieten!
Und überhaupt, da fällt mir auf, dass ein wenig mehr Selbstreflektion uns allen gut tun würde. Ich fange mal an:
zu1: ...es bleibt mir ein Rätsel, genauso wie es eben sein kann, dass die Leute sagen, sie gehen ins Kino und nicht welchen Film sie gucken und am allerschlimmsten: ..die Antwort, auf die Frage: "Welche Musik Sie denn hören?", die mich wirklich, wirklich inzwischen zum Zettern bringt: "Ich höre eigentlich alles gerne!"
zu2: ...und jetzt wird es selbstreflektorisch: Wir Menschen, die bereits früher, zu jedem Anlass eine Kassette aufgenommen haben, sind daran Schuld! Ich weiß wovon ich spreche, schließlich habe ich bestimmt über 1.000 TDKs und BASF Tapes mit schlecht schreibenden Eddingstiften beschrieben, mit noch schlimmern ....-Mix Bezeichnungen. Unsere Generation ist an dem Spotify-Playlisten-Disaster Schuld! Wir sind Schuld. Verdammt!
zur3: ..bei diesem Punkt glaube ich an eine kosmische Fügung. Vor ca. 10 Jahren trat eine junge, sehr exaltierte Katzendame in mein Leben. Es war die gleiche Zeit, als im weltweiten Web, die ersten Katzenvideos und Fotos den Mainstream eroberten. Die Katzendame ist dieses Jahr in unserem Garten beerdigt worden. Wir brauchten Nachschub! Rokko und Schamonie leben seit dem mit uns zusammen. Und das alles macht Sinn! Weshalb!? Nun, schließen wir den Kreis. Und ich bitte noch etwas um Ihre Aufmerksamkeit, auch wenn die Konzentration schon nachlässt.
Nachwort
Ein sehr kluger deutscher Musiker, einer sehr guten Berliner Band, sagte in diesem Jahr zu mir:
"Scheiß auf alles: -auf Marketing, auf jeden guten Text, auf jedes gute Video- solange einer ein Katzenbild postet und das über 1.000.000 Menschen lieber sehen, als sich einen guten Song anzuhören"
Genau! Und so lange das so ist, macht vieles kein Sinn. Vor allem KEINE BESTEN LISTEN des Jahres oder des Jahrzehnts. Es wird zunehmend namenloser, zunehmend oberflächlicher und zunehmend einfacher für Jeden, der sein Gehirn und sein Herz weiterhin den Eintritt der radikalen Empathie verwährt. Ich kämpfe seit Jahrzehnten dafür, werde aber auch langsam müde.
Ein erstes Zeichen, der Müdigkeit ist meine Liste der liebsten Katzen in meinem derzeitigen Leben:
Platz 1 und 2
Rokko und Schamonie (siehe oben)
Platz 3
Scoutt (R.I.P)
Platz 4
Alle Katzen aus dem neuen YVON - IM KREIS DER LIEBE Video zu dem tollen Song "Sprezzatura"*
Ich wünsche allen "normalen" Menschen und Katzen ein frohes Weihnachtsfest, empfehle vorab unsere Sendung musikabend auf 674FM am 28.12.2019 ab 18:00 Uhr mit den besten Songs und Alben des Jahres (!) und einen guten Einstieg in das neue Jahrzehnt.
Alan Lomax
* Der Begriff Sprezzatura wurde von Baldassare Castiglione als Fähigkeit beschrieben, auch anstrengende Taten leicht und mühelos erscheinen zu lassen.