Definitive Top 5 des Jahres 2019 von John Ross Ewing 674FM Musikabend
Liebe Gemeinde,
getreu dem rheinischen Grundgesetzt "jeder Jeck ist anders" oder wie es im modernen Personalwesen heißt "diversity" kommt hier nun die besten Listen von Mr. Ewing. Hatte ich selbst mich beim letzten Blog-Eintrag gegen Bestenlisten gewährt und das Thema umkatzt, steht alto Kumpane und Brother "in the Spirit" für "Vielfalt". Das unterstütze ich natürlich. Hier also sein Jahresbericht:
Alan Lomax
Ewings definitive Top 5 des Jahres 2019
War das ein krasses Jahr, all in all vermutlich als Popkultur am Anschlag zu bezeichnen oder als popkulturelle Verschmelzung aller Lebensphasen. Erstmalig in der Form. Unknown pleasures in vielerlei Hinsicht. Und das hat natürlich unterschiedliche Gründe und Anker. Und es hat Vor- und Nachteile sich so intensiv öffentlich mit den Themen zu beschäftigen. Das wird an anderer Stelle diskutiert, aber es gab mächtige Sounds – hier, in England, in den Niederlanden, In Italien und in Portugal - hier nun mein persönliches Fazit, es ist eine Menge passiert.
KURZE
RIDE – Future love
| While the guitar gently weeps, wenn allein Gitarren zu Tränen rühren.
Ian Brown – The dream and the dreamer
| Coolest hip shit in understatement dance music
whenyoung - The others
| So muss Popmusik klingen, eine sagenhafte Sogwirkung wie einst bei Primitives’ Crash
Fatamorgana – 10 minutos de la tierra
| Back to the future of criminal minded electronic dark bedroom productions.
JARV IS… - Must I evolve?
| He’s back. Dandy from the underworld. Pop Icon of the year. Dancer of the year. Most intelligent shouter of the year. Schön, dass Du wieder da bist.
Die Goldenen Zitronen – Bleib bei mir
O Terno – Pegando leve
Fontaines D. C.- Hurricane laughter
Die Goldenen Zitronen – Katakombe
Loyle Carner & Jorja Smith – Loose ends
Kate Tempest – Hold your own
Trettmann – Stolpersteine
Tindersticks feat. Robert Pattinson – Willow
Stella Donelly - Tricks
Gewalt – Deutsch
Tullycraft – Passing observations
Iggy Pop – The dawn
LANGE
Death & Vanilla – Are you a dreamer?
| Vielleicht die neuen Masterminds des psychedelicdreampop. Aus Malmö. Ein Score, der gar nicht aufhören soll. Ein Opus in cinemascope. Gefährliche Droge.
RIDE – This is not a safe place
| Words a very unnecessary – beste Band der Welt! Ich freue mich so auf die Tour.
Michael Kiwanuka – KIWANUKA
| An epic one. Das wird sich noch mehr entfalten. Danger Mouse ist wahrlich ein magic maniac und Kiwanuka die aktuell tollste Soulstimme der Welt. Bitte dazu auch das Album von Karen O & Danger Mouse hören.
Fatamorgana – Terra Alta
| Das Projekt aus Barcelona, was für ein Kunstgriff. Charming and strictly artificial.
Fontaines D.C. – Dogrel
| Die Insulaner des Jahres. Dubliners with Attitude. Welche Wucht, welche Klasse. The boys from the better land? Or is it too fuckin real for ya?
Ian Brown - Ripples
Nerija – Blume
Loyle Carner – Not waving, but drowning Farai – Rebirth
Black Midi – Schlagenheim
Vanishing Twin – Immmunology
Josefin Öhrn & the Liberation – Sacred dreams
Jungstötter – Love is
Lewsberg – Lewsberg
Erik Truffaz – Lune rouge
Die Goldenen Zitronen – More than a feeling
Mark Peters – New routes out of innerland
O Terno - <atrás/além>
Thom Yorke – Anima
The Comet is coming - Trust in the lifeforce oft he deep mystery
Tullycraft – The Railway Prince Hotel
Aldous Harding – Designer
Iggy Pop - Free
Visuals/Film
Quentin Tarantino - Once upon a time in Hollywood
Danny Boyle - Yesterday
Georges Gachot – Wo bist Du, Joao Gilberto?
Anton Corbijn: Depeche Mode – Spirits in theForest
Ein Abend Für Nico – Filmclub 813
Konzerte
Kikagaku Moyo, Haldern Pop Festival
Die in Amsterdam lebenden Japaner haben uns mit voller Wucht erwischt. Es war alles, was man von einer Band erwarten kann. Ein fulminanter Sound, ein Mix musikalischer Kulturen, der alles neu erscheinen läßt, überraschende Wendungen, eine pulsierende Location, ein Schreien, ein Toben, ein Wimmern nach mehr.
New Order, Amsterdam, AFAS
Wenn man mit dem Herzen voller Liebe und Vorfreude zu einer ewigen Lieblingsband unter der Woche nach Amsterdam fährt, dann kann ja nichts mehr schiefgehen. Fulminanter Sound, sensationelle visuals, touched by the hand of God.
Rufus Wainwright, London, Royal Albert Hall
Das erste Mal ein Konzert in der altehrwürdigen Royal Albert Hall, endlich. Und das bei einem so langjährig verehrten Künstler wie Rufus Wainwright, den wir tatsächlich vom Konzert im Bürgerhaus Stollwerck von der Kölner Südstadt nun bis in höchste Höhen begleiten durften. Wucht, Würde und Spektakel, so spielt man Pop-Kultur. Ein wundervoller Sound, eine liebenswerte Show, pure Grandezza!!! Für immer im Herzen bleibt auch das große „Across the universe“-Finale. Nothing’s gonna change my world… Chapeau, Rufus.
Idles, Köln, LMH
Die kritisch-kluge feministische Männerkapelle der Insel fordert zu recht: BE THE I OF UN TY. Das IDLES Longsleeve hat mir unglaubliche Sympathien und Umarmungen von fremden Menschen beschert. Da sag noch einer, dass Musik nichts verändern kann.
The Pastels, Köln, Bumann & Sohn
Sommer, 30 Grad, ein Samstagskonzert, 17 Uhr Einlass, gute Laune, kühle Drinks, gute Gespräche. Vorfreude auf eine ewig verehrte Band, die genau weiß, wie man everlastingunderstatement, Sympathie und unterschwellige Hits mischt und dem Publikum in die aufgrund der Hitze geweiteten Venen pumpt. Ich kaufe ein Tischtuch, auf dem man alle wichtigen schottischen Bands recherchieren kann. Hach.
Outlaw Categorie
Gewalt – 674FM STAGE – Haldern Pop Festival
Es geschah gleich am ersten Tag, an dem wir für ein Open Air Set auf unserer Mini-Bühne jemals Gäste für unsere Radiosendung MUSIKABEND bei 674FM eingeladen haben. GEWALT sind gekommen, sie sind mit ihren Instrumenten über die nasse Wiese durch den Regen gestapft. Sie hatten Bedenken und wegen der Witterung schlechte Laune (völlig zurecht). Der starke Regen hätte fast alles zerstört, Wasser ist auf die Bühne geklatscht, wir hatten technische Probleme und mussten der Band offenbaren, dass der durchaus wichtige Drumcomputer nicht zum Einsatz kommen kann. Aber GEWALT spielten und beim Spielen kam die Lust, die Songs hatten eine neue Wirkung und Ausstrahlung. Und alle, die da waren, werden es nie vergessen. Die seit nunmehr drei Jahren wichtigste Band des Landes. Crowd, wie heißt die Band?
Brazilian days and nights
Jorge Ben Jor, Porto, Primavera Sound Festival
O Terno, Porto, Primavera Sound Festival
Gilberto Gil, Aveiro (PT), Festival dos Canais
Arthur Verocai, Köln, Weekend Festival
Es wird ganz sicher kein Jahr mehr geben, in dem man so viele brasilianische Legenden live sehen kann, ausgerechnet im Jahr des Todes von Joao Gilberto, ohne den es das alles so nicht gegeben hätte. Er ist im Alter von 88 Jahren leise und still gegangen, nachdem er viele Jahrzehnte abgetaucht war und sein monumentaler Verlust für den Bossa Nova und die brasilianische Musik schon so lange andauert. „The girl from Ipanema“ ist nach „Yesterday“ der zweitmeist gespielte Pop-Song ever und Joao Gilberto starb arm und zurückgezogen. Er lebt ganz sicher jetzt auf der Insel der besonderen Kinder. Diese vier Konzerte waren alle auf ihre Art besonders, einzigartig und berührend.
Weitere überragende Live Erlebnisse:
JARV IS – Porto, Primavera Sound Festival
Fontaines D.C. - Haldern Pop Festival
Khruangbin - Haldern Pop Festival
Black Midi - Haldern Pop Festival
Stereolab - Porto, Primavera Sound Festival
Die Goldenen Zitronen, Düsseldorf, ZAKK
Hollydays, Köln, Studio 672
Soap&Skin & Jungstötter, Köln, Gloria
Idlewild, Southampton, Engine Rooms
Built to Spill, Köln, Kulturkirche
Tony Allen & Jeff Mills, Köln, Philharmonie
Kamasi Washington, Köln, Gloria
L’Imperatrice, Köln, Art Theater
Whenyoung - Haldern Pop Festival
Viagra Boys - Porto, Primavera Sound Festival
Sophie Hunger - Haldern Pop Festival
Interpol, Porto, Primavera Sound Festival
Kate Tempest, Porto, Primavera Sound Festival
Jungstötter, Kaltern Pop Festival
Brendan Perry, Köln, Luxor
Heather Nova, Köln, Gloria
Und nicht zu vergessen:
Allez Allez Allez
Das Spiel und den Sieg der Champions League für die Reds im Pub zu feiern war zwingend. Mit den Engländern im Arm immer wieder Jamie Websters modern classic zu singen und auf der Friesenstrasse im Freudentaumel zu sein, war großartig. What a team, what a stunning night.
Und das schönste Konzertkonzept:
Odette Peters (The iconic pop girl of 2019!) | Adam French | Wendy McNeill | Jack Curley | Astronautalis beim Matinee @Kaltern Pop Festival im Penegal auf dem Mendelpass. Ein Ballsaal aus einer anderen Zeit, Karl May und Sissi schauen heimlich durch die verzierten Decken und wir trinken ausgezeichneten Sekt
Rest in peace
Unvergessen bleibt Mark Hollis, dessen einziges Soloalbum in diesem Jahr nach seinem viel zu frühen Tod wiederveröffentlicht wurde. Auf dem Aufkleber der Platte steht „ A sound whoseambience is as natural as breathing.“ Wie wahr.
Cover Artwork
Peter Saville: JOY DIVISION – Unknown pleasures 40th anniversary edition
Peter Saville war von 1978 bis 1993 Art Directorvon Factory Records, in diesem Jahr ist Unknown pleasures – eines der wichtigsten zehn Alben der Musikgeschichte – 40 geworden, am 15. Juni 1979 ist dieses Debütalbum von JOY DIVISION erschienen.
Das Cover zeigt eine Abbildung mehrerer Radiopulse von PSR B1919+21, dem im Jahr 1967 ersten entdeckten Pulsar. Ein Pulsar ist ein schnell rotierender Neutronenstern (könnt Ihr bei Wikipedia weiter vertiefen). Dieser Pulsar ist auf jeden Fall 2000 Lichtjahre vom Sonnensystem entfernt, meine Grenzen der Vorstellbarkeit sind damit überschritten. Das Bild zeigt die Intensität sukzessiver Radiowellen eines sterbenden Sterns.Ian Curtis, rest in peace.
Die Abbildung ist im Original mit schwarzen Linien auf weißem Grund und wurde für das Originalcover 1979 invertiert. Dies auf Drängen von Peter Saville, der der Washington Post in einem Interview sagte, dass es so sexier aussehen würde. Die 2019er Re-Issue verwendet konsequent eine invertierte Version des Originals.
Das Cover ist weltberühmt, vielfach verwendet und auch kommerziell genutzt. Häufig habe ich in diesem Jahr diskutiert, warum man sich ein Album kaufen sollte, das man schon in seiner Plattensammlung hat. Die einfache Antwort ist: es ist Kunst und verändert die Betrachtungsweise, die Haptik des Covers ist zudem verändert, es ist eine Würdigung der Musik. Es ist auch ein respektvoller Rückblick. „Joy Division forever“ ziert die Bühne der New Order Gigs. Es ist unsere Geschichte.
Familien-Hits
Rufus Wainwright – Going to a town – live
Adam Green – Freeze my love
whenyoung – The others
Werde Entdeckungsreisender bleiben, wie Mungo Park, bis gleich
John Ross Ewing
Am 28.12.2019 können Sie ab 18:00 Uhr auf 674.FM das Beste fein aufgearbeitet zum Schluss hören. Das MUSIKABEND Team verschenkt eine Komplilation der besten Songs und Alben des Jahres: