Klang und Raum Ambient Festival 2019

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  14. November 2019, 14:34  -  #674.fm, #Elektronische Musik, #Festivals, #Festivalbericht, #Kommunikation, #Konzerte

Klang und Raum Ambient Festival 2019

"Ambient Music must be able to accommodate many levels of listening attention without enforcing one in particular; it must be as ignorable as it is interesting.“ Brian Eno

Es gibt ein Attribut in der Ambient Music, welches es von allen anderen Musikgenres unterscheidet. Denn sieht man einmal von einigen früh-akademischen Spielarten und Manifesten von Futuristen und Geräuschemachern ab, sollte man Brian Eno dieses Genre als eindeutigen Beginner zu ordnen. Ambient Music verbreitet sich häufig in ruhigen Flächen, die elektronisch generiert werden. Affinicados sprechen dann auch gerne vom wabbern, vom reduzieren der Schleifen und einer Eigenheit einer Verschleierung.

Würde ich nicht darauf bestehen, dass Brian Eno der Erfinder dieses Klangspektrums ist, sondern der Musikrichtung nur seinen Claim gegeben hat, kann und muss die Vermessenheit und Überleitung wenigstens auch regional bis nach Köln reichen.

Ambient I - MUSIC FOR AIRPORTS ist vielleicht das Referenzalbum für diesen anspruchsvollen Klangzauber. Eno veröffentlichte das Album 1978 und schrieb in einem Essay dazu, dass die Musik eine anspruchsvolle Form der Hintergrundmusik sei, die der Hörer/die Hörerin (ergänzt 2019) auch in betriebsamer Umgebung an öffentlichen Plätzen, Bahnhöfen, Flughäfen, auch Raum zum Denken und Ausruhen schaffe und gleichzeitig die Eigenheiten dieser Umgebung betone.

Klang und Raum Ambient Festival 2019Klang und Raum Ambient Festival 2019

Und tatsächlich! Brian Eno entwickelte die Idee für AMBIENT 1 während er 1977 zwangsweise einige Stunden auf dem Flughafen Köln-Bonn verbringen musste. Dass das Terminal 1 des Köln/Bonner Flughafen in den 1960ziger Jahren von Paul Schneider-Esleben entworfen wurde, der wiederum der Vater von Florian Schneider-Esleben (Kraftwerk Mitglied) gewesen ist, bleibt erstmal ehr ein FunFakt, als eine Verschwörung.

Klang und Raum ist die geniale Bezeichung des am kommenden Wochenendes stattfinden Festivals, welches von Karl-Heinz Müller und Markus Wilwerscheid organisiert und erdacht wurde. "Genial", weil der Raum eine außerordentlich wichtige Rolle für diese Klangkunst einnimmt. St. Gertrud ist eine Kirche im Kölner Agnesviertel und wurde durch den Architekten Gottfried Bohm erbaut. Der Bau ist asymetrisch und stylistisch im Stil des Brutalismus entwickelt worden. Mit etwas Phantasie könnte man Ähnlichkeiten zum Flughafen Köln/Bonn erkennen, insbesondere was die verschachtelten Wände aus groben Wasch- und Sichtbeton angeht.

Brian Eno mochte den Kölner Flughafen, aber ärgerte sich über die gewöhnliche Soudatmosphäre des Terminals. Es wäre also mehr als naheliegend, wenn er diese Reise, bei diesem fast heiligen Musikfestival im Sinne der Kunst beenden würde.

Soweit sind die Macher und Mr. Eno noch nicht ganz! Das Line-Up an den drei Tagen lässt denoch kaum Wünsche offen und ist nicht mit der heißen Nadel gestrickt, sondern liebevoll und kenntnissreich kuratiert worden:

Freitag 15.11.19
Einlass ab 19:00 Uhr
Beginn um 20 Uhr
Line Up: Numinos, Mimzy & Sebastian Counts, Domrauschen

Samstag 16.11.19
Einlass ab 19:00 Uhr
Beginn um 20 Uhr
Line Up: Gregor Schwellenbach, Ozan Tekin, Martin Schmitz

Sonntag 17.11.19
Einlass ab 17:00 Uhr
Beginn um 18 Uhr
Line Up: Microphase, Heiner Kruse, Domrauschen, Martin Schmitz

LINEUP KLANGUNDRAUM 2019

Und bei so einer außerordentlichen Veranstaltung muss alles passen! Was die Themen Klangqualität, Licht & Design angeht, kann sich der Zuschauer auf eine gefühlte Unendlichkeit freuen und sich sicher sein, dass jeder Cent seines Eintrittgeldes für ein ganz besonderes Musikfestival wohl angelegt wurde.

So was spricht sich rum. Und somit sollten Sie schnell bei den letzen Tickets zu greifen:

TICKETS

Und wer weiß? ...vielleicht findet dieses Festival schon bald dort statt, wo sie Brian Eno erkannte oder Brian Eno beendet seine Reise dort wo sie nun fortgesetzt wird...

Geloopt und asynchronisiert, bald überblendet

Alan Lomax

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