STAR TREK DISCOVERY - Staffel 2 (NETFLIX)

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  2. Mai 2019, 19:12  -  #Fernsehen

STAR TREK DISCOVERY - Staffel 2 (NETFLIX)

An verschiedenen Stellen der Galaxis tauchen rote Signale im Weltall auf, deren Ursprung nicht bekannt ist. Die Discovery unter der Führung von Captain Christopher Pike macht sich auf, den Signalen auf den Grund zu gehen. Sie scheinen mit dem Verschwinden von Commander Spock in Verbindung zu stehen ... . Mehr soll an dieser Stelle nicht verraten werden.

Die 2. Staffel ist ein Highlight modernen Fernsehens und die Fortsetzung der Neubelebung des STAR TREK Franchise ragt aus der Masse der schwarzen Serienlöcher heraus, wie ein funkelnder Stern. Angesichts der inflationären Überschwemmung mit diesem Format eine Wohltat.

Das liegt daran, dass die Autoren in der Lage sind, mit 14 bzw. 15 Folgen in einer Staffel eine in sich geschlossene Geschichte kohärent, schnell und gestrafft und damit packend zu erzählen! Bei anderen Serien, wie ich in mehreren persönlichen Gesprächen mitbekommen konnte, wird geredet und geredet und geredet, noch eine Folge, noch eine Staffel, noch mehr Charaktere, um den Zuschauer bei der Stange zu halten, am Ende wird ein Cliffhanger so geschickt konstruiert, dass die, die lamentieren, am Ende doch wieder einschalten.

Solcher Mätzchen und Tricks bedarf es bei STAR TREK: DISCOVERY nicht. Die Handlung wird vorangetrieben. Die Geschichte hat einen roten Faden und die Anzahl der Charaktere ist übersichtlich.

Wenn man mit der allerersten Ausstrahlung von STAR TREK im Fernsehen "aufgewachsen" ist, kann man nur Bauklötze staunen, wie sich die technischen Möglichkeiten weiterentwickelt haben. Rein optisch und seitens der Produktion ist diese Serie kaum mehr vom Kino zu unterscheiden. Der Aufwand ist enorm, die Special Effekts spektakulär, das Design originell und makellos. Erstaunlich, wie hochprofessionell das "Fernsehen" in der Lage ist, diese Formate zu produzieren. Es wird geklotzt und nicht gekleckert. Nur auf diese Weise hat das Format eine Chance zu überleben.

Faszinierend (wie Spock sagen würde) ist in der 2. Staffel die wunderbar austarierte Mischung aus Soap Opera, Science Fiction und High-Tech Spektakel. Würde man die die beiden letztgenannten Elemente weglassen, würde eine Telenovela der schlimmsten Sorte übrig bleiben. Doch die Autoren verstehen es sehr geschickt beide Anteile so perfekt miteinander zu vermengen, dass die Soap Anteile gar nicht ins Gewicht fallen. Grossartig!

Weiter fasziniert die Staffel ganz im Geiste dessen, was Gene Roddenberry einst propagierte: Als Humanist schätzte er die Fähigkeit der Menschen optimistisch ein, eine bessere Form der Existenz zu finden. Dieses Ansinnen wird bei STAR TREK: DISCOVERY in jeder Folge überdeutlich. Zusätzlich zum Humanismus wird auch ein Alienismus gelebt und es macht Freude - so naiv sich das vielleicht anhören mag - zu sehen, wie verschiedene Spezies gemeinsam in der Lage sind (zumindest in der Föderation) friedlich nebeneinander zu existieren. Angesichts der Zustand der vergangenen und aktuellen Welt ein Ziel, das Menschen zukünftig anstreben sollten. Diese (im Fernsehen gelebte) geistige Strömung ist durch den Optimismus sehr ansteckend.

Die schauspielerischen Leistungen sind gut, wenn auch die meisten Darsteller sichtlich mit der Rollenauslegung überfordert sind. Das führt an manchen Stellen zu unfreiwilliger Komik, die jedoch nicht schwer ins Gewicht fällt, das macht die Schauspieler eher sympathisch.

Herausragend: Sonequa Martin-Green als Commander/ Specialist Michael (!) Burnham. Martin-Green ist die legitime Nachfolgerin von Meryl Streep in Space, weniger, weil sie der Mimin schauspielerisch das Wasser reichen könnte, viel mehr, weil sie in nahezu jeder Folge weint. Burnham ist Dreh- und Angelpunkt der Staffeln und mit diesem Charakter wurde ein weiterer für den STAR TREK Olymp geboren. Spock, James T. Kirk, Khan, Lt. Uhura, Pille, usw., jetzt Michael Burnham. Darin ist dieses Franchise, wie einige Rheinländer sagen würden, "ganz groß!". Kultstatus!

Anfangen von der sehr schön animierten Titelsequenz bis zum furiosen Finale der letzten Folge ist STAR TREK: DISCOVERY ein herausragendes Beispiel serieller Erzählkunst.

Von der Brücke,

Rick Deckard

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