The Proper Ornaments – 6 Lenins
Bei epigonischen Bands aus England bin ich normaler Weise etwas zurückhaltend. Zu klar sind mir meist die Referenzen. Und meist sind mir die Vorbilder auch zu eindeutig. Beatles, Beach Boys, Scott Walker .... Und verdammt, die Songs auf dem neuen Album 6 Lenins hören sich nach all‘ diesen stillbildenden Musikern der 1960ziger und 1970ziger Jahre an.
Schöpferisch scheinen James Hoare (Veronica Falls & Ultimate Painting) und Max Claps (Toy) denoch zu sein. Nun könnte ich auch noch das mich überhaupt gar nicht ansprechende Coverartwork ansprechen. Aber auch das habe ich weggeschoben und dann wunderbares entdeckt.
Zunächst einmal schiebt, auf diesem bei Tapete Records erschienen Album, ein wundervoller Popsong den nächsten an. Dass die Scheibe in James Hoare’s Wohnung aufgenommen wurde, kann niemand bestätigen. Es muss wohl eine tolle Mehrspur-Maschine gewesen sein, die dort in seinem Wohnzimmer steht. Denn der Sound ist schön wohlig, analog, retrospektiv gerichtet und so warm, dass einem dieses seltsame Gefühl der wohligen komplett Umhüllung aufkommt.
Und The Proper Ornaments haben wohl auch eine ziemlich wohlige und warme Drogenvergangenheit mit diesem Album aufgearbeitet. Jede Zeile, jeder Takt versprüht diese Manie, aber auch den therapeutischen Schmerz.
Eine Reise also. Zwischen Drogenvergangenheit und Vorbildern. Schwere Songs, wechseln in weichere Momente, scheinbar ist die Gitarre die Basis. Aber nach mehrmaligen Hören verstehe ich langsam, dass die Referenz ehr ein Forschen ist und die Gitarre bei den besten Momenten von zarter, feiner und minimalistischer Elektronik dominiert wird.
Wie auch immer! Die Platte ist das ideale Bindeglied nach einem harten Winter - vor einem wunderbaren Frühling. Eine Übergangsplatte, die häufiger in den nächsten Jahren zu diesem Zeitpunkt auf dem Plattenteller liegen wird.
Alan Lomax