Sun Kil Moon – I Also Want To Die In New Orleans
Es ist nicht so, dass Mark Kozelek mit seiner Band Sun Kil Moon jemals Folk gemacht hat. Das ist Quatsch! Das nun vorliegende vierte Album, sagt einem das über Titel und Songs hinweg. Und ich sage zusätzlich: …nur weil einer eine Gitarre in der Hand hält und musikalisch vielleicht nicht gerade darum bettelt in den ikonischen Garten der Innovationen aufgenommen zu werden, Geschichten erzählt, so hat das mit Folkmusik erstmal nicht viel zu tun.
Warum beschäftigt mich das? Nun, weil jedes zweite klebrige und jedes dritte kontrastschwache Online-Magazin diese Schublade aufzieht. In der Verzweiflung die besondere Kunst von Sun Kil Moon zu erklären. Dabei ist es ganz einfach. Mark Kozelek wird es egal sein, denn der will nur seine wundervollen anti-lakonischen Geschichten zwischen Wayne Wang und Jim Jarmusch Filmen erzählen.
Musikalisch auffällig begleitet wird Mastermind Kozelek von Donny McCaslin (Saxophone). Auffällig? …weil hier immer wieder wichtige Akzente gesetzt werden. Denn für nicht Sun Kill Moon Hörer oder Neulinge wird es überraschend sein, dass hier einer 15 minütige Geschichten ohne Songstruktur erzählt, dann aber an Eckpunkten oder Plots musikalische Aufbrüche entstehen.
Sun Kil Moon Hörer sind Zuhörer. Denn ohne dem Zuhören funktioniert Sun Kill Moon nicht. Etwas anders war das in der Vorgänger Band „Red House Painters“ die sich 2001 aufgelöst haben. Trauer, Trübsal und Anti-Rock als schnelle Zusammenfassung dieser aus Verzweiflung agierenden Band.
Sun Kil Moon bewegt sich etwas von diesen Zeiten weg, zeigt aber ehr unvermutete Perspektiven auf, als ein permanentes gegen die Wand fahren zu erzählen.
Und die Monologe werden länger und länger. Damit aber auch erstaunlicher, ironischer und absichtlich belangloser. „Ich habe einfach keine Lust mehr, mich festzulegen. Das gilt für alle Bereiche in meinem Leben, insbesondere aber für die Musik“, sagte der Mann aus Ohio kürzlich und obwohl auch das belanglos klingt, beschreibt es die ganze Komplexität dieses spannenden Künstlers und seiner Welt. Zeitnehmen…
Alan Lomax