Ein Wunder – Niccolò Ammaniti
Das italienische Kino ist ein Fest. Man muss es nur entdecken. Oftmals habe ich das Gefühl, dass die Klassiker des Neorealismus, der Autorenfilme, der Commedia all’italiana, des Italowesterns, aber auch der Trash des Horrors – und der Fantascienza Filme gerne erwähnt, aber selten gesehen werden.
Mir selbst ging es auch so, bis ich auf diese unglaubliche Serie -Ein Wunder- in der arte Mediathek gestoßen bin.
Ein fester Bestandteil eines jeden guten italienischen Films der letzten 100 Jahre sind die Themen Katholizismus, Politik & Gesellschaft. Stimmt nicht?! Na ja! Betrachten wir doch nur mal zwei der bekanntesten italienischen Filme der Vergangenheit: LA DOLCE VITA (1960) beschäftigt sich mit der Ablösung des Glaubens durch den „heidnischen Eros“ (Quelle: romanischestudien.de). Wir erinnern uns an die Sequenz, in der die Christus-Statue mit einem Hubschrauber abtransportiert wird. Fellini zeigt uns tiefsinnig damit wie der Film thematisch die Religion umkreist. Sergio Leones SPIEL MIR DAS LIED VOM TOD (1968) hingegen glänzt mit visueller Tiefe und nutzt verschiedenen Perspektiven und Motive um uns auch sein Italien zu erklären. Italienische Filmemacher konnten schon immer traditionelle Haltungen mit zentralen Konflikten, in langen sich dehnenden Dialogen darstellen und dabei ästhetische Blickwinkel anderer (auch internationaler Genres) gut verarbeiten. Ebenso wie Leone in seinem Meisterwerk auch mit dem Abgesang des Wilden Westens getan hat.
So auch in dem Achtteiler Ein Wunder. Glaube, Politik & Verwirrung der Gesellschaft. Eine kleine Madonnenstatue weint Blut. Und zwar menschliches. Es gibt keinen Zweifel, keine Tricks, keine Schläuche. Sie weint einfach Blut! Aufbewahrt und bewacht wird sie von dem Generalkommandanten der Carabinieri, General Votta. Ein hochinteressanter Charakter der sich im Laufe der Serie von einem unscheinbaren Beamten, zu einer klassischen Detektivfigur mit einigem Witz entwickelt. Überhaupt ist die Entwicklung der Charaktere in diesem Serien-Must-See, ein raffinierter und tiefsinniger Vergleich inkl. Weiterentwicklung, vieler bekannter italienischer Filmcharaktere.
Die Serie spielt im modernen Italien. Den Hauptankerpunkt der Geschichte stellt der Premierminister und seine Familie plus ein paar Bekannter aus dem Umfeld des Clans dar. Die Serie zeichnet sich durch eine extrem dichte Erzählung, einer neorealistischen Szenerie und einem ständig lauernden Horror aus.
Besonders interessant ist, dass die wenigen Hauptfiguren, die eigentlich ein übersichtliches Kammerspiel darstellen, für die ganze Stimmungslage eines Landes stehen. Trotzdem hat man den Eindruck, dass man als Zuschauer ganz Italien erfasst.
Ähnlich wie Premierminister Fabrizio Pietromarchi, der die Last und Verantwortung der Veröffentlichung des Wunders trägt und sich der Tragweite durchaus bewusst ist, geht es mir bzw. anderen Filmbeschreibern.
Jedes weitere Wort, selbst die Erwähnung anderer Charakter, wären Spoiler und würden zu viel erzählen. Was bleibt ist die Einschränkung auf inflationäre Worte wie Meisterwerk, Genial oder Meilenstein oder die Option zu empfehlen sich dem Sog dieser grandiosen Serie hinzugeben und sich intelligent, fordernd und zum großen Teil auch philosophisch unterhalten zu lassen.
Aus einem leeren Pool am Stadtrand Roms
Alan Lomax
Ein Wunder - Fernsehfilme und Serien | ARTE
Die Serie "Ein Wunder" erzählt von einer Marienstatue, die unaufhörlich Blut weint und bei einem Mafiaboss gefunden wurde. Unter größter Geheimhaltung wird das Phänomen untersucht, entzieht si...