The Vanguard Date - Steve Kuhn

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  15. Dezember 2018, 14:25  -  #Jazz

The Vanguard Date - Steve Kuhn

Ich liebe den Klang des Klaviers, ob in der Klassik oder im Jazz. Es ist ein Instrument mit dessen Hilfe sich Emotionen in vielfältigster Art und Weise ausdrücken lassen, ob laut und ausdrucksstark oder leise, in sich gekehrt, impressionistisch im Stil. Ein wunderbares Instrument.

Prof. Dr. Algo-Rhythmus, der Freund und Helfer meines Streaming Anbieters, schlug mir Steve Kuhn vor, nachdem ich vor kurzem einen anderen Jazz Pianisten gehört hatte. Ich lud das Album THE VANGUARD DATE von Steve Kuhn nach wenigen Sekunden in meine Album Liste. Das mag etwas abgehoben und angeberisch klingen, aber innerhalb der ersten Sekunden kann ich mittlerweile entscheiden, ob mir ein Album gefallen wird, oder nicht. Das geschieht intuitiv. Für Kognitionspsychologen stellt Intuition nichts anderes dar, als abgelegte Erinnerung. Steve Kuhn musste mich also an irgendeinen anderen Künstler und die mit diesem abgelegte Hörerfahrung erinnert haben. Der Klang seines Spiels drückte bestimmte Knöpfe und et voilà!

Im Jazz ist der Sound, der Klang des vom Interpreten gespielten Instrumentes von herausragender Bedeutung. Steve Kuhn hat einen klaren, einen prägnanten Ausdruck, wenn er die Tasten anschlägt und mit der Ruhe und Gelassenheit eines weisen und erfahrenen Mannes spricht er mit dem Klavier mit seinen Zuhörern. Sein Stil ist einzigartig. Während des Hörens kam plötzlich das "Aha!" - Erlebnis: Kuhn erinnerte mich an Bill Evans! Dieses introvertierte Spiel mit den Emotionen, die gemäßigten und kontrollierten Gefühls"ausbrüche", das Streben nach Harmonie mit Bass und Schlagzeug, das nachdenkliche Element. Nicht die Musik des legendären Album von Bill Evans kam mir in den Sinn, sondern der Inhalt der Worte seines Titels (einer der schönsten Albumtitel überhaupt, wie ich finde): CONVERSATIONS WITH MYSELF.

Steve Kuhn lässt uns auf THE VANGUARD DATE an seinen Gedanken teilhaben und ehe man sich versieht, schweifen die eigenen davon. Eine grossartige Kunst das zu vermögen! Mit Ron Carter als Bassisten steht ihm als Sideman eine Legende zur Seite, über dessen Spiel man keine Worte verlieren muss. Der zweite ist der Schlagzeuger Al Foster, dem zuzuhören ein wahrer Genuss ist, ein unglaublich gefühlvolles Spiel, intelligent und mit einem grossen Gespür für den richtigen Takt und Rhythmus. Diese drei zusammen sind Individualisten und Symbionten zugleich.

Wenn Sie das nachvollziehen wollen, dann empfehle ich als Einstieg Titel Nr. 3, Little Waltz. Hier können Sie zu Beginn ein Trio in Zeitlupe hören, sie können buchstäblich mitverfolgen, wie die drei miteinander kommunizieren - wunderschön in diesem Zusammenhang, wie Al Foster ganz allmählich "aus der Tiefe des Raumes kommend" den 3/4 Takt vorgibt. Ein Highlight! Wenn der Einstieg über Little Waltz gelungen ist, dann ist es empfehlenswert I thought about you als nächstes zu hören und das Dreigestirn mit Lullaby zu beenden. Machen Sie weiter mit The Zoo.

Erstaunlich ist die Klangqualität dieses Albums, wenn man bedenkt, dass es sich um Live Aufnahmen aus dem Village Vanguard handelt. Es ist eine professionelle Aufnahme, die mit viel Transparenz zu überzeugen vermag, einerseits einem das Gefühl vermittelt dabei zu sein, andererseits das Gefühl alleine mit den Musikern in einem Raum zu sein: Großartig.

Steve Kuhn war mit THE VANGUARD DATE eine echte Entdeckung. Das Album ist hörenswert und ein weiteres mustergültiges Beispiel für die Magie des Trio im Jazz. Jazz Einsteigern kann ich es guten Gewissens empfehlen. Es ist voller schöner Melodien, hat Swing, den Improvisationen kann man gut folgen und das Album demonstriert eindrucksvoll, dass Jazz eine Musik des Momentes ist und Live am allerbesten zur Geltung kommt.

Wunderschön.

Aus dem Village Vanguard,

Rick Deckard

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