The Big Country (Weites Land) - Jerome Moross
Eine weitere Veröffentlichung von Quartet Records beglückt dieser Tage alle Liebhaber von Filmmusik:
Die 60th Anniversary Remastered Edtion der Musik von Jerome Moross zu William Wyler's Klassiker THE BIG COUNTRY (Weites Land).
Wyler schuf mit seinem Pazifismus-Anti-Western einen Film, der damals und auch heute noch durch seine Dichotomie entzweit und einen verzweifeln lässt: Einerseits werden alle Western-Mythen in grandiosen Cinemascope Bildern in Überlebensgröße präsentiert, andererseits durch den Charakter des James McCay - Gregory Peck! - ad absurdum geführt. Das war ein Schlag in die Magengrube, wuchs man mit den Western eines John Ford und dem virilen Machismo eines John Wayne auf. Dann kommt der Kapitän einer Reederfamilie in die Weiten des Westens und räumt mit allen lieb gewonnenen Stereotypen und Mythen auf einen Schlag auf. Das war zuviel für reaktionär verwöhnte Western-Fans (wie mich). Erstaunlich, dass die De-Mythologisierung des Western lange bevor Sergio Leone begann, am Ende der 50er Jahre! Kameramann war übrigens der österreichische Franz F. Planer.
Ennio Morricone, Elmer Bernstein und Jerome Moross!
Wenn der Western musikalisch geprägt wurde, dann durch ikonische Themen dieser 3 Komponisten, wobei Morricone eindeutig von der europäischen Tradition beeinflusst ist, klassische Americana hingegen ist das Markenzeichen bei Bernstein und Moross.
Jeff Bond schreibt in den Liner Notes zu dieser Veröffentlichung von einer SYMPHONIE FOR THE WEST. Besser kann man Moross' Partitur nicht umschreiben. Seine Filmmusik zu WEITES LAND ist nicht nur ein Klassiker, sondern eine der besten Filmmusiken aller Zeiten. Besser geht es nicht. Das Hauptthema mit seinen rasanten Streichern, der berühmten Melodie und Rhythmik ist furios! Moross begeisterte Menschen für Filmmusik und seine Komposition gehört zu den ganz wenigen, die auch beim gemeinen Kinogänger hängengeblieben ist.
Doch er ruht sich auf seinem Hauptthema nicht aus, sondern schreibt sich regelrecht in einen Rausch. Bestes Beispiel dafür ist Track Nr. 08 The Raid (Parts 1 and 2): Das sind Gänsehaut-Momente! Überragend die Dynamik und der Rhythmus! Moross wird zum Geschichtenerzähler und liefert mit seiner Musik einen entscheidenden Beitrag zum Erfolg des Films. Genau diese Qualität des Geschichten erzählen zeichnet einen weiteren höchst erfolgreichen Musiker aus: John Williams.
Moross vereint in seiner grandiosen Musik alles das, was America und den Western ausmacht: Epik. Weite. Grandezza. Folklore. Romantik. Insbesondere das folkloristische Element ist unüberhörbar. Das Hören der Musik abseits des Films und der Bilder ist ein einziger Genuss, wenn man sich denn für Musik dieser Art begeistern kann. Es kommt trotz einer Laufzeit von 75:32 Min. nicht eine Sekunde Langweile auf, im Gegenteil man fiebert dem nächsten Stück entgegen.
THE BIG COUNTRY von Jerome Moross in dieser vorliegenden Edition ist ein "must have" für alle Western- und Filmmusik-Fans. Auf der zweiten CD wurden vom Label ein Stereo und Mono-Schnitt der ursprünglichen LP als Beigabe mit veröffentlicht.
Ein Highlight im Lomax & Deckard Soundtrack Special 2018!
Bei Wikipedia nachzulesen aus dem Joe Hembus Western-Lexikon:
Regisseur William Wyler über seine Absichten: „Ich habe nie eine große Tugend in der amerikanischen Tradition gesehen, einem Menschen auf die Nase zu hauen, wenn er etwas sagt, was einem nicht paßt. Das beweist doch nur, wer am schnellsten oder am stärksten hauen kann. Die Frage, die mich interessiert, ist, ob die Leute auch einem Vertrauen schenken, der nicht um sich haut.“
Unfassbar. Weltklasse. Kult.
Rick Deckard.