Sinnlose Filme Teil I: Ready Player One - Steven Spielberg
Filmrezensionen und Filmkritik: Es ist interessant zu beobachten, wie sich im World Wide Web und in der medialen Wahrnehmung Dinge verselbständigen. Eine Kugel bringt die nächste ins Rollen und kaum einer denkt noch nach. Es traut sich auch keiner mit nachvollziehbaren Argumenten gegen den Strom zu schwimmen.
Steven Spielberg bleibt für mich einer der am meisten überschätzten Regisseure. Aus meiner Sicht hat er zwei Filme gedreht, die bahnbrechend waren: DUELL (1971) und DER WEISSE HAI (1975), letzterer, der laut Filmhistorikern die Ära des Blockbusters eingeläutet haben soll und damit den Niedergang der Filmkultur.
Alles, was Spielberg nach diesen beiden Filmen drehte, war zweifelsfrei überdurchschnittlich gutes Kino auf hohem Niveau mit vielen (technischen) Innovationen, leider blieb der künstlerische Anspruch auf der Strecke. Hätte Spielberg die Liaison aus künstlerischem Anspruch und Mainstream beibehalten können, so, wie bei DUEL und JAWS, er hätte ein großer Regisseur werden können. Steven Spielberg dreht weiterhin Filme und sie werden von Mal zu Mal schlechter. Der letzte gute Film von ihm stammt mit MÜNCHEN aus dem Jahr 2005.
In seinem neuesten Werk geht es um die Verfilmung eines Romans von Ernest Cline, der in der Welt der Computerspiele verankert ist. Spielberg führt uns in eine nahegelegene Zukunft, in der es neben der realen Welt eine riesige virtuelle Welt gibt, die sich die Oasis nennt. Nach einigen Katastrophen, die nicht näher erklärt werden, leben die Menschen in heruntergekommen Städten und fristen ihren Alltag in aufeinander gestapelten Blechhütten. Ihr einziger Trost ist das Computerprogramm, in das sie entfliehen können. Der Erfinder dieses Programms hinterlässt nach seinem Tod ein Rätsel: Es gilt in der Oasis 3 Schlüssel zu finden, die den Zugang zu einem Easter Egg ermöglichen. Der Gewinner erhält die Kontrolle und Macht über Oasis. Fortan versuchen Spieler und Konzerne an dieses Easter Egg zu gelangen.
Kommen wir zum Anfang dieses Beitrags zurück. Kaum dreht ein renommierter Regisseur einen neuen Film, verselbstständigen sich die Mechanismen von alleine. Es wird interpretiert, analysiert, irgendwelche kulturellen Bezüge hergestellt und alle schwimmen mit im gleichen Strom ... nur macht sich keiner Gedanken darüber, was dieser Film eigentlich soll, wie Sinn entleert und schlecht er ist. Da helfen auch keine popkulturellen Referenzen an die 80er Jahre, wenn sie sinn- und lustlos in die Filmhandlung eingefügt werden. Ready Player One ist seelenlos und kalt wie ein Computerspiel, die Schauspieler agieren wie Holzpuppen und der pädagogische Zeigefinger am Ende des Films lässt einen nur noch würgen. Mehr als die Hälfte der Lauflänge wird der Zuschauer mit an Computer generierten Effekten überflutet, die Handlung ist vorhersehbar, es werden keine nostalgischen Gefühle geweckt, das Bombardement an leblosen Zitaten und Referenzen nervt, am Ende hinterlässt RPO nicht mal ein Kopfschütteln.
Dabei hätten sich sämtliche Möglichkeiten für Spielberg aufgetan, denn die virtuelle Realität ist im Kommen und in der Zukunft nicht mehr wegzudenken. Mit ihr wird sich auch unsere Realität und die des Kinos verändern. Eine ernsthafte Thematik, die es Wert gewesen wäre, filmisch interpretiert zu werden. Doch der Regisseur bleibt bei seinem formelhaften Konzept. Die Wachowski Brüder haben mit MATRIX gezeigt, wie es auf intelligente Weise funktionieren kann.
Rick Deckard