Mission: Impossible - Fallout
Ethan Hunt, gespielt von Tom Cruise, Top-Agent des IMF, sitzt in Belfast und nimmt einen neuen Auftrag entgegen. Fallout beginnt wie alle Filme dieses Franchise - nach 5 Sekunden zerstört sich die Nachricht und der Protagonist steht erneut vor der Wahl die unmögliche Mission anzunehmen oder nicht.
Dieses Mal gilt es zu verhindern, dass waffenfähiges Plutonium in die Hände von Verbrechern fällt.
Der Anfang ist gemacht. Bereits in der nächsten Szene passiert aber etwas, woran fortan der überwiegende Teil des Filmes krankt: Er ist virtuos inszeniert, lässt es aber an der geringst notwendigen Logik mangeln. Dass Gesetze der Physik regelmäßig ausser Kraft gesetzt werden, wird in diesem Genre stets augenzwinkernd hingenommen, wobei jedoch bei Fallout dermaßen übertrieben wird, dass das Ganze am Ende in Trash ausartet.
Mission: Impossible - Fallout ist ein in Teilen furios inszenierter Actionfilm. Die Hoffnung im ersten Drittel ist groß, hier einem eventuell neuen Klassiker beizuwohnen, obwohl bereits ein flaues Gefühl in der Magengegend aufkeimt. Das liegt v.a. daran, dass die Handlung immer verworrener wird. Wer hier wer ist und warum gegen wen aus welchen Gründen kämpft, wird immer undurchsichtiger. Das Spiel mit Identitäten und doppeltem Boden wird so sehr ausgereizt, dass es am Ende des Films kaum möglich ist, die Handlung in wenigen Sätzen zusammenzufassen.
Das liegt auch daran, dass Hauptdarsteller Tom Cruise keine echte Nemesis geboten wird. Für jeden Helden bedarf es eines Bösewichtes, aber hier gibt es gleich mehrere, das sind am Ende dann einige zuviel. Ausserdem liefert die Produktion mit der Besetzung von Henry Cavill ein weiteres Beispiel für eine eklatante Fehlbesetzung, was in Mode zu kommen scheint. Der Beau mit dem athletischen Körperbau eignet sich gerade noch als Superman, aber darüber hinaus ist jede Rolle eine Überforderung für den Mimen.
Auf der Haben Seite glänzt Fallout mit sensationell inszenierten Action- und Kampfszenen, die einen förmlich jubeln und an die Ära der 80er und 90er Jahre denken lassen: Der Kampf von Cruise und Cavill gegen einen Killer in einer Toilette in Paris ist spektakulär inszeniert und lässt die Helden am Ende endlich mal nicht als "Herr der Lage" dastehen. Ein perfekt choreografierter Fight!
Der Höhepunkt des Films ist eine Verfolgungsjagd in Paris, in der Cruise auf einem Motorrad und in einem Auto quer durch die Stadt gehetzt wird. Nicht nur Cruise, sondern Paris wird in diesen Szenen zum Hauptdarsteller: Was für eine atemberaubend schöne Stadt! Die Verfolgungsjagd ist brillant fotografiert und geschnitten!
Hut ab vor Cruise, der mit 56 (!) Jahren fliegt, fährt und kämpft, als wäre er nie gealtert. Eine physisch beeindruckende Leistung, die es so im Actionkino der Gegenwart nicht mehr gibt, mit Abstrichen von Craig und Bond vielleicht einmal abgesehen.
Aber mit dem Ende der Jagd beginnt auch der stetige Abfall des Films in die Bedeutungslosigkeit. Was dann folgt sind irrwitzige Dialoge, aus denen man nicht mehr schlau wird, verwirrende Twists und ein Finale, das im Ultra-Trash endet und für unfreiwillige Lacher sorgt. Das ist zutiefst bedauerlich, nach dem Fallout so rasant angefangen hatte.
Interessanterweise sah das die Mehrheit der Zuschauer anders, denn der Film war an den Kassen äusserst erfolgreich und, was mich noch mehr "gewundert" hat, dass die schreibende Zunft sich mehrheitlich positiv über den Film äusserte.
Lorne Balfe hinterlässt einen guten Eindruck mit seiner Musik und augenfällig, im wahrsten Sinne des Wortes, ist der britische Kameramann Rob Hardy. Exzellent fotografiert!
Es wird Zeit für eine Stabübergabe von Cruise, der dieses Franchise als Star so erfolgreich über die Jahrzehnte geführt hat, denn mit 60 Jahren dürfte es langsam schwer werden das Publikum zu überzeugen.
Brian De Palma startete die Mission Impossible Reihe mit einem superben Thriller, John Woo drückte der Reihe mit seinem eigenwilligen Stil einen Stempel auf und auch die weiteren Fortsetzungen waren alle unterhaltsam, aber Fallout zeigt es überdeutlich: It's time for change.
Über den Wolken,
Rick Deckard
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