The Rocketeer - James Horner
Die Geschichte der Filmmusik zu The Rocketeer reicht zurück bis in die Mitte der 90er Jahre. Es gab im Zentrum Berlins in der Nähe des Ku-Damm und der Gedächtniskirche ein Geschäft, in dem man zu dieser Zeit Filmmusik auf CD kaufen und sich beraten (!) lassen konnte. Berlin, eine große, eine mondäne Stadt. Ich war sehr aufgeregt und hatte mit MMO einen gleichgesinnten und guten Berater an meiner Seite, mit dem ich an diesem Tag durch etliche Geschäfte und Second Hand Läden zog, auf der Suche nach guten Scores und Raritäten.
Das Art Deco Cover von The Rocketeer stach mir ins Gesicht und nach einer Hörprobe entschied ich mich zum Kauf, woraufhin an der Kasse der Besitzer mit einem Grinsen bemerkte:"Eine gute Entscheidung!".
James Horner gehört mit Jerry Goldsmith und John Williams zum heiligen Triumvirat der persönlich geschätzten Filmmusik-Komponisten der Moderne. Eine der ersten CDs, die ich in Köln im alten (und legendären) Geschäft Saturn am Hansa Ring erwarb, war die Musik zu dem Douglas Trumbull Klassiker Project: Brainstorm, ebenfalls von Horner komponiert. Seit dieser Zeit und seinem phänomenalen Score zu STAR TREK II - Der Zorn des Khan begleitet mich Horner durch meine Reisen in der Welt der orchestralen Filmmusik.
James Horner gehört - neben den beiden bereits genannten Komponisten - zu denjenigen, die in der Lage sind eine Gänsehaut beim Hören hervorzurufen, also das Hervorrufen einer sichtbaren körperlichen Reaktion beim Hören von Musik. Das finde ich bemerkenswert.
Seine Komposition zu der Comicverfilmung The Rocketeer verursacht genau das. Bereits beim Hören des Main Title, in dem er verschiedene Themen vorstellt, kommt dieses bekannte und wohlige Gefühl auf, durch das man sich sich an frühere und goldene Zeiten der Filmmusik erinnert fühlt. Man spürt auch, über welch transzendentalen Charakter Musik verfügt.
In den frühen Jahren seines Schaffens, bevor Horner ein Plagiat seiner selbst wurde, besaß Horner ein unglaubliches Gefühl und Talent für Melodien, Dynamik und Tempi.
Der Score zu The Rocketeer ist deswegen so reizvoll und hat in den letzten Jahren nichts von seiner Qualität eingebüßt, weil er neben einer bodenständigen und schönen Melodie für den Helden mit einer grossen Portion Action-Scoring aufkommt, in denen die Heroik einen prägnanten Stellenwert einnimmt und dem klassischen "Swashbuckler" musikalisch herrlich Tribut zollt! Der Swashbuckler, übersetzt Haudegen oder Säbelrassler, war ein bestimmter Typus in den Filmen der ersten zwei Jahrzehnte des letzten Jahrhunderts, ein gut gestimmter, lustiger und stets den Sieg davontragender Charakter. Horner Musik schafft es genau diese Attribute musikalisch zu übersetzten und genauso wie Jerry Goldsmith in seinen brillanten Action-Scores oder Williams in seinen Indiana Jones Abenteurern, schafft es Horner auch, dass man euphorisiert ist und die geballte Faust gen Himmel reckt.
Horner schafft es Emotionen hervorzurufen und die Qualität seiner Musik ist der Grund dafür, dass man den Score zu The Rocketeer abseits der Bilder in vollen Zügen geniessen kann. Ein Highlight ist, wie so häufig bei ihm, das Liebesthema, das genauso schön ist, wie das grandiose Thema aus Krull oder das betörende Irina's Theme aus Gorky Park. Horner lässt es wiederholt in einigen Stücken neben dem Hauptthema anklingen und ob beabsichtigt oder nicht, hört man in einem Track ein Motiv aus Brainstorm und ein Thema aus Willow (einem weiteren grossartigen Score von Horner!).
Das Intrada Label bietet die gesamte Musik nebst dem erstmals erschienen Soundtrack auf einer Doppel-CD in erstklassiger Soundqualität mit einem wie immer schön bebilderten und informativen Booklet an.
Ich habe versucht das Geschäft in Berlin im Internet zu finden, aber es gibt es wohl lange nicht mehr.
Mit einem Raktenrucksack durch die Lüfte fliegend,
Rick Deckard