The Balldad of Buster Scruggs - Joel & Ethan Coen
Kurze Geschichten in einem geschlossenen Werk zu erzählen ist nicht neu. "Neu" gibt es auch nicht mehr im Mainstream Kino. Besonders kreative Filmemacher wie Wes Anderson oder eben die Coen Brüder haben auch lange damit abgeschlossen, diesen Gedanken zu verfolgen. Selbst die etwas jüngere Generation von Filmemachern wie Damien Chazelle (First Man: The Life Of Neil A. Armstrong) oder die von mir über den Klee gelobten Alexander Payne,und Denis Villeneuve oder die in meinem Herzen seit immer gefeierte Sofia Coppola, alle werden das Kino nicht neu erfinden. Niemals mehr, auch nicht bei weiterem Namedroping. Sind wir doch mal ehrlich, denn aufgrund der möglichen bekannten Einschränkungen in Sachen Dramaturgie und Aufnahmefähigkeit des Zuschauers, kann es nur immer wieder in der Übersetzung um die bekannte Odyssee gehen. Dass soll jetzt kein sonntäglicher Kulturpessimismus sein, sondern ehr die Feststellung, dass es sich eben immer um die neue Interpretation von bereits erfundenem und gezeigtem oder um die Tatsache den Zuschauer mitzunehmen bzw. ihm Optionen der Rezeption aufzuzeigen handelt.
Natürlich gibt es dann noch eine Metaebene. Die Sicht auf den Kontext, der ja durchaus und zum Glück verschiedene Perspektiven haben kann. Was die ganze Sache dann eben interessant macht. Insbesondere, wenn es um persönliche Sichtweisen geht. Blog-Co-Founder Rick Deckard schrieb z. B. zum Nachruf von William Goldman und zu seinem ehemaligen Lieblingsfilm ZWEI BANDITEN folgendes: „Etwas, das vorher als gut empfunden wurde und jetzt eine neuerliche Bewertung erfährt, muss das Dagewesene nicht in seiner Qualität mindern.“
Zusammengefasst werden selbst die wunderbaren Coen’s unser ewiges Lieblingsgenre den Western nicht neu erfinden und eben auch die Wahl der Anthologie verfolgt nicht dem Zweck: „Hey schaut mal her, wir machen jetzt Episodenfilme, weil uns sonst nichts mehr einfällt oder Matthew Weiner die Blütenlese idealtypisch für das Format Serie verwendet.
Zum Film: Ein Riesenspaß! 132 Minuten großartig besetztes und vollendend fotografiertes Kino. Selbstverständlich haben die Episoden unterschiedlich Erzählstile und .-tempi. Und wahrscheinlich ist das auch die größte Gefahr für Filmemacher die sich für dieses Episodenformat entscheiden. Die Mehrzahl der Zuschauer wird immer die einzelnen Geschichten werten. Im schlimmsten Fall entsteht so ein negatives Panoptikum von 6 schlechten Filmen und nicht die faire Bewertung eines Films. Aber die Coen Brüder sind zu subversiv um sich dieser Falle zu stellen, in die Jim Jarmusch noch von einigen Jahrzehnten mit seinem unvergesslichen NIGHT ON EARTH geraten ist. Jarmusch hatte nur das Motiv Zeit und unterschiedliche Orte, weltweit, die eine kurze Querverbindung in den Köpfen der Zuschauer herstellte, die COENS nutzen ihr eigenes Wissen über den Western und die Popkultur und stellen es eben denen zur Verfügung, die ähnliche Nerds sind, wie sie selbst und sich auch noch damit identifizieren. Seufz! (sic!)
Die Serie ist bei Netflix erschienen und ich vermeide es hier einzelne Episoden auch nur Ansatzweise zu kommentieren. Ich werde auch nicht erklären wie schön es ist, wenn Schauspieler nicht nur nach den passenden Rollen besetzt werden, sondern auch der Dramaturgie einer klassischen Live-Show folgen eingesetzt werden können. Auch um die Zuschauer an der Stange zu halten.
Tusch, Applaus und Popcorn in die Luft geworfen. Für mich ist THE BALLAD OF BUSTER SCRUGGS eines der bisherigen Kino Highlights des Jahres. Lange, vielleicht noch gar nicht, habe ich mich 2018 von der Seite so unterhalten gefühlt.
When A Cowboy Trades His Spurs For Wings...
Alan Lomax