Jeff Tweedy - Together At Last
Die Stimmung hätte schöner nicht sein können: Der Himmel strahlend blau, darunter der Herbst in all seinem Farbenreichtum. Eine leichte Brise, die Blätter an den Bäumen kitzelt.
Im Hintergrund spielt ein Mann Gitarre und singt mit zurückhaltender Stimme wunderschöne Lieder: Jeff Tweedy. 2017 erschien eine Zusammenstellung von Songs, die Tweedy ursprünglich mit Wilco und Uncle Tupelo aufgenommen hatte. Auf dieser Veröffentlichung trägt er sie solo vor, rein akustisch, nur begleitet von seiner Gitarre.
Wer Wilco oder Uncle Tupelo und die Songs kennt, wird seine Freude daran haben (oder auch nicht). Die Lieder sind von jeglichem Ballast befreit, am Ende bleiben "nur" die Melodie und die Worte. Tweedy hat bekanntermaßen die Neigung Texte kryptisch zu verfassen, so dass sich der Sinnzusammenhang nicht immer sofort ergibt. Wer sich jedoch mit den Lyrics bereits auseinandergesetzt hat, dem erschliessen sich die Songs diesmal mit einer Klarheit, die sonst durch die anderen Instrumente und den Sound verschleiert war.
Die Melodien, die Akkorde, die Harmonien der einzelnen Lieder sind von einer unglaublichen Schönheit und führen immer wieder zu Assoziationen jedweder Art. Sie verleiten dazu, die Gedanken vom Alltag abschweifen zu lassen und zu träumen. Die herbstliche Atmosphäre gestern tat ihr übriges. Aber auch losgelöst von äusseren Einflüssen mögen die Songs für sich alleine zu überzeugen. Interessant wird es immer dann, wenn Tweedy, ähnlich einem Jazz Musiker, sich gelegentlich im Gitarrenspiel verliert und hier und dort ein wenig "improvisiert". Der Klang der Gitarre(n) ist übrigens sehr ästhetisch!
Mit einer Länge von 38 Minuten hat es eine perfekte Länge. Das ganze Album ist ein einziger Anspieltipp, wer aber hineinhorchen möchte, dem seien folgende Tracks empfohlen:
- Muzzle Of Bees
- In A Future Age
- Hummingbird
Manchmal bedarf es lediglich einer Stimme und eines Instruments um riesige, luftige, leichte, kleine, schwere, intime Klangwelten zu erschaffen.
Eine Hängematte, Sonne und ein Strohhalm im Mundwinkel wären jetzt auch nicht schlecht - alternativ auch der Blick auf eine glitzernde Grossstadt mit einem Bourbon on the Rocks.
Wählen Sie selbst.
Via Chicago,
Rick Deckard