CLAW BOYS CLAW, 06.04.2018, Bergen op Zoom
Konzertreisen verbunden mit Urlaub sind doch das Allerschönste. In der Regel ist man ohnehin schon entspannt, freut sich den ganzen Tag auf das Event, kann sich gepflegt vorbereiten und am nächsten Tag kann man ausschlafen. Herrlich. So haben wir uns das vorgestellt, die Sonne steht hoch über dem wunderschönen Grote Markt im beschaulichen Bergen op Zoom und wir entschließen uns nach einem ersten Palm noch einen Plattenladen aufzusuchen, den (nach optischer Bewertung im Netz) vermeintlich uninteressanteren: DE WATERPUT.
Nach erfolgreicher Suche werden Reggae-, Folk-, Postpunk-, Ska- und Elektronik-Platten gekauft. Auf der Theke liegen Platten der besten niederländischen Band CLAW BOYS CLAW, dazu ein kleines Poster zum Gig am Abend. Wir kommen ins Gespräch und erzählen unsere Geschichte mit der Band. Wir haben sie Anfang der Neunziger Jahre einige Male gesehen, im Kölner Luxor, auf dem Ringfest bei der Popkomm und beim Pinkpop Festival. In Deutschland hatte die Band keinen Erfolg, obwohl ihr damaliger Erfolgssong "Rosie" - die Geschichte eines Junkie-Girls - sogar bei 120 Minutes auf MTV lief, Paul King hat's angesagt.
Und wer wissen will, wie es damals (1993) beim Pinkpop in Landgraaf zuging…
Die Band ist dann jahrelang abgetaucht und es gab erst im Jahre 2008 zum Album "Pajama Day" eine Tour. Damals sind wir auch mit dem MUSIKABEND-Team nach Amsterdam gereist, um sie im Paradiso zu sehen. "Pajama Day" ist für mich auch weiterhin das beste Album der Band. Mit dem Comeback gelangte auch eine Reife und Tiefe in die Songs, die zu Gründungszeiten noch gar nicht da sein konnte.
Aus dem Gründungsjahr sind noch der Sänger Peter te Bos, der unfassbare 67 Jahre Jahre alt ist und immer noch eine veritable Rampensau, und Gitarrist John Cameron dabei, die beiden, die auch seit jeher das Songwriting verantworten. Der rauhe Sound der Anfangsjahre wurde immer mit fortgeführt, so dass der Garage Rock / Post Punk Style mit te Bos' markanter tiefer Stimme immer zu einer psychedelischen Melange werden können und man in den besten Momenten auf Doors-Niveau wegfliegt.
Wir sind ja noch im Waterput-Plattenladen und erfahren, dass CLAW BOYS CLAW - wie immer, wenn sie in Bergen op Zoom sind - noch einen Instore Gig jetzt und hier spielen werden, wir haben noch eine halbe Stunde für ein schnelles Bier und dann ist die Band schon im Laden. Ein wunderbarer Zufall. Die Band hat tatsächlich schon zigmal in diesem Laden gespielt seit er vor 40 Jahren aufgemacht hat und gibt heute ein paar Songs vom neuen Album zum Besten. Währenddessen erzählt der freundliche Chef vom Plattenladen Peter te Bos, dass zwei Typen extra aus Köln angereist sind, um die Band zu sehen. Daraufhin werden wir herzlich begrüßt, es gibt Geschenke und vor allem Geschichten aus den wilden Neunzigern, zu Abenden in Köln und zur Bandentwicklung. Er ist übrigens nicht nur Sänger sondern auch Designer, das unverkennbare Loge dieses Plattenladens hat er gestaltet, ebenso wie zahlreiche Plattencover und die Plakate für das legendäre Lowlands-Festival in den Niederlanden.
Am Abend dann das Konzert im Gebouw T, einer wunderschönen Location für Clubkonzerte. Vorband sind TREEHOOK., die mit härterem Guitarrenansatz auf einem Trip zwischen geposetem NO Wave und Endgrunge, anfangs aufgesetzt, später glaubhaft erdig. Ein verrückter richtig guter Schlagzeuger, ein vermeintlicher Tatttoladenbesitzer mit Glatze und ZZ Top-Gedächtnisbart und ein alter Saxophonist are doin the mix. Das finale bestreitet der Schlagzeuger, der sein Gerät abbaut und mitten im Publikum wieder aufbaut, um daran nochmals auszuticken.
Claw Boys Claw sind in unwiderstehlicher Spiellaune und geben ein Garge Rock Set Galore. Das neue Album hat einen großen Anteil und auch die alten Nummern kommen nicht zu kurz. Von den ruhigeren Stücken geben sie uns nur "Rosie", evergreens wie "Call me an angel", "Trust me" oder "Flower" fehlen leider. Dafür gibt es aber Klassiker wie "Hammer" oder "Bit the dice" und "Superkid", die das ganze Publikum 25 Jahre zurück beamen und von Sommern der Freiheit träumen lassen. Vom neuen, wirklich erstklassigen Album "It's not me, the horse, it's not me, part one" überzeugen neben dem Titeltrack ganz besonders "Echo Echo" und der Song des Wochenendes "Suck up the mountain".
Letzte Zugaben sind "So mean" und "I wanna be your dog", das kann nicht jeder glaubhaft covern, aber Claw Boys Claw spielen das mit der notwendigen Ausgelassenheit bei fortwährender Coolness. Das Post Punk sozialisierte Publikum dankt auf Knien.
Eine kleines CLAW BOYS CLAW Feature hören Sie in unserer Radioshow MUSIKABEND aus dem Februar 2018 gleich zu Beginn der Sendung.
Musikabend 14 Pale Blue Eyes 2018-02-24
Music collectors and Radio DJs on 674,fm Music Nights (Musikabend) with vinyl jewels since 1995. Monthly ...
https://www.mixcloud.com/johnrossewing/musikabend-14-pale-blue-eyes-2018-02-24/
Dank u wel, Peter te Bos, dank u wel, De Waterpot,
John Ross Ewing, back in Cologne
PS: VISIT THIS RECORD STORE in Bergen op Zoom and support them!!!! www.waterput.nl
Band: www.clawboysclaw.nl
Design: www.gazzman.nl