Ewings definitive Top 5 des Jahres 2017

von John Ross Ewing  -  21. Dezember 2017, 11:22  -  #Got my eyes on you - Ewings Kolumne

Foto by Alan Lomax Foundation

Foto by Alan Lomax Foundation

Unser lieber Außenreporter, Superstar und Ko-Autor Ewing schreibt hier auf, was ihn in diesem Jahr bewegt und getoucht hat...

Ewings definitive Top 5 des Jahres 2017

 

Was für ein Jahr!

 

Wir machen plötzlich eine Radiosendung und dann kommen in 2017 wieder so viele coole Sachen raus, dass man das alles kaum verarbeiten kann. Mein Resümee: diese zusätzlichen Musikabende im Radio sind eine tolle Ergänzung zur noch intensiveren Auseinandersetzung mit der uns allen befreienden Musik.

 

Hier sind nun meine Lieblinge in Listen gepfercht, das Jahr ist musikalisch aufgearbeitet und zudem gibt es jetzt schon einige Sachen, von denen ich weiss, dass sie sich erst nächstes Jahr entfalten und mich glücklich machen werden. Eine bella vista.

 

 

Kurze

 

The Charlatans  - Plastic machinery

Weezer - Feels like summer

Curtis Harding - On and on

Gewalt - So geht die Geschichte

Aldous Harding - Imagining my man

Kid Francescoli - Moon

RIDE - Cali

Cigarettes After Sex - K.

Loyle Carner - Ain’t nothing changed

5 Billion in Diamonds - Gravity rules

Ibeyi & Kamasi Washington - Deathless

Pond - Paint me silver

Gewalt - So soll es sein

Future Islands - Ran

Zwanie Johnson - Disco blue

 

 

Lange

 

Here Lies Man - Here Lies Man

The XX - I see you

Aldous Harding - Party

Loyle Carner - Yesterday’s gone

RIDE - Weather diaries

The Molochs - Amerca’s velvet glory

Peter Perret - How the west was won

Weezer - Pacific daydream

Cigarettes After Sex - Cigarettes After Sex

Kid Francescoli - Play it again

Benjamin Clementine - I tell a fly

Slowdive - Slowdive

Melanie de Biasio - Lilies

Kevin Morby - City music

 

 

EPs – between the categories

 

Parcels - Hideout

Here lies Man - Animal noises

Kamasi Washington - Harmony of difference

Moses Sumney - Lamentations

Penguin Café - Umbrella

 

 

 

Visualisierte Musik

 

Chassol                                               Big sun (Album Videos)

Gewalt                                                 So soll es sein (RYT Remix)

Benjamin Clementine                            Phantom of Aleppoville (An alien is born)

 

 

Cover Artwork

 

The XX                                                I see you (Box Set)

Ibeyi                                                    Ash

Kamasi Washington                             Harmony of difference (mit gestaltetem Booklet von Amani Washington)

Gewalt                                                 Alle 7inches

 

 

 

Konzerte

 

RIDE - Paris, La Grande Halle – Pitchfork Music Festival

The XX - Düsseldorf, Mitsubishi Electric Halle

Nick Cave & the Bad Seeds - Düsseldorf, Mitsubishi Electric Halle

Weezer „Feels like summer“-Tour - Köln, E-Werk

Bon Iver – PrimaveraSound, Porto

Benjamin Clementine - Haldern Pop, Ganz große Bühne

Loyle Carner - Haldern Pop, Spiegelzelt

Gewalt – Bonn, BLA

Depeche Mode - Köln, Rhein-Energie-Stadion

Melanie de Biasio – Köln, Stadtgarten

Devendra Banhart arranged by Jherek Bischoff mit dem Rundfunk Tanzorchester Ehrenfeld - WEEKENDFEST, Köln, Stadthalle Mülheim

Aldous Harding - Haldern Pop – Spiegelzelt

Chassoll - Paris, La Grande Halle – Pitchfork Music Festival

Thurston Moore Group -            Köln, Stadtgarten

Einstürzende Neubauten - Köln, Philharmonie

Parcels - Haldern Pop - Spiegelzelt

Jake Bugg – Köln, Kulturkirche

 

 

Live/life Momente

 

Benjamin Clementine – this particular voice

 

Aus dem verhuscht verschüchterten Hochbegabten wird eine künstlerisch bedeutende Persönlichkeit, die den Weltruhm akzeptieren und sich dabei nicht verbiegen wird. Ich wage erneut zu behaupten, dass mit Annahme dieser selbst gewählten Alienrolle ein kleiner Teil der Lücke geschlossen wird, die King David Bowie hinterlassen hat.

 

In Haldern macht er aus den Menschen auf dem alten Reitplatz einen sensationellen Chor, der aus voller Kehle singt:

I’m sending my condolence
I’m sending my condolence to fear
I’m sending my condolence
I’m sending my condolence to insecurities.

 

So lange und schön, dass es immer noch nachhallt, danke dafür.

 

The XX

 

All silver, ein großes künstlerisches Gesamtkonzept, Erinnerungen an Warhols Factory werden wach. Bestechende Klarheit in Sound und Haltung. Perfektes Zusammenspiel. Zartheit. New romantic is back. Zu schön, um wahr zu sein. Say something loving…

 

Nick Cave

 

In der alten Philipshalle schleicht sich unser alter Held mitten im „Weeping song“ heimlich von der Bühne – ich denke an das Boot, in dem er mit Blixa schaukelnd sang, und da erscheint er urplötzlich auf einem Podest unmittelbar vor uns. Nähe und Intensität könnten größer nicht sein. A song in which to weep. Ein Konzert der Wahrhaftigkeit.

 

RIDE

 

Sie sind wiedervereint, meine Shoegaze Lieblingsband. Ich stehe allein in der Grande Halle in Paris mit einigen extrem erwartungsvollen Fans, die meisten im Saal sind wegen The National gekommen. Als es losgeht, ist es aber schon sehr voll und euphorisch. Sie harmonieren perfekt. Sie wissen, wie gut sie sind. Die neuen Songs sind nicht nur sehr gut für den Moment, sondern werden lange halten. Sie spielen DREAMS BURN DOWN und die flirrenden, verzerrten Distortion-Schübe zeigen mir, dass ich hier sein muss. An diesem Abend gibt es das Live Debüt des neuen Songs PULSAR. Und wenn aus TASTE dann CALI wird, laufen mir die Augen über…

 

Bon Iver

 

„Was kann man noch zu BON IVER sagen, das Projekt von Justin Vernon ist eine ständige Weiterentwicklung vom zartesten Folk songs zu elektrisierenden Experimenten. Einige Elemente des aktuellen Albums „22, a million“ wurden in der Nähe von Lissabon aufgenommen, so dass sein Auftritt in Portugal direkt am Meer besonders ist, so besonders wie seine eklektischen Songs. Auch während des Konzerts breiten sich die Songs immer weiter aus, die Bläser tragen das Ganze. Die doppelte Drum Performance sorgt für eine Platzreife, die den vermutlich 25000 Leuten den Sound an jeder Stelle spürbar macht. Der Meister seines Faches, ein Falsett geht steil, wo soll das nur hinführen?“

 

Das habe ich im Nachgang aufgeschrieben. Freund und SuperBock-Halter Lomax sagte zu mir, dass ich wohl recht wortkarg und euphorisch den Hügel im Parque de ciudad hochgestapft kam und sagte „boah, boah“. Ich erinnere das nicht, der weitere Fortgang des Abends ist nicht übermittelt.

 

Weezer

 

Gefühlt 30 Momente, die einen zum Weinen bringen, endlich waren sie live zu erleben. Ich wähle den „Feels like summer“ Moment, in dem klar wird, dass Weezer als einzige Band das Gefühl ersetzen können, dass mir seit dem letzten Ramones Konzert fehlt. Ich will das gar nicht mit Worten beschreiben. Das ist andere Musik, aber mein Ramones-Herz pumpt wieder. Wie groß, wichtig und klug diese wunderbare Band um Rivers Cuomo doch ist.

 

Growlers

 

Die Growlers sind die Doors des PrimaveraSound, vermutlich eines jeden Festivals auf dem sie auftreten. Lässigkeit und Spannungsbögen waren selten näher beieinander und erlösen sich selbst zwischendrin mit schunkelnden PowerPopSongs. Da will man sich in den City Club 17 Parka schmeißen und lostanzen. BEACH GOTH geht schon…

 

 

Familien-Hits

 

The Wedding Present - Marblehead

Whitney - No woman

The Charlatans - Plastic Machinery

 

 

Neue Erkenntnis

 

Dass Musik Stimmungen trägt, beeinflusst und manipuliert, ist nicht neu. Brasilianische Musik habe ich durch verschiedene Einflüsse sehr viel gehört in den letzten Jahren. O Terno aus Sao Paulo, gesignt für das Weekendfest in diesem Jahr, markieren z. B. eine moderne Tropicalia-Bewegung. Sie machen das mit viel Humor.

 

Aber der alte Held des brasilianischen Volks, Joao Gilberto, macht noch mehr mit mir. Ich habe entdekt, dass die Musik Gilbertos für mich meditativen Charakter hat. Ich werde ruhig, ausgeglichen und spüre innere Zufriedenheit durch diese wahrhaft einzigartige Intonisierung. Niemand spielt wie er, niemand singt wie er, niemand summt und murmelt wie er. Das ist wie Medizin, eine große Umarmung voller Liebe und Freundschaft. Danke Joao.

 

Neues Jahr, neue Entdeckungen, neue Listen, bis gleich

John Ross Ewing

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