Mit Götz Alsmann in Rom
Die Entscheidung ein neues Album von Götz Alsmann zu hören, führt in ein Spannungsfeld zwischen Anspruch und Widerspruch, Kunst und Kommerz. Alsmann ohne Dichotomie ist unmöglich, zumindest bei mir. Das liegt daran, dass Götz Alsmann mit seiner Musik mir den Spiegel vorhält, in den ich nicht gerne blicke.
Auf der einen Seite ist es das banale, alltägliche, fast schon kitschige in den Texten der Lieder auf der anderen Seite wird alles überstrahlt von der Liebe und dem Verständnis für die Musik, wir befinden uns in der Welt von Prof. Götz Alsmann. Er zwingt uns nicht seine Musik zu hören, uns, die wir die Musik so sehr lieben und mit Leidenschaft hören, wir tun es trotzdem.
Das ist merkwürdig, denn die Erinnerungen, die seine Musik in uns wachruft, ist die an piefige, miefige, spiessige alte Zeiten. Aber die Art und Weise, mit der der Musiker Götz Alsmann und seine Band alte Schlager und Songs interpretieren, lassen sie in einem so strahlenden, hellen und neuem Licht erscheinen, dass er es schafft uns dem Kern der Musik näher zu bringen: Resonanz. Das liegt auch daran, dass er die Klassiker seziert und neu zusammensetzt: Er ändert Tempo und Rhythmus, Phrasierung und Melodie und tränkt die Musik wohl dosiert in Jazz.
Heraus kommt eine wunderbar nostalgische Melange aus Italo-Pop, Schlager und Jazz, die man ablehnt oder mag.
Der Musik eines Götz Alsmann kann man sich auf zweierlei Arten nähern: Mit akademischer Finesse und Neugier als auch mit Ehrlichkeit sich selbst gegenüber mit dem Ziel verkrustete Gedankenkonstrukte aufzubrechen.
Das Album In Rom bietet einen erstklassigen Sound und Stücke, die einem sehr leichte und beschwingte (Swing!) Minuten bescheren. Sie rufen Erinnerungen an die Zeit des Wirtschaftswachstums wach, an unbekannte Jahrzehnte des letzten Jahrhunderts und sie provozieren jede Menge stereotyper Gedanken.
Das Cover ist vorzüglich gestaltet: Ein elegant und äusserst gut gekleideter Mann blickt leicht erhobenen Hauptes mit Bewunderung und Ehrfurcht in die Ferne. Was er dort sieht, wissen wir nicht. Seine Augen sind hinter Sonnengläsern verborgen. Die Gefühle stecken in der linken Tasche, die rechte öffnet oder schliesst das Jackett. Buchstaben mit monumentaler Form- und Farbgestaltung (so wie man sie aus Hollywoodfilmen kennt) zeigen uns auf, wer sich wo befindet, im Hintergrund zeichnen sich unscharf die Konturen eines alten Gebäudes ab.
Es gab einen einzigen Grund, warum ich mir dieses Album angehört habe: Auf seiner Promotion-Tour für dieses Album erzählte Alsmann von einem Studio in Rom, in dem er In Rom aufnahm, er tat das mit Innbrunst und grosser Leidenschaft und zählte viele bekannte Musiker auf, die in dem Studio Musik machten und aufnahmen.
In diesem Zusammenhang erwähnte er immer wieder einen Namen:
Ennio Morricone.
Dafür und für soviel Hingabe und Leidenschaft gebührt ihm Dank.
Ich war gerne mit ihm in Rom, ich gebe es zu.
Rick Deckard