HOPE - HOPE (Haldern Pop Recordings)

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  6. Oktober 2017, 13:16  -  #Populäre Musik, #Konzerte, #album

HOPE - HOPE (Haldern Pop Recordings)

Über diese Band aus Berlin gibt es einige erstaunliche Dinge zu berichten! Zunächst einmal könnte man sich darüber wundern, dass die recht ernste und gehobene Band auf HALDERN POP RECORDINGS erscheint. Vom Niederrhein ist man es ehr gewohnt mit spannender Musik bedient zu werden, aber eben auch mit Releases, die einem eher weniger avantgardistischem Grundsummen unterliegen.
 
Und damit habe ich die erste Messung auch bereits hinter mir;… denn Avantgarde ist ja immer ein großes, unbestimmtes Wort! Es eignet sich aber gut, um die musikalische Stilistik der Band Hope zu beschreiben. Diese ist  radikal und steht auch für eine lange Bedeutung. Das Hören der umwerfenden Musik setzt zumindest eine gewisse Offenheit und einen ästethischen Bezug zu anderen vergleichbaren Bands und Klangwelten voraus, die auch was mit Industrial und Noise zu tun haben. 
 
Hope machen es einem dann natürlich erstmal nicht  so ganz einfach. Fast systematisch wird vorausgesetzt, dass der Hörer über das Wissen verfügt, was allgemeinverbindliche davor Musik ist und was Dekonstruktion im Umfeld der Postmoderne bedeutet.
 
Bei dem Titel RAW könnte man als Nichtahnender in die Falle tappen und glauben, dass man es hier mit einem neuen Song der Band SAVAGES zu tun hat, bevor die Transformation in der letzten Minute stattfindet, die einen erstmalig fassungslos zurücklässt, weil man sich eher an die SWANS oder auch an BOHREN & DER CLUB OF GORE erinnert fühlt. Ich erinnere mich wie einer mal die Musik von Bohren als die „Musik an der Grenze zum Stillstand“ beschrieben hat. Nun glaube ich, dass man die Zeile für den Song SKIN von dem Album HOPE nutzen sollte.
 
Als ich dann GLASS das erste Mal hörte, hat es mich endgültig erwischt. Man hört direkt, dass das hier nachhaltige und wertvolle düstere Kunst werden könnte und vielleicht schon ist. Raumergreifend rollt der stumpfe Beat und trostlos und schön wirkt der Gesang von Sängerin Christine Börsch-Supan, bevor aus der Einfachheit der Struktur und der Bedrohlichkeit etwas Bedeutungsvolles entsteht, fast so, als ob ein langer wilder und schwieriger Entscheidungsprozess zu seiner einfachen Antwort gefunden hat.
 
Dekonstruktion bedeutet auch Umkehrung und Verdrängung, durch das, was nicht gesagt wird. Der derzeitige Hype um Berlin Bands könnte störend sein, aber eben vielleicht auch vielen endlich egal. Denn gibt es das noch: Hype? Oder sind Bands wie GEWALT und HOPE vielleicht einfach die Notwendigkeit nach körperlich anstrengender Musik, die denkende Menschen brauchen in Zeiten des Nachdenkens? Hedonismus dann lieber wieder später. In einer einigen Zunkunft? 

Live nochmal ganz anders, vielleicht auch spektakulär?

Wer weiß!? HOPE kommen genau richtig. Sie wirken mit ihren schwarz-/weiß-Auftritten in einer vielleicht neuen Popphase, deren Ästhetik andere angelegt haben.
Regeln der akademischen Wissenschaftlichkeit eines Diedrich Diederichsen wirken heutzutage leicht verklärt. Popliteratur wirkt abgestanden. Eine Begrifflichkeit wie Neue Deutsche Phase könnte im Wandel trotzdem eine Bedeutung haben.
 
Mit HOPE kommt auf jeden Fall eine der sphärischsten, passendsten und somit zeitgenössischsten Schallplatten des Jahres auf den Markt, der ja durch die Wahl im September auch erstmal taub und verstört ist. Die konsequenten und dystopischen Songs  und ihren Mitstreitern kommen da genau richtig. Bis es wieder heller wird und die Codes sich wieder ändern…
 
Aus irgendeinem Königreich
Alan Lomax

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HOPE - RECORD RELEASESHOW
 
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HOPE - s/t 
Album Vö: 20.10.2017. Haldern Pop Recordings

 

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