Es ist alles GOLD, was glänzt

von Rick Deckard  -  21. Oktober 2017, 16:42  -  #Filme

Es ist alles GOLD, was glänzt

Auf der Suche nach einem guten Film? Dann kann ich GOLD wärmstens empfehlen! Wobei "gut" nicht gut gewählt ist. Ich sollte lieber fragen: Haben Sie schon lange keinen richtig guten Film mehr gesehen? Das trifft es schon eher.

Ich liebe Abenteuerfilme.

Vor kurzem habe ich Die versunkene Stadt Z gesehen, ein hervorragender Abenteuerfilm alter Schule, den ich mir aufgrund des Plakates ansah, genau wie bei GOLD auch. Aber der Auslöser des Interesses war nicht das hier oben abgebildete Filmplakat, sondern das, welches einen Menschen mit dem Rücken zu uns stehend zeigt, der in einen Urwald blickt.

Das weckte sofort mein Interesse.

Es ist alles GOLD, was glänzt

Die Erklärung hierfür ist einfach: Abgebildet ist ein Mensch im "Zustand der Entrückung" (Casper David Friedrich malte Menschen im Zeitalter der Romantik in dieser Position). Dadurch wird der Blick des Zuschauers automatisch in die Ferne geleitet, in die Tiefe, auch bedingt durch die abfallenden Berghänge in die Mitte des Bildes. Romantik, Sehnsucht, Abenteuer.

Ich musste den Film sehen, v.a. weil Matthew McConaughey (MM) die Titelrolle spielt. Und wie! Das grosse Plus von GOLD ist, dass der Film den Zuschauer auf elegante Art und Weise manipuliert.

MM spielt Kenny Wells (bereits jetzt einer der ganz großen Charaktere im Filmuniversum), der zunächst in der sehr erfolgreichen Bergbaufirma seines Vaters arbeitet. Nach dem Tod des Vaters geht es finanziell mit der Firma und Wells rapide bergab. Kurz vor der Verzweiflung kommt ihm mit letzter Kraft die Idee mit seinem "verbliebenem" Hab und Gut einen Geologen in Indonesien aufzusuchen, weil von einem riesigen Goldvorkommen in dem Land berichtet wurde. Der Geologe Michael Acosta, gespielt von dem leider untalentierten Édgar Ramírez, glaubt ihm zunächst nicht, lässt sich aber von dem Enthusiasmus Wells' anstecken. Beide machen sich auf in den indonesischen Urwald.

Genauso kostbar und selten das Edelmetall Gold ist, ist es in heutiger Zeit dieser Film. Er erzählt eine wunderbare Geschichte zweier Männer, die einer Vision mit grosser Leidenschaft und Tatendrang folgen. Erzählerisch liegt die Stärke des Films in seinem Facettenreichtum, was die kluge Nutzung diverser Eigenheiten verschiedener Genre betrifft und in seiner äusserst raffinierten Manipulation des Zuschauers. Er folgt rein formal dem Muster des Thriller (Boy meets Girl ...), enthält aber auch Elemente des Buddy Movie, des Abenteuerfilms und der Komödie. Das macht ihn sehr unterhaltsam.

Wenn man sich lange mit dem Kino beschäftigt hat und die narrativen Stereotypien Hollywoods kennt, dann haut einen GOLD um. Der Film macht den Zuschauer erst zum Betrachter, dann zum Kumpel, am Ende zum Kritiker und Besserwisser, um ihn dann ... .

Technisch ist der Film hervorragend, von Schnitt über die Verwendung der Musik bis zur Kamera.

Herausragend im Weiteren mit einem brillanten Ritt auf Messers Schneide im Zusammenhang mit Method- und Over-Acting ist MM mit seiner Darstellung des Kenny Wells. Ein par Force Ritt sondergleichen. 

Lomax und ich sind grosse Bewunderer der Schauspielkunst und bezogen hierauf ist MM eine Lichtgestalt. Zu früheren Zeiten pflegten wir und der SPIRIT lange über die Glaubwürdigkeit einer Darstellung zu diskutieren (der legendäre Curd Jürgens wurde häufig in diesem Zusammenhang genannt) und Schauspieler wie Montgomery Clift, Paul Newman, Robert de Niro wurden zu Helden. Wir waren fasziniert von der Professionalität und Perfektion.

Genau in dieser Tradition macht MM weiter und motiviert mit seiner Kunst dazu, das Kino und die Liebe dafür nicht aufzugeben, wobei es von Jahr zu Jahr schwerer wird (weil das Kino sich rasant verändert). Bis dahin geniessen wir solche Filme weiter.

Es ist nicht alles Gold was glänzt, GOLD schon.

Rick Deckard 

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