Mulatu Astatke – Köln, 14.09.2017 Kantine

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  15. September 2017, 10:18  -  #Jazz, #Konzerte

Mulatu Astatke – Köln, 14.09.2017 KantineMulatu Astatke – Köln, 14.09.2017 KantineMulatu Astatke – Köln, 14.09.2017 Kantine
Mulatu Astatke – Köln, 14.09.2017 KantineMulatu Astatke – Köln, 14.09.2017 KantineMulatu Astatke – Köln, 14.09.2017 Kantine

Voll ist es an diesem Donnerstagabend im YARD-Club der Kölner Kantine. Erstaunlich, dass der Vibraphonist, Pianist und Congaspieler Mulatu Astatke so bekannt ist. Vielleicht liegt es an dem Soundtrack zu dem Film BROKEN FLOWERS (JIM JARMUSCH; 2005), auf dem Astatke mit ein paar Songs vertreten ist. Die wenigen Plattensammler, die auf Börsen oft mehr als 100 Teuros für Platten des Afrikaners ausgeben können den Saal nicht voll machen und wahrscheinlich sind es dann ergänzend die vielen tatsächlich Jazz- und Ethnomusik interessierten Menschen in Köln. Und es ist ja auch gut und wichtig, dass es progressive Radiosender wie WDRCosmo und gut kuratierte Clubs wie den CBE gibt, die solch fantastischen Künstler für außergewöhnliche Konzerte in diese Stadt holen.

Denn sind wir ehrlich! Trotz aller Faszination und dem Bewusstsein für die Bedeutung der Musik des über 70 jährigen; … seine Tonskalen und die zum Teil kruden bis archaisch klingenden Rhythmen müssen erstmal verstanden und verdaut werden.

Ethiojazz fand ich schon immer schwierig als Genrebezeichnung. Was soll das sein? Hört sich eben ehr nach einem politischen Integrationsprogramm einer engagierten SPD-Landesgruppe an, als nach einer wertigen und wichtigen Musik. Denn historisch und musiktheoretisch gesehen, passiert ja insbesondere bei dem Ehrendoktorträger der Berkeley-Universität so einiges.  Und ohne jetzt zu langeweilen: Das älteste nachgewiesene  Tonsystem  der Welt stammt ja auch ehr aus Afrika, als aus der neuen Welt und unterscheidet sich im wesentlichem im Tonleitersystem. Einfach gesagt, in der afrikanischen Pentatonik gibt es „nur“ fünf Töne. Die Verschmelzung der uralten wunderschönen Skalen mit der Musik von Duke Ellington oder der eines Miles Davis, ist dann nicht nur programmatisches Jazzwissen, sondern intensive, einzigartige Musik.

All das kann einem aber auch egal sein, denn das was dort in 90 Minuten auf der Bühne passiert ist mittreißend, fröhlich und sinnlich genug. Mulatu Astatke selbst wirkt leider nicht ganz so frisch, wie bei früheren Auftritten, ist aber sichtlich gut gelaunt und kommunikativ. Die komplizierten musikalischen Transformationen nimmt ihn der furiose Saxofonist JAMES ARBEN und der Cellist DANNY KEANE ab. Die restlichen Herren der Band (Kontrabass, Stagepiano, Trompete, Percussions, Schlagzeug) sind  äußerst kommunikativ und ebenfalls gutgelaunt, scheinen aber auch zwischenzeitliche Engpässe im Zusammenspiel zu haben. Was aber nicht weiter hervorzuheben und durch die aufgefüllte ungestüme Trommelei bei diesen Passagen, nicht weiter auffällt.

Besonders schön waren die etwas melancholischen und sinnlicheren Stücke, wie das fast manische YEGELLE TEZETA und der unfassbar schöne Track MOTHERLAND von dem STEPS AHEAD Album.

Ein denkwürdige, lange nachhallendes und –wirkendes Konzert war das! Wunderschön…

Aus Addis Abeba

Alan Lomax

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