Passengers

von Rick Deckard  -  14. Mai 2017, 16:15  -  #Filme

Passengers

Ich schliesse mich dem Grunde nach der Kernaussage des vorherigen Artikels an. Passengers standen einschliesslich des Budgets alle Möglichkeiten zur Verfügung, aber er nutzt sie nicht. Man kann es förmlich beobachten, wie den Geldgebern ab der Mitte des Films und damit auch dem Drehbuchautoren Angst und Bange um der Thematik wurde. Bis zur Hälfte des Films ist Passengers ausgesprochen spannend erzählt und beschäftigt sich mit dem Thema der Isolation in den Weiten des Weltalls. Eine klug konstruierte Robinsonade. Doch dann schlagen die Dämonen des Mainstream gnadenlos zu und berauben die Macher jeglichen Mutes, der erforderlich ist, um Filme zu drehen, die nicht binnen 6 Monaten in Vergessenheit geraten. Oder können Sie mir stante pede ohne lange nachzudenken einen Film aus dem letzten halben Jahr benennen, der Ihnen ausgesprochen gut gefallen hat?

5000 Menschen befinden sich an Bord eines riesigen Raumschiffes, welches zu einem erdähnlichen Planeten mit halber Lichtgeschwindigkeit über 100 Jahre unterwegs ist. Dort wollen die auf diesem Schiff reisenden Menschen ein neues Leben beginnen. Für die ausgesprochen lange Reise befinden sie sich im künstlichen Schlaf. Eine dieser Schlafkabinen öffnet sich nach einer Fehlfunktion und ein darin befindliche Mechaniker wacht auf ... leider nur 90 Jahre zu früh.

Aus dieser Ausgangssituation hätte ein fantastischer Science Fiction Film werden können, doch leider fehlten dem Autoren, dem Regisseur und den Produzenten jegliche Fantasie, Mut und Leidenschaft. Wie Lomax es richtig in seinem Malavita Artikel schreibt: Es ist stets leicht andere für ihre Arbeit zu kritisieren. Aber ein offener Diskurs und Kritik dürfen erlaubt sein, schliesslich bezahlen wir mit unserem Geld, um diesen Film sehen zu dürfen und uns unterhalten zu lassen, leider immer häufiger schlechter.

Das einzig Gute an diesem Film sind die Hauptdarstellerin Jennifer Lawrence, die ihre Rolle beeindruckend gut spielt (Chris Pratt wäre x-beliebig ersetzbar) und das atemberaubende Produktionsdesign. Nicht nur die Bar im Raumschiff erinnert an Stanley Kubrick und Shining, sondern auch das Raumschiff selbst, welches mit seiner Rotation die Schwerkraft künstlich erschafft. Das, was technisch durchaus in den nächsten Jahrhunderten möglich sein könnte, zeigt der Film beeindruckend in voller Breite. Die Technik, die Ausstattung dieses Schiffes, die Spezialeffekte sind absolut sehenswert und bieten einen interessanten Einblick in futuristisches Design und Architektur. Das allein wäre das Eintrittsgeld wert. In diesem Zusammenhang (Science Fiction und Design) verweise ich auf Lomax' Artikel zu Oblivion (siehe unten).

Positiv gewürdigt werden muss die Filmmusik von Thomas Newman, der für seinen Minimalismus nicht immer Zuspruch findet. In diesem Fall aber ist die Musik zu den Bildern absolut perfekt gelungen. Gerade zu Beginn des Films, einschliesslich der Eröffnungssequenz, gelingt Newman eine geradezu kongeniale Untermalung der Bilder im All und im Raumschiff. Der Fokus liegt auf der Elektronik. Je weiter die Handlung sich in Richtung Mainstream-Romantik verschiebt, desto mehr findet das klassische Orchester seinen Raum und Zuspruch. In der Summe hat die Musik eine bleibenden Eindruck hinterlassen und wurde sofort bei meinem Streaming Dienst gespeichert.

Am Ende wird Passengers aber nicht in Erinnerung bleiben, sondern irgendwann für € 4,99 auf diesen berühmten Grabbeltischen zu finden sein. Das ist bedauerlich, denn die Voraussetzungen waren (wie so häufig in dieser Zeit) grossartig. Viele Künstler in der Filmbranche verlässt der Mut. Es regiert das Geld. Die Dividende ist entscheidend, nicht die Kunst, denn von der kann man nicht leben.

Aus den Tiefen des unendlichen Weltalls sich im Tiefschlaf befindend,

Rick Deckard

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