TABOO - Hardy Son & Baker

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  12. April 2017, 17:35  -  #Fernsehen

TABOO - Hardy Son & Baker
TABOO - Hardy Son & Baker
TABOO - Hardy Son & Baker
TABOO - Hardy Son & Baker

In der guten alten Zeit der Unterhaltung, als die Öffentlichen sneder ARD und ZDF noch gute Geschichte erzählten und Serien erstellten gab es neben den unvergessenen Klassikern auch einige Serien die aufgrund ihrer Brutalität und erzeugten Düsternis in Vergessenheit geraten sind. So erinnere ich mich ungerne an die Weihnachtsserie SILAS (1981) und das Fernsehjuwel DIE GEHEIMNISSE VON PARIS (1980). Beide Serien spielen im 19. Jahrhundert und überzeugten durchweg mit bösen und gemeinen Charaktere. Wenn ich nur an das fiese Fischerpaar denke, welches den kleinen Silas (Patrick Bach) einsperrt, erinnere ich mich an zahlreiche schlaflose Nächte meiner Kindheit. Fleur de Marie hingegen hat es zwischen den finsteren Gestalten von Paris auch nicht leicht. Im Prinzip kommt einem diese Zeit noch heute, wegen dem Eindruck und dem entstanden Trauma dieser Serien, wie ein Alptraum vor.

Dem Briten James Delaney (Tom Hardy) geht es zu Beginn des 19.Jahrhunderts in London auch nicht besser. Als Kind wurde er von seinem Vater, gemeinsam mit seiner indianisch stammenden Mutter in eine geschlossene Anstalt gesperrt. Weitere Eckpunkte seines Lebens erfahren wir nach und nach. Sein Hauptantrieb als dunkle rächende Gestalt, der zwischen den Interessen des Britisch-Amerikanischen Krieges, agiert, ist aber die Rache an dem Tod seines Vaters. Warum auch immer, bei der vorhergegangen Aktion?

Aber die Kunst eine gute Filmkritik zu schreiben, liegt nicht im Nacherzählen der Geschichte, sondern im Entschlüsseln des Kontextes und dem Weitererzählen des Guten und Interessanten. Damit mehr Menschen dem entzifferten Code genießen können oder sich wie ich in Tom Hardy verlieben werden.

Fangen wir also an bei dem unglaublichen, bisher in Deutschland noch wenig bekannten Tom Hardy, der zweifelsohne in den nächsten 30 Jahren dazu beitragen wird, dass die Filmgeschichte neu geschrieben werden muss.

Hardy kann man schon jetzt in einem Atemzug mit ewigen Helden wie Robert Mitchum erwähnen. Mitchum der bekannt für seine zynische Art, seinem Willen Bösewichte zu spielen und einem sehr minimalistischen Darstellungsstil war, war ein Schauspieler den man auch gerne als Mensch kennenlernen wollte. Man musste einfach mehr über ihn wissen, wenn man seine Filme gesehen hat. Umso interessanter wurden natürlich auch die Biographien und Mythen um diese Typen und Helden der goldenen Zeit des Kinos. Die Liste ist lang, muss aber im Falle von Hardy besonders selektiv gewählt werden, da einige besondere Aspekte der Typologie hinzukommen. Belassen wir es also außerdem bei Yul Brynner, Steve Mc Queen, Lee Marvin und vielleicht Bruce Willis.

Also ehr diese Pitbull Typen. Kraftpakete, angriffslustig, brutal. Hardy bestätigte dies bisher mit seinen Rollen in THE DARK KNIGHT RISES, THE REVENANT, LEGEND und in MAD MAX. Nun auch in TABOO. 

Kennen Sie diese alten Tom & Jerry Folgen, wo sich die kleine Maus mit ebenso einem Pitbull anfreundet und dieser dem kleinen Kerl eine kleine Glocke schenkt. Jerry klingelt damit, falls der doofe Kater Tom mal wieder zu schlägt. 

Wer träumt nicht von so einer Freundschaft mit einem Pitbull! Man möchte diese Typen von Mensch oder Hund nicht den ganzen Tag um sich haben, weil sie einem Angst machen, wenn man sie braucht, sind sie aber zur Stelle.

Hardy kann aussehen und gucken wie ein Monster. Hässlich, fies und gemein. Aber er hat die unglaubliche Fähigkeit, bereits eine Sekunde später, den liebvollsten und schönsten Dackelblick der Welt aufzusetzen. Ein schöner Mann für die Frauenwelt zweifelsohne. Aber auch ein Vorbild für die Männerwelt. 

In Taboo glänzt er zudem durch einen feinsinnigen Humor und eine funktionierende, neben allen passierenden Scheußlichkeiten, lustigen Trick, vieles mit einem lakonisch-minimalistischen Brummton abzutun. Auf youtube kann man bereits zusammengeschnittene Fanfilme sehen, die nur dieses Brummen von Hardy als Delaney zeigen.

Weiterhin muss seine Körperlichkeit erwähnt werden, mit dem die Kamera, insbesondere bei Nahkampfszenen mit seinen Gegener, sehr gut spielt. Denn James Delaney mordet seine Gegner fast nur in fast zärtlichen Umarmungen. Ständig ist sein Kopf am Kopf des Opfers um seine unglaubliche körperliche Überlegenheit zu demonstrieren. Ein Orkan dieser Typ. Ich bin Fan und werde es immer bleiben, egal, in welchem Trash-Action-Spektakel der Typ noch mitspielt. Egal!

Die Serie TABOO ist zudem ein Glücksgriff und abgesehen von den deutschen Produktionen der 1980ziger Jahre eine unique Produktion. Nicht weil es eine Abenteuerserie ist (The Lost Kingdom, Vikings haben das bereits vorgemacht), sondern weil der Spannungsbogen gegeben ist, die Geheimnisse um Held und seiner Motivation zunehmen interessanter werden und sie sich zudem erzählerisch in den Krieg von 1812 einreiht, der historisch gesehen, für Kanada und die USA auch heute noch von interessanter Relevanz ist, da der damalige Ausgang, bis heute auf der Wiederherstellung des Status Quos beruht. Die Serie hat in Verbindung mit der Historie und den Möglichkeiten der trivialen Weitererzählung unendliche Möglichkeiten und könnte eine der großen Erzählungen der nächsten Jahre werden.

Bis es soweit ist, empfehle ich die erste Staffel, die absolut sehenswert, spannend und finster ist. Und weil Tom Hardy mitspielt.

Heute homoerotisch unterwegs, allerdings auch gerade von einem Fotoset aus New York City zurück, leicht frierend….

Alan Lomax

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