Die glorreichen Sieben (2016) - Antoine Fuqua
Das Erklingen der berühmten Originalmelodie ist eine Erlösung. Zu mächtig der Stempel des Originals, zu einflussreich die Komposition eines Elmer Bernstein.
Die Neuverfilmung ist keineswegs eine Last, als dass man sich das Ende herbeisehnt, es ist eher der Verweis darauf, dass Fuqua es hätte besser machen können. Dann doch lieber der alte.
Dabei ist Sturges' Original weder ein herausragender Film noch ein überragender Western, bis auf die brillante erste 3/4 Stunde mit einer der besten Expositionen aller Zeiten. Die Popularität ist dem Mythos geschuldet. Man darf nicht vergessen: All die berühmten Namen aus dem Original-Western waren bis auf Yul Brynner zu der damaligen Zeit im Fernsehen aktiv. Durch die Wiederholungen im hiesigen Fernsehen und durch die Sozialisierung mit diesen Schauspielern, einschliesslich der unvergesslichen Musik erreichte 'The Magnificient Seven' (welche Wortgewalt!) einen gewissen Status über die Jahre und Jahrzehnte. Erst später und bei mehrmaligen Hinsehen wird einem bewusst, wie klischeehaft, rassistisch, platt und von welch kolonialistischem Geist die 2. Hälfte dieses Films geprägt ist. Unerträglich, wären da nicht Sturges Regie und die grossartigen Schauspieler.
Fuqua hat einen routinierten und lustlosen Film abgedreht ohne Respekt und Liebe zum Genre. Das Duo Washington/Fuqua funktionierte hervorragend in dem beeindruckenden 'Training Day' und 'The Equalizer', hier jedoch müssen sich beide den Vorwurf gefallen lassen (kläglich) gescheitert zu sein.
Die Grundidee ist die des Originals: Schwache lassen sich von Starken und Bösen unterdrücken und bedürfen der Hilfe einiger skrupelloser, mutiger, lebensmüder und aufrechter Männer. Es ist bedauerlich, dass sich Fuqua und seine Drehbuchautoren nicht die Zeit nehmen, die Charaktere differenziert darzustellen. Man erfährt nur das allernötigste über die Vergangenheit, die Action steht klar im Vordergrund. Das ist per se nicht zu bemängeln und gerade beim Western ist sie von herausragender Bedeutung, aber sie muss Teil des Gefüges sein und sich aus ihr erklären. Das tut sie hier, aber mit einer doch sehr billigen Motivation.
Ein weiterer Mangel ist, dass die Chemie zwischen den Darstellern in keinster Weise stimmt. Zu inhomogen und zu verschieden die Herkunft und die Ethnien. Da passt keiner zum anderen und auch das Lead-Duo Washington/Pratt vermag nicht zu überzeugen. Washington besitzt Leinwandpräsenz, Pratt leider nicht.
Eng gekoppelt mit der unzureichenden Chemie sind auch die schlechten Darstellungen der Schauspieler. Denzel Washington ist einer der ganz Großen, da besteht kein Zweifel, aber den Gutmenschen mit Backenbart und umgekehrten Revolver nimmt man ihn von der ersten Sekunde nicht ab. Er gehört nicht in einen Western - eine klassische Fehlbesetzung allererster Güte! Genauso Pratt. Peinlicher Auftritt. Vincent D'Onofrio ist eine Witzfigur sondergleichen. Einzig Ethan Haake vermag als traumatisierter Kriegsveteran halbwegs zu überzeugen. Alle anderen sind problemlos ersetzbar.
Das Problem ist, dass keiner der Darsteller Charisma versprüht, selbst der Bösewicht ist stereotyp dargestellt mit den üblichen Manierismen. Bei der Typisierung der Schurken sollte sich Hollywood langsam etwas anderes einfallen lassen. Western leben von ihren Darstellern, vom Mythos, von der Überzeichnung und von den Helden (siehe hierzu z.B. den Richard Brooks Western 'Die Gefürchteten Vier", das ist Kintopp).
Die Neuverfilmung überzeugt aber auch: Die Fotografie ist sehr gut, die Action-Szenen und einige Spannungsmomente (als "die Sieben" das erste Mal in die Stadt einreiten!) sind hervorragend gemacht, professionell, aber nicht hochprofessionell.
Das Remake ist überflüssig und schrammt ganz knapp am Prädikat "Trash" vorbei, ganz knapp.
Wer sich gute Filme von Fuqua und Washington ansehen will, dem seien die beiden o.g. zu empfehlen, als auch der fulminante 'Olympus Has Fallen'.
Dieser hier lohnt nicht, höchstens für einen verregneten Sonntag.
Rick Deckard