Die Akte Grant (The Company You Keep) - Robert Redford
Man ist immer nur so gut (oder so schlecht), wie die Gesellschaft, von der man umgeben ist. Der Originaltitel des Politthrillers aus dem Jahr 2012 lädt auch ohne den Film zu einer philosophischen Diskussion ein.
Robert Redford kann auf eine lange und nicht nur äusserst erfolgreiche, sondern auch stolze Karriere im Filmbusiness zurückblicken. Ähnlich wie Clint Eastwood hat er sich nicht auf sein Aussehen oder seine Popularität verlassen, sondern sich weiterentwickelt, als Schauspieler und auch früh als Regisseur. Ihm ist das Sundance Filmfestival zu verdanken, dass mittlerweile weltweit einen exzellenten Ruf geniesst und unbekannten Regisseuren immer wieder die Gelegenheit bietet, ihre Filme einer grossen Öffentlichkeit zu präsentieren.
Redford zeichnete stets eine politische Haltung aus. Da ist er durchaus vergleichbar mit Regisseuren wie Oliver Stone. Hierfür gibt es einige Belege in seiner filmischen Vita: Die 3 Tage des Condor, Die Unbestechlichen, der elektrische Reiter u.v.m. Seine links-liberale Haltung kommt in vielen seiner Filme zum Ausdruck und er bezieht dabei nicht nur Position sondern verteidigt diese Haltung.
So auch in dem Thriller "Die Akte Grant". Dem Regisseur, der auch zeitgleich die Titelrolle verkörpert, geht es in dem Film um falsche (verlogene) Ideale, Schuld, Sühne und die Veränderung von Menschen über die Zeit. Es geht um Mitglieder einer ehemaligen Studentenbewegung (The Weathermen - die es auch wirklich gab), die in den 60er und 70er Jahren gegen das Establishment und die Regierung aufbegehrten und sich mit dem Vietnamkrieg nicht einverstanden zeigten. Einige Mitglieder dieser Bewegung tauchten nach einem Banküberfall, bei dem ein Wächter ums Leben kam, in der Folgezeit unter und führten 30 Jahre ein Leben als normale Bürger, bis schliesslich eine von ihnen vom FBI entdeckt und verhaftet wird. Das ruft Jim Grant, alias Robert Redford, als Anwalt auf den Plan, der aufgefordert wird die von Susan Sarandon gespielte ehemalige Terroristin Sharon Solarz zu verteidigen, was er jedoch ablehnt. Ein Journalist, gespielt von Shia LaBeouf, macht dabei eine verblüffende Entdeckung ... .
Das spannende an Die Akte Grant sind nicht die, zweifelsohne spannenden, Thrillerelemente, sondern die Fragen, die Redford aufwirft: Wie ändern sich Ideale im Wandel der Zeit und wie steht man zu ihnen, wenn man sich selbst geändert (?) hat und die Gesellschaft, die einen umgibt? Haben diese Ideale zeitlosen Wert? Haben diese Ideale auch dann Bestand, wenn alle anderen anders denken als man selbst? Interessanterweise ist der Film dem NSA-Abhörskandal, der kurz nach dem Film durch Edward Snowden publik wurde, voraus. Die Ideale, die einst einen Edward Snowden dazu trieben für den Geheimdienst zu arbeiten, werden durch ihn mit der Zeit ähnlich in Frage gestellt.
Abseits der politischen Thematik bietet "The Company You Keep" spannende Thriller -Unterhaltung der alten Schule. Der Film ist epischen Charakters, hat gute Dialoge, spannende Wendungen und ist schön fotografiert. Neben Redford und Sarandon spielt eine wahrhaft beeindruckende Riege an Darstellerinnen und Darstellern: Julie Christie, Nick Nolte, Chris Cooper, Terence Howard, Stanley Tucci, Brendan Gleeson und Sam Elliot.
Robert Redford zählt zu den Löwen der alten Ära. Ein Schauspieler und Regisseur von Format und Klasse. Nicht nur einer der grossen "alten" Hollywood-Stars, sondern auch ein charismatischer und unbequemer Künstler.
Aus Albany mit einem "Coffee To Go" in der rechten und einer Zeitung in der linken,
Rick Deckard