Rogue One: A Star Wars Story - Gareth Edwards
Die Faszination für das Star Wars Universum scheint ungebrochen zu sein, schaut man sich die Einspielergebnisse an. Bereits nach einer Woche hat der Film weltweit das Doppelte seiner Herstellungskosten wieder eingespielt. "Faszinierend!" würde ein Protagonist eines anderen Franchise sagen.
Regisseur Gareth Edwards hat einen unterhaltsamen und packenden Film abgeliefert, der sowohl die alten als auch neuen Fans der Reihe bedient. In der Chronologie setzt er kurz vor Beginn des ersten Teils der ursprünglichen Trilogie an und erzählt die Geschichte der jungen Rebellin Jyn Erso, die aufgefordert wird, die Baupläne der mächtigsten Waffe des Imperiums zu stehlen, des Todessterns.
Wir sehen viele neue und faszinierende Welten, neue Charaktere kommen hinzu und Edwards und sein Drehbuchteam spicken Rouge One mit Referenzen an die erste Trilogie. Wie geschickt das neue Studio dabei vorgeht und dass dabei nichts dem Zufall überlassen wird, sieht man an der Auswahl der 3 Autoren: Chris Weitz drehte als Regisseur einen Teil der Twilight Saga und ein paar unbedeutende Komödien (u.a. American Pie), Tony Gilroy erlangte Popularität durch die Bourne Tetralogie und John Knoll war verantwortlich für die visuellen Effekte für einige der Star Wars und Stark Trek Filme sowie die Piraten der Karibik Reihe: Humor meets Action meets Special Effects. Zusammen mit Gery Whitta, der die Geschichte lieferte, wurde ein Film für die ganze Familie produziert, der sich jedoch in seiner Machart von den Trilogien abhebt.
George Lucas' geniale Idee des "Used Future" wird konsequent und dreckiger weitergeführt und der Akzent wird eindeutig auf die Action und die Kriegshandlung gelegt. Losgelöst von den Prequels, der ersten Trilogie und den in die Wege geleiteten Sequels liefert Rouge One perfekt inszenierte Action mit hervorragenden Spezialeffekten und mit zum Teil atemberaubenden Weltraumszenen den vielleicht bisher besten Film aus diesem Franchise. Je länger The Force Awakens zurückliegt, desto schlechter finde ich Abrams Neuanfang, der ein Risiko scheute und zu sehr auf Kompromisse ausgelegt war.
Edwards macht das anders: Er hat einerseits Respekt vor der Filmhistorie, andererseits aber den Mut eigene Wege einzuschlagen und das macht diesen Film am Ende reizvoll und hilft ihm gelingen. Die Handlung baut sich zu Beginn langsam und mit Spannung auf und kumuliert am Ende mit einer erstklassig gefilmten Weltraumschlacht und lässt das Herz eines jeden Fans, der STAR WARS in den 70er Jahren im Kino gesehen hat, höher schlagen, gerade, wenn man der spektakulären Kamera folgt.
Zwei Wermutstropfen hat Rouge One am Ende aber doch:
Die Musik von Michael Giacchino ist eine Katastrophe. Als Filmmusik-Fan bestaunt man nicht nur die Bilder, sondern ist mit einem Ohr auch stets an der Musik. Auch wenn der Komponist nur 4 Wochen Zeit hatte (unter Druck arbeiten viele Komponisten aus der Filmbranche am besten), so ist das Ergebnis einfallslos und vollkommen uninspiriert, obgleich der Film unendlich viele Möglichkeiten und Charaktere für musikalische Themen und Ideen bietet, wie auch für kontrapunktische Komposition. Da ist man am Ende froh, die berühmten Klänge eines John Williams zu hören. Star Wars ist künstlerisch und filmmusikalisch-historisch so eng mit dem Namen John Williams verknüpft, dass jeder andere der sich dieses Franchise annimmt, zum scheitern verurteilt ist. Warum nicht weg von der Sinfonik im neuen Jahrtausend?
Der zweite ist, dass der Franchise anfängt sich selbst zu demontieren. Die Magie der allerersten Trilogie, v.a. der ersten beiden Filme wird sowieso für alle Zeiten unerreichbar bleiben, aber abgesehen davon fangen die Produkte an zu "langweilen". Was folgt als nächstes? Spin Offs zu Han Solo, die Lebensgeschichte von Chewbacca, die Konstruktion von R2D2? Genug ist Genug, zumal die Reihe nächstes Jahr fortgesetzt wird.
Ohne Zweifel bieten Filme aus dem Star Wars Universum mehr oder minder grossartige Unterhaltung, aber es fängt langsam an zur Routine zu werden und die gibt es im Alltag genug. Kino darf aber nicht zur Routine verkommen, weil es zum grössten Teil aus Magie und Überraschung besteht.
Rick Deckard