HOWE GELB singt Irresponsible Lovers aus dem neuen Album FUTURE STANDARDS
Der Song beginnt mit einem einfachen, aber sofort ins Gehör gehenden und schönen Intro auf dem Klavier. Bass und Schlagzeug gesellen sich dazu. Howe Gelbs Stimme verleiht dem Ganzen eine geerdete Ruhe. Das Klavier bildet die melodische Basis, die Rhythmusgruppe bringt die Zeilen stetig, jedoch besonnen voran. Rhythmusgruppe? Richtig. Gelb goes Jazz. Die Besen schleifen in Kreisen über die gespannte Membran des Schlagzeugs und je weiter die Musik voranschreitet, desto mehr Assoziationen kommen hoch.
Gestern Abend war es ein perfekter Moment. Bourbon on the rocks und dazu dieser Titel aus dem neuen Album "Future Standards". Respekt, der Mann ist nicht bescheiden! Die Vorgabe lautet eindeutig: Diese Songs sind so gut, dass sie Standards für die Zukunft setzen werden. Ob dem so ist, vermag ich nicht zu beurteilen, da ich in den ausklingenden 10'er Jahren des neuen Jahrtausends mein Hörverhalten in Bezug auf populäre Musik geändert habe. Bedingt durch die Möglichkeiten und Verfügbarkeit der Musik, höre ich nur ausgewählte Titel aus Alben, die mir in den ersten Sekunden, Takten sofort zusagen. Das mag ein wenig arrogant klingen, aber nach mehreren Jahrzehnten des intensiven Musik Hörens ist mein Speicher voll und in der Lage binnen Sekunden(-bruchteilen) eine Einschätzung vorzunehmen.
Der hier vorgestellte Song besitzt eine (für mich) grosse Qualität, die für mich ein Massstab ist: Er lädt immer wieder zum Hören ein. Das liegt an der Einfachheit des Arrangements, der sonoren und beruhigenden Stimme von Gelb und der zarten wie flüchtigen Melodie. Zumindest was "Irresponsible Lovers" angeht, so setzt dieser Song zwar keinen Standard für die Zukunft in dem Sinne, als dass er eine Blaupause werden würde, sondern der Standard besteht darin zu zeigen, dass Musik dieser Art in Zukunft immer wieder gehört werden wird, wenn sie mit Klarheit zu überzeugen weiss.
Ich habe ein wenig zu diesem Album im Zwischennetz recherchiert, es fallen da Namen wie: Johnny Cash, Burt Bacharach, Billie Holiday, Frank Sinatra, Dave Brubeck und andere. Das sind fürwahr grosse Fußstapfen. Aber wozu in die der anderen treten, wenn man selbst grosse setzen kann?
Ich werde mich langsam in das Album hinein tasten.
Noch ein Wort zum Cover: Gelb mimt den Patriarchen. Im Hintergrund Hüte an einer gelben Wand. Er ist gut angezogen mit einem dunklen Jackett und einem blütenweissen Hemd, einer Brille, die leider die Augen verdeckt. Wir können nicht in seine Seele blicken. Sehr gut hingegen die Haltung der Arme, die über Nabelhöhe gehalten, positive Signale aussenden. Die linke Hand (Gefühlsseite) kommt unter der handelnden Hand (rechte Hand) zu liegen. Gelb spielt nachdenklich mit einem Accessoire. Das Kinn ist herausgestreckt und signalisiert Dominanz. Der Oberkörper steht aufrecht.
Alles das untermauert das Selbstbewusstsein und schafft damit einen Bezug zum Titel des Albums.
Sehr schöner Titel.
Rick Deckard