Fantastische Filmmusik und wo man sie findet: James Newton Howards Fantastic Beasts And Where To Find Them
D a s F i n d e n d e r M u s i k
Ich weiss nicht, wie es Ihnen geht, aber das Hörverhalten, das Entdecken neuer Musik hat sich in Zeiten des Zwischennetzes stark verändert. Seit geraumer Zeit habe ich mich bei einer Streaming-Platform angemeldet und gehe bei Zeiten gerne auf Entdeckungsfahrt.
Lange Zeit habe ich einen Bogen um James Newton Howard gemacht, wegen einiger persönlicher, eher enttäuschender Hörerfahrungen. Der Harry Potter Spin Off reizt mich als Film nicht, umso mehr das Fantasy-Genre in der Filmmusik, das geschichtlich einige Perlen hervorgebracht hat.
Früher, sehr viel früher in einer musikalischen Galaxis weit weit entfernt hörte man sich eine LP im Fachgeschäft oder in der Musikabteilung eines Kaufhauses an, später auch die CD. Zumindest hörte man sich die Musik an, auch länger, um sich einen Eindruck davon zu verschaffen, ob sie einem gefallen könnte, immerhin stand ein pekuniärer Gegenwert auf der Waagschale.
Heute ist das anders. Man klickt mal hier, mal dort und versucht in wenigen Sekundenbruchteilen, aufgrund der unendlichen Möglichkeiten und v.a. Verfügbarkeiten, in Windeseile zu erahnen, ob die Musik etwas für einen sein könnte, oder nicht. Der Reiz des Klicks ist grösser geworden, als das Hören der Musik selbst (wohlgemerkt: Der Reiz).
So also auch bei dieser neuen Filmmusik. Ich klicke mich fürgewöhnlich immer durch den ersten Titel einer Zusammenstellung, weil ich der Meinung bin, dieses Stück könnte repräsentativ für die gesamte Musik sein (was natürlich nur für das Genre der Filmmusik gilt, da zu Beginn der Main Title aufgeführt wird). Im Falle von "Fantastic Beasts" erregte die Musik schnell meine Aufmerksamkeit.
Kennen Sie das auch? Einige wenige Takte reichen, um blitzschnell die Entscheidung zu treffen! Im Falle dieser Filmmusik lag ich richtig, purer Zufall, aber ein umso schönerer, auch wenn man am Ende meint, das läge an seinem eigenen Gehör. Dem ist nicht so. Es war reines Glück.
D i e M u s i k
In Zeiten, in denen die Rechner und mit ihnen dröhnende Cluster, Loops und andere elementare Bestandteile der elektronischen Musik Einzug in die Filmmusik gefunden haben, freut man sich "reine" orchestrale Musik zu hören. Der Score zu "Fantastic Beasts" (Deluxe Edition) ist für Liebhaber orchestraler Filmmusik ein grosser Genuss. In z.T. langen Tracks beschwört Howard im wahrsten Sinne des Wortes eine fantastische Atmosphäre herauf, bisweilen mit einem mystisch-exotischen Charakter, die den Hörer in andere Welten katapultiert. Newton-Howard bedient sich dazu aller Möglichkeiten eines grossen Orchesters, eines sehr schön klingenden Chors (der stilistisch gelegentlich an Danny Elfman erinnert) und sehr sparsamer Elektronik. Der Zuhörer wird aufgefordert seiner eigenen Fantasie freien Lauf zu lassen.
Qualitativ hat der Score auf mich einen großen Eindruck hinterlassen und mich auch als Filmmusik-Hörer erfreut. Die breite musikalische Klangpalette und die facettenreichen sowie vielfältigen Emotionen bieten viel Raum für Resonanz, die ja beim Hören von Musik eine entscheidende Rolle spielt.
Die Musik zu Fantastic Beasts And Where To Find Them bietet einen schnellen Zugang und hält den Hörer trotz einer Länge von 01:38 min bestens bei Laune. Zu keiner Zeit möchte man den rechten Zeigefinger benutzen um zum nächsten Titel zu klicken.
In diesen Zeiten ein Qualitätsmerkmal.
Rick Deckard