Chris Thile & Brad Mehldau - „Chris Thile & Brad Mehldau

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  17. Dezember 2016, 13:58  -  #Jazz

Chris Thile & Brad Mehldau - „Chris Thile & Brad Mehldau

Chris Thile & Brad Mehldau sind zwei Musiker denen wir uns nun einmal etwas intensiver und bewusster zuwenden wollen. Beide kreisen bereits seit Jahren in Rick Deckards und meinem Universum, allerdings haben sie scheinbar bisher keine Landungserlaubnis auf unseren Planeten bekommen.

 

Chris Thiele ist Gründungsmitglieder der famosen PUNCH BROTHERS über die ich bereits im letzten Jahr eine recht euphorische Besprechung geschrieben habe. http://www.lomax-deckard.de/2015/02/punch-brothers-the-phosphorescent-blues.html

 

Der Jazzpianist Brad Mehldau taucht immer wieder in unseren Besprechungen auf, hat aber bisher viel zu wenig Solowürdigung und Liebe von uns bekommen. Merkwürdig ist das schon, insbesondere weil sein improvisiertes Klavierspiel ehr der etwas rauheren rockigeren Art zugeneigt (Lomax) und er zudem einige interessante Filme mit seinen Scores (Deckard) versehen hat.

 

Nun haben die beiden Herren ein gemeinsames Album aufgenommen, welches mit einer Mischung aus Covern und Originalsongs als Doppel Vinyl oder 2 CD-Box daher kommt (VÖ 27. Januar 2017; Vorbestellung auf itunes und nonesuch.com ab sofort möglich) und vielleicht für einige Aufmerksamkeit sorgen könnte, den die Einordnung zwischen Jazz, Country, Folk, Alternativ etc. wird auch hier immer schwieriger. 

 

Dies wird bereits bei Song Numero Tre SCARLET TOWN von David Rawlings & Gillian Welch und Numero Cinue  INDEPENDENCE DAY von dem famosen, nie vergessenen Bruder im Geiste und Songwriter ELLIOTT SMITH deutlich. 

 

Ich will nicht ausflippen, aber Bluegrass habe ich so schön erneuert lange nicht gehört. Ist ja sozusagen auch doppelt destilliert: Gillian Welch orientiert sich ja schon an Tradition und bringt den guten alten Country-Stil ins neue Jahrhundert, aber mit den Jazzakkorden von Mehldau und dieser magischen Mandoline von dem MacArthur Preisträger Thile haut es einen förmlich um und lässt einen den letzten Schluck Bourbon suchen, weil Kentucky und Tennessee scheinbar direkt um die Ecke liegt. Ach und ist man dann schon randvoll und träumt von Fässer, weiten Landschaften und Frauen in Cowboystiefeln, dann kann man sich auch direkt mit INDEPENDENCE DAY abschießen und Smith gedenken.

 

Nicht, dass Sie nun einen falschen Eindruck bekommen. Natürlich ist das alles sehr sauber, unglaublich wohlklingend und akademisch überlegt und spielerisch einwandfrei für Ihre rüttelfreie Anlage im oberen fünfstelligen Euro bereich aufgenommen, aber die beiden progressiven Musiker reichen auch für ein gutes alternatives Festival, wo Menschen zu hören und verstehen, wenn es gute, gefühlte und echt vorgetragene Musik gibt.

 

Chris Thile und Brad Mehldau kennen sich länger und spielten bereits 2013 und 2015 gemeinsame Konzerte. Das Album setzt die zunächst scheinbar ungewöhnliche Zusammenarbeit fort und lässt auf mehr hoffen. Spannend ist natürlich insbesondere die Fusion Mandoline und Piano!

 

Mit Joni Mitchell’ss MARCIE auf der zweiten Einheit, einem Bob Dylan Cover jeweils einer eigen Komposition und dem wunderschönen irischen Trad. TABHAIR DOM DO LÁMH, ist das ganz großes Kino bzw. Tennis, äh wunderbare Musik und eine absolut gelungene Sinn machende Zusammenarbeit von zwei beeindruckenden Kollaborateuren der modernen Musik.

 

Jedoch! …wer glaubt schon einen einsamen Schreiber aus dem nirgendwo? Zuhören macht hier Sinn!

 

Mit den Händen arbeitend, irgendwo in Kentucky ein Fass zusammenhämmernd

Al „Grammy“ Lomax

 

Chris Thile & Brad Mehldau - „Chris Thile & Brad Mehldau

VÖ: 27. Januar 2017

NONESUCH

 

Brad Mehldau, Piano

Chris Thile, Mandolin, Vocals

Um über die neuesten Artikel informiert zu werden, abonnieren: