TOPAS - Alfred Hitchcock
Es gibt keine schlechten Hitchcock Filme. Es gibt Meisterwerke und gute Filme. Das war mein erster Eindruck kurz nach Ende des Films.
Vergeblich habe ich versucht Topas gedanklich in irgendeine persönliche Kategorie einzuordnen, was ich gerne nach Filmen tue, das ist mir bei diesem Film nicht gelungen, "ein Hitchcock" eben.
Ich erinnere mich, wie ich ihn vor Jahrzehnten das erste Mal im Fernsehen sah und mir erging es genau wie Leonard Maltin, der in den Specials zur Blu Ray sagt, als er den Film im Kino sah:"Wo sind die Stars?" Heute ging es mir wieder so. Bei Hitchcock ist man Stars gewohnt, ob nun James Stewart, Cary Grant, Janet Leigh, Grace Kelly oder Alan Lomax. Doch hier reiht sich ein "unbekannter" neben den anderen (natürlich waren und sind die Schauspieler/-innen ein Begriff) ohne jeglichen Appeal. Ich bin der Überzeugung, dass Stars und zugleich talentierte Stars durch ihre besondere Aura einem guten Film das "gewisse etwas" verleihen können (siehe Torn Curtain - Der zerissene Vorhang).
Es ist merkwürdig. Obwohl Topas keine Beigeisterungsstürme hervorrief und es auch heute nicht tat, hat der Film irgendetwas, was ihn über die Masse hebt. Schwer zu sagen, was es ist. Vielleicht hilft es einzelne Elemente zu beleuchten:
Aus heutiger Sicht ist es sehr reizvoll Teile von Kopenhagen, Paris und New York zu der damaligen Zeit zu sehen, ich finde das immer spannend, stellen doch Filme mit solchen Außenaufnahmen in gewisser Weise auch Zeitdokumente dar. Das gilt gleichermaßen für das Set Design, die Kostüme, die Autos, die Flugzeuge. Zweifelsohne muss man ein Faible für das Vergangene haben ein Ansinnen für Nostalgie.
Topas ist ein sehr ruhig erzählter, beinahe in einem gemächlichen Tempo erzählter Film. Allein die Eröffnungssequenz nach dem Titelabspann dauert über 15 min. Vielleicht ist es dieser Rhythmus, der unterbewusst fasziniert in Zeiten des visuellen und optischen Overkill.
Die Schauspieler: Fredrick Stafford spielt den ganzen Film hindurch so grausam schlecht, dass der legendäre Satz in diesem Fall zutrifft: So schlecht, dass es wieder gut ist. Unglaublich, wie man mit nur einem einzigen Gesichtsausdruck und ständigem Stirnrunzeln durch den Film laufen kann! Da macht John Forsyth eine deutlich bessere Figur, da man ihm seine Rolle abnimmt, Stafford ist null überzeugend. Ständig hat man das Gefühl er hält sich selbst für den grössten Schönling aller Zeiten.
Grossartig hingegen John Vernon, der mit einer unterkühlten Kälte einen Kubaner spielt und dem die Gratwanderung zwischen Bösewicht und Karikatur perfekt gelingt.
Karin Dor liefert die Beste Soap Opera Darstellung aller Zeiten. Dany Robin und Claude Jade sind bezaubernd in ihrer Darstellung.
Im letzten Drittel des Films passiert dann genau das, was ich weiter oben beschrieben habe: Kaum, dass Michel Piccoli und Philippe Noiret die Bühne betreten, gewinnt der Film schauspielerisch an Schwere, v.a. an Stil. Diese beide Mimen brauchen nur auf der Leinwand zu erscheinen und sofort ist man gefesselt. Stars eben und exzellente Schauspieler sowieso. Stichwort Leinwandpräsenz!
Ich achte beim Film stets auf die Ausstattung und die Aufnahmen. Das letzte Drittel in Paris hat es in sich, weniger die Studioaufnahmen in New York. Als Beispiel mögen die Szenen gelten, in denen ein Reporter, herrlich gespielt von Michel Subor, Noiret interviewt. Es gehen einem die Augen über. Genauso der Moment, in dem ein Taxi Noiret bis zu einem Hinterhof fährt - ein Traum diese Architektur, die Gasse und der Moment.
Topas ist ein Film voller Momente. Vielleicht kann man ihn so am besten subsummieren. Nicht die Handlung, nicht die Dramaturgie, einzelne Momente sind es, die isoliert (!) für sich betrachtet den grossen Reiz ausmachen. Lomax hat in seinem Beitrag (siehe unten) diese Szenen erwähnt.
Es ist nicht der grosse Respekt vor Hitchcock, meine Bewunderung für den Regisseur, sein grosses Talent, seine Intelligenz, die mich am Ende Topas positiv bewerten lassen, es ist einfach die Tatsache, dass dieser Film mit den gleichen Darstellern, mit exakt der gleichen Handlung in Vergessenheit geraten, zum Desaster geworden wäre, hätte ihn irgendein anderer Regisseur gedreht.
So ist es ein "Hitchcock".
Hitchcock ist e i n z i g a r t i g.
Ich empfehle in diesem Zusammenhang das Interview mit Leonard Maltin bei den Specials auf der Blu Ray, als auch das alternative Ende, welches von Hitchcock ursprünglich gedacht war, aber nach der desaströsen Preview fallen gelassen wurde.
Das ist bedauerlich, denn dieses absurde Ende hätte Topas schlussendlich das ideale Ende verpasst. Ein merkwürdiges Ende für einen merkwürdigen Film.
Aus einem Pariser Cafe,
Rick Deckard
Bildquelle: Zdf.neo
Unglückliche Angelegenheit - Alfred Hitchcock's Topas - www.lomax-deckard.de
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