The Italian Job (1969) - Peter Collinson
In einer Blu Ray "Ramsch Ecke" eines grossen Einkaufszentrums fiel mir der Sixties Film in die Hände. Das Remake mit Wahlberg & Theron hatte ich vor einigen Jahren gesehen, in Erinnerung geblieben ist er nicht. Anders wird es sich mit diesem Original verhalten.
Eigenwilliger Humor, höchst eigenwillig. Ich war versucht zu sagen britischer Humor, da ich aber nicht weiß, wie genau sich letzterer definiert, bevorzuge ich lieber eigenwillig.
Zu Beginn sieht man in einer wunderschönen Berglandschaft einen Ferrari durch die Gegend fahren, am Steuer ein Mann mit Kippe im Gesicht, aus dem Radio tönt schmachtend Matt Munro. Man ist zurück in den Sechziger Jahren.
Schnitt.
Michael Caine, der den Gauner Charlie Croker spielt, wird gerade aus dem Knast entlassen. Zunächst holt er alles, was er entbehren musste nach und feiert, bis ihn eine unbekannte Frau aufsucht und ihn bittet auf Wunsch ihres verstorbenen Ehemannes einen bis ins letzte Detail geplanten Coup durchzuführen: Den Raub von Goldbarren aus einem Transporter in Turin. Croker willigt ein und mithilfe des aus dem Gefängnis agierenden Mr. Bridger (gespielt von Noel Coward) beginnen die Vorbereitungen.
The Italian Job (wie immer erstklassige Übersetzung: "Charlie staubt Millionen ab") ist ein Film, der sich schwer einem Genre zuordnen lässt. Er beginnt wie ein Heist Movie und je weiter er fortschreitet, desto mehr Stilmittel diverser Genre kommen peu à peu hinzu. Viel Komödie, später auch sehr viel Klamauk und gelegentlich auch Slapstick, am Ende Action-Thrill und vereinzelt Kriminalfilm. Das hinterlässt in der Summe keinen kohärenten Eindruck.
Im Grunde geht es gar nicht um die Handlung, denn die ist dermaßen voller gigantischer Logik-Löcher, dass man schnell anfängt nur noch die Bilder zu geniessen und den Sixties-Look, der es in sich hat. Am Ende steht die berühmte Jagd mit den drei Minis, die u.a. dem Film seinen Kultstatus verliehen hat. Diese Action-Sequenz muss für damalige Verhältnisse aufregend gewesen sein und sie ist auch erstklassig gefilmt. Das verwundert nicht, denn die Stunts koordinierte kein geringerer als Remy Julienne, der auch an vielen Bond Filmen beteiligt war.
Michael Caine ist wie immer grossartig, ein sehr guter Schauspieler. Kein anderer war in der Lage im Gesicht diese wunderbare Mischung aus Arroganz, Ironie und britischem Unterstatement auszudrücken. Die Anzüge, die Caine in dem Film trägt sind eine genaue Betrachtung wert. Wie man sieht, haben er und sein Filmschneider noch immer Einfluss auf die Gegenwart. Das Bild oben stammt von der Seite:
http://www.mrporter.com/journal/journal_issue136/5#1 .
Im letzten Drittel des Films bzw. am Ende kommt es zu solch absurd-skurrilen Momenten und Szenen, dass man nicht anders kann als zu lachen, insbesondere als Noel Coward von den Gefängnis-Insassen gefeiert wird (Kultsequenz!).
Das Ende des Films ist so eigenartig, dass es schon wieder gut ist (sic). Wenn man die Specials ansieht und Caine dazu hört, so schien er nicht damit einverstanden gewesen zu sein. Das ursprünglich geplante Ende wäre mit Sicherheit komischer gewesen, aber das gewählte hat, glaubt man den Machern, auch zum Status des Films beigetragen.
Auf der Blu Ray sind zu Ehren des 40-jährigen Jubiläums sehr viele interessante und sehenswerte Specials enthalten.
Würde ich den Film in persönliche Kategorien einordnen wollen, dann auf jeden Fall unter "Ultra-Trash", was aber keineswegs eine Beleidigung sein soll, sondern wirklich ein Kompliment.
Noel Coward und Raf Vallone hätten für den Oscar nominiert werden müssen.
In England geniesst The Italian Job Kult-Status.
Paramount Pictures präsentiert eine Michael Deeley Produktion.
Aus den Alpen,
Rick Deckard