Plädoyer für Köln

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  8. Januar 2016, 10:49  -  #Kommunikation

Was würde wohl der Willy dazu sagen....

Was würde wohl der Willy dazu sagen....

Was in meiner Heimatstadt in der Silvesternacht passiert ist, ist ein furchtbares Ereignis. Die Kritik an der Berichterstattung und der Polizeiarbeit sollte überprüft und analysiert werden. Menschen die direkte Meinungen zur Presse haben "Schweigekartell" und über "Mittelalterliche Verhältnisse" in dieser Stadt sprechen sollten sich selbst überprüfen. Beobachtet man die lokale Kölner Presse und Politik und den sogenannten  Klüngel herrscht hier die größte Angst davor, dass "der Lack des Frohsinns" endgültig abgebrochen ist und "Kölle am Rhing" nicht mehr Hauptstadt des Frohsinns und Karneval ist.

Und tatsächlich die Vorkommnisse scheint die Menschen außerhalb der Domstadt zu interessieren. Viele Menschen mit denen ich in dieser Woche zu tun hatte und die nicht aus Köln sind,  haben mich nach dem "Zustand der Stadt" gefragt. Gestern sah ich einen Bericht im WDR, dass Reisgruppen ihre Kölnreise umgebucht haben, die "New York Times" über die Lage in der Stadt berichtete und es sogar Anfragen von Airlines gibt, die sich Sorgen um ihre Crew's machen und in den Hotels nach der Sachlage fragen.

Als Kölner ist man persönlich in seiner Bestimmt getroffen. Denn wir wissen es alle, persönliche Meinungen gelten kaum etwas. Bei solchen übergreifenden Ereignisse glaubt man dem der am lautesten schreit und die populistischsten Äußerungen betreibt.

Tante Erna, Onkel Dieter und Max Mustermann müssen denken, dass in dieser Stadt derzeit kriegsähnliche Zustände herrschen. Das die beliebten Opfergruppen beiderseits durch die Stadt getrieben werden und wir in einer vollständigen demolierten Apokalypse wohnen!

Liebe Erna, Dieter, Herr Mustermann es ist nicht so! Ich habe selbst Kinder die verstreut in der Innenstadt zu unterschiedlichen Schulen gehen. Meine Älteste ist 17 und sie war gestern sogar in der Dunkelheit unterwegs. Es passierte nichts! Auch hörte ich nichts vergleichendes von befreundeten Eltern, Kollegen oder Nachbarn. Die Stadt ist intakt, friedlich und schön wie eh' und jeh'.

Als normaldenkender Parttime Karnevallist möchte man an dieser Stelle am liebsten schon wieder anfangen zu singen: "Kumm, loss mer fiere, nit lamentiere, jet Spass un Freund, dat hät noch keinem Minsch jeschad...."

Aus professioneller Sicht würde ich sagen, dass der Imagesschaden der Stadt durch die Ereignisse gewaltig ist und wir professionelle Kriesenmanagement Hilfe für Marketing und PR benötigen, insbesondere Mitten in der fünften Jahreszeit.

Aber täuscht Euch nicht liebe Nicht-Kölner. Diese Stadt ist älter, wilder und weltoffener als Begrifflichkeiten wie Markenkern oder der Feststellung, dass der Lack dieser Stadt ab ist! Wer das behauptet ist kleingeistig, triftt aber auch gleichzeitig eine kurze unüberlegte Aussage. Denn glauben Sie, dass wegen den Übergriffen in der Silvesternacht von einem Tag zum anderen, Werte wie Toleranz und multikulturelles weltoffenes Leben abgestellt werden. Das Köln absofort nicht mehr die homosexuelle Hauptstadt Deutschalnds ist, alle Kultureinrichtungen dicht machen und alternatives Leben sofort einschläf? Is doch wohl quatsch! 

Ich würde sagen "Loss mer fiere op kölsche Aat", die Menschen die hier her kommen weiterhin offen umarmen und die Armlänge Abstand als Bestellung für ein Meter Kölsch verstehen! Unbändige Lebensfreude kann in diesen Tagen der Verbitterung und der Skepsis auch eine Chance der Heilung sein...

Alan Lomax mit roter Kappe auf der Nase

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