Happy Birthday Frank Sinatra!
Die Medien sind doch zu etwas gut. Ob Fernsehen, Print oder Internet. Alle erinnern sie an seinen bevorstehenden 100. Geburtstag.
Die Frage lautet: Wie ist die Erinnerung an ihn zwischen den Jubiläen, ist Sinatra im popkulturellen Bewusstsein abseits solcher medialen Ereignisse auch verankert?
Die Antwort lautet: Ja!
Ob Robbie Williams oder jüngst Roger Cicero: Ol' Blue Eyes bleibt im Bewusstsein.
Phänomenal, welche Wirkung und Einfluss der Sänger und Ausnahmekünstler noch immer ausübt und dass sein Werk weiterhin so geschätzt wird. Phänomenal deswegen, weil in der überwiegenden Zahl der Fälle die Künstler und ihre Musik in Vergessenheit geraten, noch ehe sie bekannt sind. Es muss also irgendetwas gegeben haben, irgendetwas sein, das ihn besonders macht und aus der Masse hervorhebt.
Natürlich war es seine Art zu leben, sein Umgang, seine Präsenz in der medialen Öffentlichkeit, seine Ehen, seine Affären, seine Freunde, seine Filme.
Aber das allein erklärt seine Popularität und seinen Erfolg nicht und ist vor allem nicht entscheidend.
Entscheidend war seine Art zu singen und zu unterhalten.
"Vergessen" Sie alles über seine Lebensumstände und seine Karriere und reduzieren sie Sinatra auf das, was ihn auszeichnet:
THE VOICE
Francis Albert Sinatra hat mich seit frühester Jugend begleitet und seine Art zu singen und das Besondere an seiner Stimme habe ich erst im Laufe der vielen Jahre verstanden. Ausgehend von der falschen Annahme, dass eine Stimme sanft und weich sein müsse, um den Hörer einzulullen, war ich Anfangs überhaupt nicht von der Art begeistert, wie er seine Songs vortrug. Was soll daran so besonders sein? fragte ich mich.
Dann bekam ich das folgende Album in die Hände:
COME FLY WITH ME
Sprichwörtlich: Furios!
Das 1958 bei Capitol Records erschienene Album war die Initialzündung für die persönliche und Jahrzehnte währende Beschäftigung mit Frank Sinatra. Bei diesem Album, welches einen mit dem Titelsong sofort gefangen nimmt eröffnete der Sänger mir ein neues und schillerendes musikalisches Universum von unvergleichlicher Schönheit und Faszination. Sensationell wie Sinatra auf diesem Album mit der Band harmoniert, sie unterstützt, sie überholt und mit den 15 Songs eine romantische Rundreise um die Welt macht, historisch betrachtet übrigens zu einer Zeit, in der Fliegen noch etwas besonderes war. Abseits davon ist das Cover, so empfinde ich es, eines der schönsten in der Popmusik.
Wenn Sie selbst leidenschaftlicher Musikhörer sind, egal welches Genre oder welche Vorlieben sie haben, dann werden Sie verstehen, was solche Initialzündungen bewirken (können).
Doch das steht hier nicht zur Rede.
Frank Sinatra war nicht nur ein bedeutender Sängner sondern einer der grössten Entertainer aller Zeiten. Die Wortkombination ' to entertain' bedeutet so viel wie: Unterhalten. Letzteres liest sich schnell und einfach, aber ganz so simpel ist die Umsetzung nicht, denn ein Publikum zu unterhalten, bei Laune zu halten, es für eine Zeit gewisse Dinge vergessen zu lassen ist eine ganz grosse Kunst, die nicht alle beherrschen. Sinatra war in dieser Beziehung einzigartig. Wer sich davon überzeugen möchte, dem seien die zahllosen Konzertfilme (viele sind auf DVD und Blu Ray erschienen) wärmstens ans Herz gelegt, v.a. auch seine Auftritte in Las Vegas. In diesen Filmen werden Sie sehen, was es bedeutet zu unterhalten. In dieser Hinsicht war er eine Blaupause für viele nachfolgende Musiker.
VERSTEHEN, WAS MAN SINGT
Songs bestehen aus einer Melodie und Worten. Worte gehen mit der Musik eine Symbiose ein und ergänzen sich gegenseitig. Worte beinhalten für sich genommen und in Kombination eine Bedeutung. Genau diese Bedeutung, die einem Songtext unterlag, konnte Sinatra durch seinen unnachahmlichen Gesang, durch diese Stimme herausarbeiten. Frank Sinatra war ein Meister der Phrasierung! Singen von Liedzeilen in Chronologie war nie seine Auffassung der Kunst, sondern den Worten eine Bedeutung verleihen. Es empfand und fühlte mit und genau das übertrug und überträgt sich auf den Hörer.
"In The Wee Small Hours" ist eines der besten Alben, die Sinatra je gemacht hat, eines der ersten Konzeptalben überhaupt und geniesst auch eine hohe Reputation im Allgemeinen bei Hörern und Kritikern zugleich. Es ist auch das Album, welches stilistisch sehr eng mit Jazz verknüpft ist. Auch hier ist das Cover grossartig und die Art wie Sinatra mit seiner Stimme eine Melancholie verströmt, die mit Sicherheit jeder von uns einmal im Leben durchgemacht hat, ist von unvergleichlicher Art.
Das Oeuvre dieses Künstlers ist riesig, die Anzahl seiner Kollaborationen mit anderen Musikern unüberschaubar. Es würde den Rahmen sprengen.
Für mich und auch meinen Kompagnon Alan Lomax, die wir beide äusserst leidenschaftliche Musikliebhaber sind, ist dieser Mann eine Legende, der Crooner schlechthin und einer der grössten Künstler aller Zeiten.
Francis Albert Sinatra wäre am morgigen 12. Dezember 2015 100 Jahre alt geworden.
Wir feiern seinen Geburtstag mit ihm, einen Jack Daniels in der Linken und eine Kippe in der Rechten und seiner Musik dazwischen.
Für immer unvergessen.
H A P P Y B I R T H D A Y F R A N K S I N A T R A.
Aus Las Vegas
Rick Deckard