Die Cowboys - Mark Rydell
Was für ein schönes Gefühl einen alten Western zu sehen, einen herrlich analogen Film! Dazu noch diese wunderbare Americana eines John Williams, der bereits damals sein Talent für Melodien demonstrierte.
Diese Filme hatten alle eine Titelsequenz, die ja heute aus welchen Gründen auch immer an das Ende eines Filmes verlagert wird. Zudem folgt Regisseur Rydell einer Tradition des Golden Age, indem er dieser Titelsequenz eine Overtüre voranstellt, in einer Pause "Intermission Music" spielt und ein "Entr'acte" folgen lässt.
Diese Kleinigkeiten lassen Erinnerungen hochkommen an vergangene Zeiten, in denen das Kino in der Kultur einen gewissen Stellenwert besaß und etwas besonderes war.
'Die Cowboys' ist ein klassisches John Wayne-Vehikel und den alten Haudegen auf der Leinwand zu sehen war ein Genuß, diesen übermächtigen Patron des Western. So gibt es natürlich jede Menge markiger Sprüche und eine Pädagogik, die heutige Sozialpädagogen erstarren lassen würde, im Film aber einen schmunzeln, gar lachen lässt, wenn man Wayne kennt und das alles nicht allzu ernst nimmt.
Rydell erzählt die Geschichte eines beschwerlichen Viehtrecks, in der John Wayne den Rancher Will Andersen spielt, der keinen Cowboy für diesen Treck findet, da alle dem Goldfieber verfallen sind. Kurzerhand rekrutiert er Kinder und Jugendliche aus der benachbarten Schule und macht sie binnen Tagen zu Cowboys, die die Rinder über die Prärie zum Zielort bringen müssen.
Die Tagline ist natürlich Kult:
"All they wanted was their chance to be men ... and he gave it to them!"
Wer wäre da besser geeignet als John Wayne?
'Die Cowboys' ist kein Über-Western und mitnichten einer für die ewige Bestenliste, aber er ist nach all den Jahrzehnten weiterhin eine ganz passable Unterhaltung, insbesondere für Genre-Fans, auch wenn er gegen Ende reichlich pathetisch daherkommt und unnötig brutal wird und dadurch auch moralisch fragwürdig. Aber was wäre ein Western mit Wayne ohne reaktionäres Gebahren. John Milius gefällt der Film bestimmt!
Aus den Weiten des Westens.
Rick Deckard