San Andreas – Brad Peyton …und andere Katastrophen

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  21. Oktober 2015, 20:20  -  #Filme

San Andreas – Brad Peyton …und andere Katastrophen

Über 20 angefangene und laufende Serien. So kann das nicht weitergehen! Inzwischen bin ich so dermaßen voll von Geschichten, Charakteren und Handlungen, dass selbst mein Therapeut, mir eine perfide Persönlichkeitsspaltung attestiert. Er hat mir Ruhe, Fernseh- und Serienverbot verordnet.

Natürlich folge ich dieser Empfehlung; …nur Stückchenweise! Zumindest die neuen Staffel von The Walking Dead, Ray Donovan und Fargo lasse ich mir nicht entgehen. Muss ja keiner mitbekommen. Und ja ich fange wieder an Musik zu machen, war schon einmal Schwimmen in der letzten Woche und lese seit Monaten mal wieder ein Buch. 

Und ich werde diesen Serienherbst zu einem Filmherbst machen! Langsam nähere ich mich wieder dem aktuellen Kino und ich habe mir auch bereits einen geheimen Plan für ältere Perlen und längst vergessene Meisterwerk gemacht, die ich mir ansehen werde. Denn von Filmen hat der Therapeut nichts gesagt, ich gehe mal davon aus, dass er im Zusammenhang mit der Persönlichkeitsspaltung die Tatsache meinte, dass ich halbstündig meinen Namen wechsele und Aktivitäten nicht zu Ende bringe, weil ich sie selbst in den nächsten konstruierten Handlungsstrang meines Lebens verlegt habe.

Eine Filmhandlung ist abgeschlossen und ein amerikanischer Film ist nach ca. 2,5 h vorbei ist Stereotyp und immer einem Genre verhaftet. Ich gestehe! Gestern habe ich schon mal in den tollen Dokumentarfilm „Eine Reise durch das amerikanischer Kino“ von Martin Scorsese rein geschaut und diesen Satz, sowie John Fords legendären Satz: „Mein Name ist John Ford und ich mache Western“ aufgesogen, verinnerlicht und versinnbildlicht. 

Start nun als in den Kinoherbst 2015! 3 / 2 / 1 …angefangen mit Old Boy über Casino zu Birdman, hinzu Everest und A World Beyond zugegebener Weise sehr Mainstreaming, aber ich muss ja erstmal wieder reinkommen. Und wenn ich meinen Filmkollegen und alten Haudegen Homo Faber aka. Rick Deckard so betrachte, der sich sogar Mad Max angesehen hat, muss ich mich hier wohl nicht rechtfertigen (! …hör auf zu lachen). Und somit kann ich sogar noch mit dem klischeebeladenen katastrophalen Katastrophenfilm San Andreas von Brad Peyton einen darauflegen.

Interludium bzw. Notiz an Rick Deckard: Wir müssen gegenseitig aufpassen, dass uns diese Chefredakteure bzw. Personalverantwortlichen von Cinema, Kinotipp und dieser renitente Ressortleiter Kultur von der Bäckerblume uns nicht wieder gegenseitig ausspielen und uns die besten Feuilleton Jobs anbieten! Vielleicht sollten wir auch mal wieder einen sog. anspruchsvollen Film auf die Agenda bringen, nur einfach so und um unsere Ärsche mehr zum Glänzen zu bringen. 

Aber immerhin unterliegen wir noch den gleichen Erfahrungswerten, denn  wenn ich lese, was der arme Rick Deckard erlebte als er Mad Max gesehen hat, muss ich sagen, dass er keine Ahnung davon hat wie plakativ und logikreduziert ein Film tatsächlich sein kann und wie sehr langweilig, aber auch Verlogen das amerikanische Kino derzeit ist.

Und ja ich rufe eine erste Endzeit der letzten Kinophase aus! Vielleicht kann man es auch technologische Endphase nennen. Denn offensichtlich sind wir mit diesen Filmen an einen Punkt angekommen, wo selbst dem blödesten Pseudocineasten wie uns auffällt, dass es tricktechnisch völlig banal ist, gesamt Kalifornien inkl. LA und San Francisco zu zerlegen. Zerstörung und Katastrophe als Spektakel. Nö! Denn ein simpler Film bleibt ein simpler Film und die imposant einstürzenden Gebäude  können noch so technisch ausgefeilt zusammenkrachen, wenn ein Anti-Anti-Anti Schauspieler wie Dwayne Johnson dazwischen rumfliegt und fährt, um seine Tochter zu retten (und nur die), während Millionen anderer Menschen drum herum sterben, ist das nicht nur einfallslos, sondern auch sparsam an Witz und Anstand. Nicht das ich mir da jetzt eine Wirkung oder eine Nachhaltig versprochen hätte, aber Schwächen des Films und die Einfallslosigkeit sind schon mehr als stumpf und uninteressant.

Meine Damen und Herren, dieser Film ist ein Blockbuster dieses Jahres 2015 und ein Kassenmagnet gewesen. Stellen Sie sich nicht die Frage, wo das alles noch hinführt? Für wie dumm, wird der Kinozuschauer eigentlich noch gehalten, als das er weiterhin für so ein stumpfen, leidenden Scheiß bezahlt. Und ja, liebe Lomaxkritiker, natürlich kann jeder selbst entscheiden, was er sich ansieht und wofür er bezahlt. Aber wem sagen sie das?

Und von wegen machen Sie es doch besser! Klar! Schauen Sie sich doch mal Erdbeben von 1974 von Mark Robson an, genießen Sie die perfekte Show, die differenzierte Handlung und die Schauspieler vor immerhin 41 Jahren! Und dann fragen Sie mich nochmal, warum ich mir sowas ansehe und noch immer Liebhaber des amerikanischen Kintops bin und somit entscheiden darf, welche Erwartungshaltung ich haben darf.

Aus einem Graben

Alan Lomax

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