Godzilla - Gareth Edwards
Es ist erstaunlich, wie schnell manche Menschen Karriere in der Filmbranche machen. Den Namen Gareth Edwards kannte bis vor kurzem kaum einer, plötzlich ist er in aller Munde. Ende 2016 soll der erste Star Wars Spin Off 'Rogue One' in die Kinos kommen. Die Dreharbeiten haben dieses Jahr begonnen. Erstaunlich auch, wenn man bedenkt, dass er vor Godzilla 2010 'Monsters' und davor nur einen Kurz- und einen Fernsehfilm gedreht hat. Nun Regisseur im Star Wars Universum - so schnell kann es gehen.
Ich kam an der Blu Ray 'Godzilla' nicht vorbei, gerade in Zusammenhang mit dem Namen Edwards (ich war neugierig geworden) und hatte einige Vorbehalte, was mich erwartet. Eine filmgeschichtlich populäre Echse aus Japan, dazu gewaltiges Trash-Potential. "Master Of Desaster" Roland Emmerich hatte vor Jahren bereits seine Version des Stoffes gedreht, der Film ist nicht in Erinnerung geblieben.
Godzilla hat mich überrascht. Die Geschichte um die urzeitliche Echse und Mutos (massiver unbekannter terrestrischer Organismus!) ist natürlich Unsinn und darüber sollte man bei diesem Film hinwegsehen. Viel interessanter ist die Art wie Edwards die Geschichte umsetzt und das zeugt von inszenatorischem Können.
Godzilla ist ausserordentlich packend erzählt und die visuelle Umsetzung ist famos. Das macht Hoffnung auf 'Rogue One'.
In epischem Stil und bildgewaltig setzt der Regisseur die Geschichte um. Ähnlich wie Ridley Scott in seinem Meisterwerk 'Alien' werden die Urviecher erst nach einer Stunde in Gänze gezeigt, bis dahin erfolgen nur Andeutungen, unwirkliche Geräusche in der Dunkelheit und das Spiel mit Farben und Formen. Das verursacht Momente grösster Spannung.
Das Spiel mit der Angst des Menschen vor der Dunkelheit - zeitlos!
Kameramann Seamus McGarvey erschafft zunehmend ein apokalyptisches Szenario und Bilder, bei denen einem zeitweise der Atem stockt. Gegen Ende sind Teile einer grossen Metropole zerstört, Grautöne und Schwarz bestimmen die Leinwand, Dunkelheit und Düsternis. Was für ein Inferno!
Atemberaubend und spektakulär gefilmt die Szene, in der Soldaten aus grosser Höhe auf San Francisco abspringen, gerade in solchen Sequenzen zeigt sich das Können eines Gareth Edwards.
Wie bei allen Filmen dieser Art werden natürlich auch menschliche Schicksale ausgelotet. Hier punktet der Film gerade zu Beginn mit einer Vater-Sohn Beziehung, die nicht aufgesetzt wirkt, und Bryan Cranston zeigt, dass er mehr kann als Walter White. Neben ihm spielen Juliette Binoche und der legendäre Ken Watanabe (diese wunderbare Synchronisation seiner Stimme!), der in einer Szene Godzilla so ausspricht, wie die Japaner das tun.
Effekte und Pomp stehen bei einem solchen Desaster Movie selbstredend im Vordergrund, daher gibt es für die Akteure nicht viel zu spielen, aber die gegebenen Möglichkeiten werden ausgeschöpft, gerade durch Cranston.
Godzilla war eine echte Überraschung, ein spannender und bisweilen beklemmender Fantasy-Action-Thriller mit hohen Schauwerten, der v.a. visuell und teilweise dramaturgisch vollends zu überzeugen vermochte und grosse Hoffnung macht mit Edwards einen vielleicht aufgehenden Stern am Regiehimmel aufgehen zu sehen.
Aus San Francisco,
Rick Deckard