OLDBOY - A Spike Lee Joint
Es ist eine unglaubliche Frechheit, ja vielleicht sogar ein Skandal, wie leichtfertig, deutsche Filmkritiker mit diesem Film umgehen. Ich kann mir überhaupt nicht erklären, was da passiert ist? Entweder die Typen schreiben alle von einander ab und es besteht ein Zirkel von Filmfreunden die sich untereinander abgesprochen haben, um Spike Lee und sein gottverdammtes Meisterwerk OLDBOY komplett zu diskreditieren.
So vergisst Jan Küveler in der Welt, bei der Aufzählung der letzten Spike Lee Filme komplett sein „Buffalo Soldiers `44, übrigens wie seine amerikanische Kollegen auch gerne, was auf latent rassistische Tendenzen schließen lässt.
Was die deutsche Presse komplett gemein hat, und tatsächlich auf ein gegenseitiges Abschreibkomplott schließen lässt ist die Tatsache, dass sich alle ihre Fehlinformation aus der gleichen Quelle beziehen und falsch schreiben, dass das Original ein Japanischer Comic ist und kein koreanischer Film.
Der größte Skandal aber ist die Besprechung des Films in DER ZEIT in der Oliver Kaever es tatsächlich wagt, die asiatische und amerikanische Esskultur am Beispiel von panierten Tintenfischringen und rohen Tintenfisch zu erklären und mit dem kulturellen Codes des Remakes und des Originals von Park Chan-Wook zu entschlüsseln. Dies steht im frei als Autor! Aber das es letztendlich Wan-Tans sind die Josh Brolin in dem Film fast 20 Jahre essen muss, widerlegt allerdings die komplette Theorie.
Das alles mag Sie nicht interessieren, ich aber Frage mich wirklich, was Spike Lee gemacht hat, dass ihn kein Kritiker in dieser Welt (mehr) versteht bzw. ignoriert und verrissen wird kein anderer amerikanischer Regisseur?
Das Remake OLDBOY von Spike Lee hat mir vielen Klischees und Vorurteilen der internationalen Filmkritik zu kämpfen. Hauptsächlich mit der Tatsache, dass er es gewagt hat, sich ein asiatischen Arthousestreifen wie OLDBOY anzunehmen, der in der Gemeinde der Pseudocineasten gerne als bester Film der letzten 20 Jahre beschrieben wird.
Und für wahr: Park Chan-Wook’s Streifen „Old Boy“ äußerst verstörender Film, mit ewig bleibenden Sequenzen in den Hirnen und Alpträumen der Zuschauer. Und dabei sind es nicht nur die Bilder die fast Krank vor Verstörung machen, sondern primär die sonderbar starke Story und hintergründige philosophische Frage stellt, was passiert wenn man einen Menschen geistig komplett entleert bzw. entmachtet.
Die Grausam- und Gewalttätigkeit in dem asiatischen Original Film ist nicht Mittel zum Zweck, sondern wird als Machtinstrument des Filmemachers gegenüber des Zuschauers genutzt und ist merkwürdiger Abschaum und ein faszinierender, artifizieller Rausch zugleich. Aber es gibt einfach zu viele Menschen in der nicht asiatischen Welt, die mit dieser Filmkunst wenig anfangen können, lieber den Mainstream mögen und auch einfach nicht permanent überfordert werden möchten. Außerdem haben diese Menschen, überhaupt keinen Bezug zur Mangakultur. Und genau das ist zusammengefasst der elitäre Grund, warum die Kulturbewahrer diese Streifen bei sich behalten möchten. Es ist die letzte Bastion des Besserwissens. Der asiatische Film und die Mangakunst. Davon hat der normale Kinogänger doch keine Ahnung und genaus deswegen gilt Spike Lee auch als filmische Katastrophe, die sie natürlich nicht ist.
Denn Spike Lee hat das amerikanische Kino verstanden und studiert und fügt seiner Version das hinzu, was Hitchcock bereits als die Quintessenz des Kinos beschrieb: SUSPENSE
Für wahr: Spike Lee nimmt dem Remake gegenüber dem Original seine angebliche Stärke: Die Grausamkeit! Natürlich gibt es schlimme Sequenzen, die aber im Vergleich zu Park Chan-Wook milde sind. Aber er stattet die unglaublich großartige Geschichte mit verdichteter Zuschauermanipulation aus und macht OLDBOY so zu einem gelungen Suspensestreifen der dem amerikanischen Kino mehr als gerecht wird und emotional genug bleibt.
Spike Lee’s künstlerische, visionäre Wahl für das Settings des Films ist künstlerisch Nachvollziehbar, gelungen und zutiefst Nachhaltig. Ein Meisterwerk? Nun ja, dass muss sich jeder selbst beantworten. Ich möchte diesmal von einem Meisterwerk des Wiederstandes sprechen. Den Spike Lee zieht in einen Feldzug gegen das asiatische Kino und klagt es stellenweise sogar an bzw. spielt mit Genre und parodiert es sogar kurz, bei der legendären Sequenz, als „Hammerin Man“ in die Kinogeschichte eingegangen ist.
So ein hintergründiges Vorgehen ist natürlich ein Tritt in den Arsch für Liebhaber des südkoreanisches Kinos und der Mangakultur eines Garon Tsuchiya und Nobuaki Minegishi.
Eine Frage bleibt nun übrig! Warum ist Spike Lee’s Film trotzdem ein Flop an den Kinokassen geworden? Am Schauwert des Filmes kann es nicht liegen, denn wer den Film gesehen hat, wird zumindest von Josh Brolins famoser animalischer Schauspielerleistung fasziniert sein oder von dem total verrückten und nicht Ansatzweise kommenden Plot der Geschichte, zudem von der Dichte der Tragödie und von der einmaligen Art und Weise Filme zu inszenieren, wie es eben nur ein Lee Joint kann.
Ich glaube ehr das es diesmal die Unkenntnis der Zuschauer ist. Spike Lee hat sein Publikum zu ernst genommen und mutet ihm zu viel zu: Filmwissen! Denn Lee ist nicht Tarantino. Der macht ähnliches mit dem asiatischen Kino, tänzelt aber mit einer gewissen Leichtigkeit zwischen den Genres und versteht es zudem das Publikum glauben zu lassen, dass jeder im Kino ein Cineast ist und JEDER, JEDES Zitat versteht! Tarantino ist ein Magier für die Selbstlüge des Zuschauer´s Ahnung vom Kino zu haben.
Spike Lee glaubt diesmal, dass er es genau so machen kann. Daran scheitert er leider. Denn wenn ich mir die nationalen und internationalen Kritiken so durchlesen, scheine ich der Einzige zu sein, der seinen Antrieb und seine gelungene Umsetzung verstanden hat. Aber ich habe gerade mal € 3,99 für den Stream bezahlt. Das gibt natürlich wenig zurück, außer natürlich so ein Artikel hier, der vielleicht eine gute Handvoll guter Leute dazu bringt, sich auch auf meine Seite zu schlagen und ja zu Spike Lee’s OLDBOY Version sagt. „Vielleicht Leute 5“ (Peter Hein)
Das sollte reichen!
Aus dem Chinarestaurant, bei der Vorspeise: "Einmal Tagessuppe und ein Teller Wan-Tan’s"
Alan Lomax