Lilyhammer - 3. und letzte Staffel: Die Serie erreicht Kultstatus

von Rick Deckard  -  11. August 2015, 11:38  -  #Fernsehen

Lilyhammer - 3. und letzte Staffel: Die Serie erreicht Kultstatus

There is no business like show business.

Dieser von Irving Berlin komponierte Song für das Musical 'Annie Get Your Gun' ist die Maxime von Giovanni "Johnny" Henriksen, gespielt von Steven van Zandt, der im norwegischen Lilyhammer einen Nachtclub betreibt (das Flamingo), nachdem er aus New York fliehen musste. Der "Wise Guy" wurde im Zeugenschutzprogramm aufgenommen und baute sich in Norwegen eine neue Existenz auf. Wie und mit welchen Verwicklungen und Zeichen des Kulturclash das von sich geht, zeigen die ersten beiden Staffeln.

In den 8 Episoden der 3. Staffel geht es um einarmige Gangster aus den Baltischen Staaten, Schaafzüchter, Drogenhandel in Brasilien, Internet-Bekanntschaften, konkurrierende Gangster und den würdigen Abschluss der mit Abstand lustigsten Serien aller Zeiten.

Die 3. Staffel erhebt die Serie in den Kultstatus und das ist bei Lomax & Deckard nicht ganz einfach. Ich schrieb bereits, dass das Wort "Kult" überstrapaziert ist, aber im Falle von Lilyhammer trifft es seiner Bedeutung nach zu. Diese Serie wird über die nächsten Jahre immer wieder den Weg in den Player finden und Dialoge werden im Alltag zitiert werden.

Grund dafür ist die famose Darstellung des Charakters des Giovanne Henriksen, der herrlich reaktionär ist und 'political correctness' missachtet. Gerade, weil er in der Ausgestaltung seines Lebens nicht der Norm folgt, sondern seinem eigenen Ethos, gerade deswegen schaut man sich die verschiedenen Episoden so gerne an.

Der 'Way of Life' eines Italo-Amerikaners aus New York in Lilyhammer, Norwegen muss mit den dortigen Lebensgewohnheiten und Lebensstil kollidieren und aus diesem Zusammenprall gewinnt die Serie ihren besonderen Reiz. Auf höchst charmante und bewusst überzogene Weise werden dabei die Einheimischen dargestellt und das hat auch einen Nebeneffekt: Von Staffel zu Staffel werden das Land und die Menschen immer reizvoller und man verspürt den Wunsch das Land zu bereisen.

Die Dialoge und Einzeiler, die van Zandt von sich gibt, sind sensationell und unglaublich lustig, vorausgesetzt man mag diese Art Humor. Ich habe wiederholt (in allen Staffeln) herzhaft lachen müssen und viele der Szenen haben mich an einen gewissen anarchischen Humor vergangener Tage erinnert.

Van Zandt hat auch Kultstatus erreicht und das mit einer grossen Lässigkeit, wenn man bedenkt, dass er hauptberuflich Mitglied der E-Street Band um Bruce Springsteen ist. Tolle Leistung und mit schauspielerischem Talent!

Ein weiterer Grund sich die Serie anzusehen ist der Charakter des Jan Johansen, furios gespielt von Fridtjov Saheim, ein Sozialarbeiter in Lilyhammer, der fürwahr episches durchmacht. Die überzeichnete aber auch sehr lebensnahe Darstellung wird in die persönliche Fernsehgeschichte eingehen, weil auf der einen Seite alle Klischee-Register gezogen werden die es gibt, auf der anderen diese Stereotypien auf höchst charmante und entwaffnende Art mit Wahrheiten belegt werden, von denen man bewusst und gerne absieht. Dass das gelingt, liegt an der schauspielerischen Leistung von Saheim, der insbesondere in der 3. Staffel Szenen und Dialoge hat, die einen vor Lachen zur Atemnot führen.

Neben diesen beiden Charakteren lebt die Serie aber auch von der Liebe der Produzenten zum Kino, insbesondere den Filmen eines Martin Scorsese und Francis Ford Coppola und die Art wie deren Filme zitiert werden, insbesondere 'Goodfellas' , ist voller Humor.

Lilyhammer weckt auch und insbesondere grosse und wehmütige Erinnerungen an eine längst vergessene Ära: Die der Crooner und der lässigen Unterhaltung.

There is no business like show business.

Ein persönlicher Meilenstein.

Aus Norwegen,

Rick Deckard

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